Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
Kinphaurenwelt. Und er wollte in ihr seinen Weg gehen. Er ging in ihr seinen Weg. Trotz dieses bedauerlichen Rückschlags im Tragent. Er ging auf den Wegen der Kinphauren. Dazu musste er denken wie ein Kinphaure. Und dazu gehörte, dass er nicht durch ein bisschen Ränke in Panik geriet. Sein Stahlbürge war ermordet worden. Na gut, das geschah. Aber zum Glück hatte er ja über ihn und seinen Klan der Mar‘n-Khai, eine Verbindung zum mit ihnen verbündeten Klan der Khivar, zu var’n Sipach selber hergestellt. Er war durch deren Eisen-Protektorat vor den Konsequenzen des Debakels im Tragent gerettet worden.
    Ihn sollten, ihn konnten die Auswirkungen dieses Mordes doch unmöglich erreichen.
    »Wie ist Venach Idaz gestorben?«, fragte er var’n Sipach.
    Das Bevollmächtigte Beil erzählte es ihm. Venach Idaz war im Morgengrauen im Kastell der Mar‘n-Khai, der Stadtburg der Rhuner Familie Keranvard, von Verschworenen seines Klingenkreises in seinem eigenen Blut aufgefunden worden. Seine Saphirgattin hatte sie auf die Suche nach ihm geschickt, da sie ihn am Morgen nicht in ihrer Kammer angetroffen hatte. Sie stießen in einem abgelegenen Korridor auf seine Leiche. Er war von vier sirpas -Klingen getroffen und gezielt gelähmt worden. Dann hatte man ihm die Augen ausgestochen. Das Zeichen des beseitigten Zeugen, hatte var’n Sipach bemerkt und Banátrass wieder mit diesem bedeutsamen Blick angesehen. Er hatte sich seinen Schauder nicht anmerken lassen. Dann hatte man Venach Idaz den Bauch aufgeschlitzt und ihm eine Klinge durch die leere, blutende Augenhöhle ins Hirn gerammt.
    »Hat man eine Spur des Attentäters gefunden?«, fragte er var’n Sipach, einfach nur um irgendetwas zu fragen, während es in seinem Kopf rastlos arbeitete.
    »Spuren gab es eine Menge. Meist blutig. Aber keine, die auf einen möglichen Täter oder seinen Dienstherrn oder Auftraggeber hinweisen würden.«
    »Wie ist der Mörder denn in das Kastell hereingekommen? Es ist stark befestigt und bewacht.«
    »Man geht davon aus, dass der Mörder durch ein Turmfenster hineingelangt ist.«
    »Ein Idarn-Khai also!«
    »Oder ein Gholem. Auch diese Möglichkeit gibt es.«
    »Ein Homunkulus? Wie soll so ein schweres Wesen steile Mauern klettern.«
    »Nein, ein Gholem. Sie sind zwar aus der Ursprungsform der Kunaimrau entwickelt, aber ein Gholem ist etwas grundsätzlich anderes als das, was ihr Homunkulus nennt.«
    »Wer könnte so etwas gegen Klan Mar‘n-Khai einsetzen? Wer würde so gegen Klan Mar‘n-Khai vorgehen?«
    »Gegen Klan Mar‘n-Khai und gegen Sie.«
    Da war es wieder, das eiskalte Gefühl, das, während var’n Sipach diese Worte aussprach, zu seinem Herzen hochkroch und es wie eine Klammer umfasste.
    Trotzdem musste er fragen.
    »Gegen mich? Wieso gegen mich?«
    »Die ausgestochenen Augen«, antwortete var’n Sipach. »Ich sagte doch schon: Dies ist das Zeichen des beseitigten Zeugen.« Var’n Sipach blickte ihn wie von oben herab an, seine Augenbrauen hochgezogen. »Sie müssen sich doch gewiss zusammenreimen können, was das für Ihre Person bedeutet.« Var’n Sipach ließ seinen Blick beharrlich auf ihm ruhen. Prüfend. Sein Mund war trocken, sein Hirn lief auf Hochtouren, aber, obwohl all die Schlüsse, all die offensichtlichen Möglichkeiten vorbeirasten, er vermochte nichts davon zu sagen, auch wenn var’n Sipach ihn hier anstarrte wie ein strenger Schulmeister einen zaudernden Examinanden.
    Er sah var’n Sipach die Lippen schürzen, hörte ihn ein und ausatmen.
    »Dann erkläre ich es Ihnen«, sagte var’n Sipach. »Der Auftraggeber dieses Anschlags hat ein Zeichen hinterlassen, dass er einen Zeugen beseitigt hat. Einen Zeugen, einen Bürgen , der sie von einer Schuld entlastet. Einer Schuld, die der Auftraggeber allein auf sie abgewälzt sehen wollte. Der Schuld an der Sache im Tragent.
    Klan Vhay-Mhrivarn.
    Er übermittelt die Botschaft, dass er das Ruder umkehren kann. Und dabei ist, genau das zu tun. Dass Vergeltung folgt. Dass Sie zwar im Tragent durch die Bürgschaft und Aussagen des Klans Mar‘n-Khai einer vom Klansrat unterzeichneten Exekution entgangen sind. Dass Sie sich dadurch aber nicht sicher fühlen können. Klan Vhay-Mhrivarn geht gegen Klan Mar‘n-Khai vor: Das ist die Botschaft. Und Sie«, var’n Sipach deutete mit dem Finger auf ihn, »stehen in der Mitte. Sie sind das Ziel.«
    Banátrass fühlte, wie eine beklemmende Welle von Furcht ihn durchströmte, wie die Möglichkeiten der Welt mit einem Mal

Weitere Kostenlose Bücher