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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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nahm.
    Er trank sein Bier aus, dann wandte er sich zum Gehen.
    »Morgen«, rief sie ihm noch hinterher. »Ohne Spitzohrenmontur.«
    Er zog, schon in der Tür, eine üble Grimasse, schien aber nicht tödlich beleidigt zu sein oder auf Blutrache zu sinnen. Was gut war. Schließlich behauptete er, er sei ein Kinphaure, und bei Kinphauren war so etwas wie Blutrache das Normalste der Welt.
    »Milizuniform«, gab er zurück, bevor er aus der Tür verschwand.
    »Du willst ihn doch morgen nicht mitnehmen?« Mercer sprach sie von der Seite an.
    Sie blickte ihm direkt in sein hageres Gesicht.
    »Was willst du tun, Mercer?«, sagte sie. »Er ist einer von uns. Wir können ihn nicht aus allem raushalten.« Sie dachte an die Informationen, die sie vom Vastacken erhalten hatte. »Außerdem gibt es morgen bestimmt eine Menge zu sehen, was er Banátrass gut erzählen kann.«
    Sie sah zur Tür hin, durch die er verschwunden war. »Oder wem immer er Rechenschaft ablegen muss.«
    Noch während sie das sagte, spürte sie ein befremdliches kaltes Pochen an ihrer Hüfte. Ihre Hand fuhr hin.
    Ach, der Orbus, den hatte sie ganz vergessen. An den musste sie sich erst einmal gewöhnen. So fühlte es sich also an, wenn er sich meldete.
    Ihre erste Orbus-Botschaft. Große Sache. Ihr eigener Senphore in einer Schatulle am Gürtel. Was würden jetzt wohl diejenigen dieser Geistesboten dazu sagen, die nach dem Einmarsch der Kinphauren von den Masten gebaumelt hatten?
    Sie setzte sich von dem Pulk ab und ging durch einen backsteingemauerten Steinbogen in einen anderen, noch unbeleuchteten Teil der Schenke. So früh am Abend war beim Bilganen noch nicht so viel los. Sie setzte sich auf eine Bank in einer Erkernische, die Füße auf die Sitzfläche, die Knie hochgezogen.
    Die kugelförmige Schatulle schnappte auf einen Knopfdruck hin auf, gab den Orbus frei. Auch hier gab es einen Knopf, der die silbergefasste Kugel zum Leben erweckte.
    Sie rief sich noch einmal die Reihe der Symbole ins Gedächtnis, die sie bei der Einweisung durch ein Ordensmitglied des Einen Weges erhalten hatte. Diese kinphaurischen Glyphen waren für jemanden, der nicht an sie gewohnt war, ganz schön trickreich. Mal sehen, ob sie das auf Anhieb hinbekam.
    Sie ließ den Knopf einklicken und hielt den Orbus auf der Handfläche vor sich hin. Sofort erschien die fremdartige Reihe von Symbolen wie mit einer Lichtspur geschrieben in der Luft. Sie erkannte das erste ihrer Kodekette, konzentrierte sich darauf und formte es in Gedanken nach. Alle anderen bis auf dieses Zeichen verblassten und eine neue Reihe von Symbolen erschien. Diesmal waren es zwei, die zu ihrem persönlichen Siegel passten. Sie fasste sie ins Auge, formte das mentale Bild, eine neue Kette erschien. Das ging ja gut. Nach und nach ging sie durch die projizierten Ebenen. Dann erschien wie ein Glühwürmchen ein roter Punkt vor ihren Augen, eine Kugel etwa von der Größe einer Holzperle. Das war ihre Botschaft. Gespenstisch. War es das, was die Senphoren, die kostbaren Geistesboten des Idirischen Reiches ohne Zuhilfenahme einer solchen Gerätschaft, nur mit ihrem Geist taten, wenn sie Botschaften sendeten oder empfingen? Wahrscheinlich würde sie es nie erfahren. In ganz Rhun gab es keinen Senphoren mehr, der am Leben war und den sie hätte fragen können.
    Sie konzentrierte sich auf die rote schwebende Lichtperle, schickte ihr die Symbole entgegen, die der Ordensmann sie bei der Schulung gelehrt hatte. Tatsächlich, die Kugel reagierte, sie löste sich auf.
    »Leutnant Vorna Kuidanak.«
    Sie wollte vor Schreck von der Bank aufspringen, prallte dabei aber in der engen Erkernische mit dem Rücken gegen die Backsteinmauer.
    Eine Geisterstimme hatte ihren Namen gesprochen. Sie war darauf vorbereitet gewesen, dass so etwas geschah, trotzdem hatte es sie geschockt.
    »Ich habe eine wichtige Nachricht für Sie, die Sie heute noch erfahren müssen.« Es war die Stimme von Banátrass, Ehrgeizling, Karrierist des Einen Weges, frischgebackener Milizhauptmann. »Aus den Waffenkammern der Kinphauren ist von den Firnwölfen etwas Weiteres entwendet worden, von dem sich leider bei Ihrem gestrigen Zugriff keine Spur fand. Es ist von allergrößter Wichtigkeit, dass es gefunden und sichergestellt wird. Es handelt sich dabei um einen Moloch-2-Homunkulus. Er ist somit Teil Ihres Auftrags. Es ist davon auszugehen, dass ihn die Firnwölfe aus der Stadt herausschmuggeln wollen. Das ist auf jeden Fall zu verhindern.
    Sie erhalten dazu

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