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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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auf die Thekenplatte, nahm sie zwischen die Lippen, zündete sie an einer Kerze an, paffte, blickte gedankenverloren dem ausgeatmeten Rauch nach, als könnte er in ihm Bilder erkennen, die von Chiks Worten und den Erinnerungen an Khrival Nemarnsvad heraufbeschworen wurden.
    Danak ließ sich zwei frische Biere zapfen und ging zu Histan hinüber.
    »Alles klar bei dir?«
    Histan sah sie an, mit blankem Blick, erst durch ihre Worte auf sie aufmerksam geworden.
    Ja«, sagte er. »Nein. Natürlich nicht. Einen aus unserem Kader hat’s erwischt. Einen Freund. Wie könnte da alles klar sein?«
    »Da hast du wohl Recht.« Sie schob ihm das Bier über die Tischplatte herüber, und er starrte es an, als sei es ein Beweisstück, dessen Sinn er erst einmal ergründen musste.
    »Ich hatte nur den Eindruck«, fuhr sie fort, als sie beide angetrunken hatten, »dass irgendwas dich gebissen hat. Jenseits von Khrivals Tod. Deine Bemerkung bei der Bestattung.«
    Er blickte von seinem Bier zu ihr hoch, sah ihr für einen Moment ins Gesicht, als wollte er darin etwas finden.
    »Na ja«, sagte er schließlich, »ist nun mal so, dass, wenn so etwas geschieht, man ins Grübeln kommt, was man da eigentlich tut.«
    Danak hielt ihren Mund, obwohl sie dazu einiges hätte sagen können.
    »Wenn jemand in einem solchen Gefecht zu Tode kommt …« Er hielt inne, als müsste er seine Worte zunächst ordnen. »Gut, wir können uns nicht sicher sein, gegen wen wir da gekämpft haben. Diese unbekannte Truppe. Aber wenn die Vermutungen richtig sein sollten. Dann macht man sich doch Gedanken über die Gründe, aus denen er sterben musste. Für was?« Seine Hände griffen wie zu einer Geste in die Luft, sanken dann aber hilflos wieder herab. Er schwieg. Beide sahen sie in ihr Bier.
    Sie fühlte seinen Blick auf sich, sah, dass er sie eingehend musterte. Kann ich dich etwas fragen?, schien sein Blick zu sagen.
    »Raus damit«, sagte sie.
    Er druckste herum. »Was wäre …?« Das passte gar nicht zum ruhigen, sicheren Histan Vohlt. »Was …?« Er holte Luft, wie um neu anzusetzen, sprach dann schnell und sicher. »Würde es dich stören, wenn wir mit dem, was wir in unserem Job durchziehen, auch etwas für die andere Seite tun könnten?«
    Jetzt war es an ihr, ihn zu mustern. »Was meinst du? Welche andere Seite?«
    »Na, unsere. Die Menschen. So wie wir heute etwas für die von … denen getan haben.«
    Hatten sie das? Das war genau die Frage, die ihr die ganze Zeit im Kopf herumging.
    »Aber wir tun etwas für die Menschen«, sagte sie stattdessen. »Wir tun, was wir können. Wir halten ihr Leben so sicher, wie es unter den gegebenen Umständen geht.« Sie sagte es herunter und vermied den direkten Blick in seine Augen. Hatte sie etwa Angst, dass er etwas darin erkennen könnte?
    Wieder hing für einen Moment ein Schweigen zwischen ihnen.
    Schließlich hörte sie Histan sagen: »Und wenn wir die Umstände ändern könnten?«
    Sie hob den Kopf, sah ihn scharf an.
    »Sympathisierst du etwa mit den Marodeuren?« Histans dunkle Augen sahen klar zurück. Keine Verlegenheit darin. Sie wusste, sie konnte sich auf ihn verlassen, wusste, dass sie beide diesen Job aus den gleichen Gründen taten. Er hatte den Dienst in der Protektoratsgarde abgelehnt und war zur Stadtmiliz gekommen. Auch wenn ihn das den Leutnantsrang gekostet hatte. Trotzdem fuhr sie fort – es war schließlich eine seltsame Stimmung, in die Histan Vohlt gefallen war. »Willst du, dass in Rhun Krieg herrscht? Dass Menschen für die Befreiung … für Fahnen mit dem Wort Freiheit drauf, für Idirium oder was immer du dem Ganzen auch für einen Namen geben willst, in Scharen sterben?   Du hast gehört, was Sandros dazu gesagt hat. Was passieren würde, wenn Rhun erneut umkämpft würde. Ich habe den Krieg im Feld erlebt. Ich kann mir so etwas lebhaft vorstellen. Ich kann mir auch vorstellen, wie Straßenschlachten in einer Stadt wie Rhun aussehen können. Das, was in Kaiverstod geschehen ist, wäre dagegen gar nichts.«
    Noch immer der ruhige, klare Blick in Histans dunklen Augen, die während der ganzen Zeit nicht von ihr gewichen waren.
    »Danak«, sagte er, »ich bin da, wo ich bin. Genau an dieser Stelle. Nicht bei Einauges Rebellen, nicht bei einer Freien Schar im Niemandsland, nicht über die Frontlinie zur Idirischen Armee geflüchtet. Ich bin hier in der Miliz Rhun. Trotzdem frage ich mich manchmal Sachen. Tust du das nicht auch?«
    »Nein«, sagte sie rasch. Dieses komische Gefühl

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