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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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eines herabstürzenden Gewichts in Herznähe, sie wollte es gar nicht bemerken. Deshalb kamen ihre Worte rasch. »Ich bin in der Miliz. Hier kann ich für die Menschen kämpfen. Die Menschen in Rhun – das ist die Seite, für die ich mich entschieden habe. Was darüber hinaus dort draußen an Querelen und Kämpfen um Territorien vor sich geht, wer wo hinpisst und seine Duftmarke setzt, das interessiert mich nicht.«
    »Auch unter der Herrschaft der Kinphauren?«
    Ach, halt doch dein Maul, Histan! »Unter welchen Herren auch immer. Diese hier sind bleich. Das heißt nicht, das andere einen Deut besser wären.«
    Histan musterte sie eine Weile, sog dann den Atem scharf durch die Nase ein, wog einmal den Kopf von rechts nach links, legte dabei seine Finger flach auf die Tischkante.
    »Ja, ich weiß«, sagte sie; sie konnte ihn ja verstehen, »an Tagen wie diesen fragt man sich manchmal Sachen. Ich habe mich damals für die Miliz entschieden. Khrival hat das auch getan. Er ist auch dabei geblieben, als sich die Dinge geändert haben. Er ist für seine Entscheidung eingestanden.«
    Der Blick mit dem Histan sie musterte, sah nicht gänzlich überzeugt aus.
    Sie war es auch nicht.
    Sie sah zum Rest ihrer Gruppe hinüber. Bemerkte mit Erstaunen Choraik an der Theke stehen.
    Also war er schließlich doch aufgetaucht. Wahrscheinlich war er hinzugekommen, während sie sich mit Histan unterhalten hatte, und in der Intensität ihres Gesprächs hatten sie sein Eintreten nicht bemerkt. Wahrscheinlich hatte Choraik so lange gebraucht, weil er mit sich gekämpft hatte, ob er sich der Truppe anschließen sollte.
    Dass er dennoch hier war, im eingeschworenen Kreis des Kaders und der Gardisten, die häufig mit ihnen zusammenarbeiteten, war ihm anzurechnen. Er stand an einer Ecke des Tresens, trank still sein Schwarzbier.
    Sie klopfte Histan auf die Schulter, warf ihm ein Zucken aus einem Auge und dem Mundwinkel als Lächeln zu und ging zu Choraik hinüber.
    Sie trat neben ihn, er bemerkte sie.
    »Wenn die Kleiderfrage geklärt ist, kann das ja noch was werden.«
    Er folgte ihrem Blick, sah sich um. Alle trugen sie hier noch die Uniform von der Bestattung her, genau wie er. Er passte sich beinah unauffällig ein. Schließlich trugen einige von ihnen auch Tätowierungen. Vielleicht nicht direkt im Gesicht, vielleicht nicht kinphaurische Tinte, aber na ja.
    »Ich trage die Kleidung, die ich gewohnt bin, oder die Uniform«, verkündete er. Kein Lächeln. Sie war sich nicht sicher, verteidigte er sich oder steckte er die Grenzen ab?
    »Okay«, sagte sie, ließ nickend den Kopf baumeln, schob dabei Unterlippe und Kinn vor. »Okay.«
    Sie deutete mit dem Kopf in Richtung des lockeren Kreises, zu dem sich ihre Truppe formiert hatte, und er folgte ihr die paar Schritte. Danak wurde gleich in diesen Kreis aufgenommen, das Wort wurde an sie gerichtet. Es ging hin und her. Ein gutes Zeichen, dass er ihr gefolgt war. Stand trotzdem schweigend daneben.
    »He, Choraik«, sagte sie schließlich, »kennen Sie nicht einen Kinphaurenwitz?«
    »Kenne ich. Ein paar. Ich weiß aber nicht, ob Sie die verstehen würden.« Jetzt grinste er sogar breit.
    »Was Kinphauren haben Humor?« Sandros sah feixend zu ihm rüber. »Kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Wie viel Umgang haben Sie denn mit Kinphauren?«
    »Na …« Sandros, sonst nicht um eine Antwort verlegen, kam ins Schwimmen. Musste ihm unangenehm sein, denn er wurde rot.
    »Außerdem haben Sie hier in Rhun fast nur mit Militär und Anhang zu tun«, fuhr Choraik fort. »Von der normalen Kinphauren-Bevölkerung kriegen sie relativ wenig mit.«
    Sandros sagte darauf gar nichts. Er schwieg. Was war das? Jemand, der Moridians wendige Zunge zum Schweigen brachte? Wie kam es denn dazu? Lag es an Choraiks Ton? Trocken und direkt wie ein Peitschenschlag. Seiner Miene? Sandros ließ sich doch sonst von nichts einschüchtern.
    »Sie haben tatsächlich unter ihnen gelebt?«, fragte Mercer in die Pause des Gesprächs hinein.
    Wieder fuhr Choraiks Finger zur Tinte auf seiner Wange, strich den Verlauf der Tätowierung herab. Die gleiche Geste wie bei ihrer Vorstellung im Amtszimmer von Gouverneur Seranigar.
    »Ich bin ein Kinphaure.« Sagte es mit seiner Kein-Bullshit-Miene.
    Und das war’s dann auch. Damit kam dann auch sein Einbezug in ihre kleine Gruppe zum Lahmen. Gesprächsfetzen flogen immer noch hin und her, nur er war nicht dabei. Bald stand er wieder daneben, während ohne ihn die Unterhaltung ihren Fortgang

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