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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Verschworene von Var’n Sipachs Klingenstern sein, eine Gruppierung deren eingeschworene Loyalität allein einem Würdenträger innerhalb des eigenen Klans galt. Eine durch Schwur gebundene, bis in den Tod hinein treue Leibgarde, der letzte Kreis eines jeden kinphaurischen Ranghohen innerhalb seines Klans. Mit stummem Nicken nahmen sie ihn in ihre Mitte, eskortierten ihn durch das streng bewachte Portal und führten ihn weiter durch Treppenhäuser und klirrend kahle Gänge.
    Vor der Tür zu var’n Sipachs Amtsraum stand dessen Ankchorai mit den verstümmelten Ohren und dem durch Narben wie über dem Schädelknochen verzogen wirkenden Gesicht. Der Ankchorai blickte auf ihn herab und öffnete einen Flügel der Tür.
    Na, mit einem der Gewappneten wollte man auch nicht aneinander geraten. Banátrass dachte daran, dass diese Gestalt, die ihn aus kalten Augen herab musterte, heute morgen noch mit bloßen Händen, so hieß es, einem Brannaik-Homunkulus entgegengetreten war und ihn gestoppt hatte. Na ja, mit bloßen Händen? Der ganze Körper eines Ankchorai war eine Waffe. Verrückt. Wie konnte ein Mensch, selbst ein Kinphaure sich und seinen Körper so verändern lassen, wie konnte er die Prozedur ertragen, die aus ihm einen Gewappneten machte?
      Ein Ankchorai war eine Waffe, eine gefährliche Waffe, und man konnte nur hoffen, dass kein Kinphaure, der die Macht über einen von ihnen besaß, sie jemals gegen einen selber richten würde.
    Heute Morgen ein Attentat auf Heereskommandant Vaukhan, jetzt sollte sein Stahlbürge Mar‘n-Khai Venach Idaz ermordet worden sein? Was ging da vor?
    Er trat durch die Tür, über die mit Kinphauren-Glyphen verzierte Schwelle und hörte, wie der Türflügel mit einem trockenen Rumms hinter ihm geschlossen wurde. Der Raum, in dem er sich fand, war verändert worden, seit er als Amtszimmer von var’n Sipach, dem Bevollmächtigen Beil von Heereskommandant Vaukhan diente.
    Durch vier aufrechte Steinplatten, etwa so groß wie ein Bücherregal, hintereinander zu einer trichterartigen Anordnung gestaffelt, war eine Art Vorraum entstanden. Metallarbeiten, wie in fremdartigen Ornamenten verlaufende Adern, waren darin eingearbeitet. Fugen liefen in merkwürdigen Anordnungen durch den Stein, und Teile davon schimmerten, als seien sie von einem Wasserfilm überzogen.
    War das auch so eine Art kleiner Wächtergeist? Bei seinen vorherigen Besuchen in diesen Räumen hatte er darüber zu keinem Urteil gelangen können. War da beim Passieren dieser Steinplatten der Druck eines Wächters spürbar? Die Aura kleinerer Wachtgeflechte, die einem ein tiefes Unbehagen einflößte? Er konnte es nicht sagen. Er befand sich schließlich in den Räumen eines Kinphauren. Hier strahlte alles einen Hauch des Merkwürdigen aus. Die Bildnisfriese, die Steingesichter, welche die Wände zierten. Sie schienen einen mit ihren Blicken zu durchbohren und zu verfolgen. Und dann die in Wand, Boden, Tische eingearbeiteten steinernen und metallenen Gerätschaften. Egal wie groß Kinphaurenräume auch waren, sie erschienen immer wie enge, hohe Korridore.
    Er war einmal mit Venach Idaz … seinem jetzt toten Stahlbürgen Venach Idaz, erinnerte er sich mit Bestürzung, einen der Gewundenen Wege zu einem Entrückten Raum gegangen, zu einer jener geheimen Kammern der Kinphauren, zu denen es keine natürlichen Zugänge gab. Beim Gedanken daran richteten sich ihm immer noch die Nackenhaare auf.
    Var’n Sipach sah ihn an.
    Er stand tatsächlich direkt vor var’n Sipach. Warum hatte er ihn zuvor nicht bemerkt? Er saß doch unmittelbar vor ihm, in diesem etwas zugestellt wirkenden Raum.
    »Meinen Gruß, Kylar Banátrass.«
    Var’n Sipach stand mit diesem Worten von seinem steinernen Schreibtisch auf, dessen Tischplatte in ihrer Dicke wirkte wie der Abdeckstein einer Gruft. »Ich sehe, Sie haben meine Nachricht erhalten.«
    »Das habe ich allerdings. Und sie hat mich sehr … überrascht.«
    »Das hat sie uns alle.«
    »Mar‘n-Khai Venach Idaz tot? Ermordet? Wie kann das sein?«
    »Wie es sein kann, dass ein Kinphaure durch die Klingen seines eigenen Volkes fällt? Klanfehden. Intrigen. Botschaften, die dem Adressaten in Blut übermittelt werden.«
    Var’n Sipach sah ihn bei diesen letzten Worten an, fixierte seinen Blick mit seinen Augen derart bedeutungsschwanger, dass in ihm ein kalter Frosthauch hochstieg. Klanfehden. Oh, mein Gott. Wenn man sich darauf einließ … Er straffte sich, rief sich zur Ordnung. Unsinn, dies war eine

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