Ninragon - Homunkulus
Kuidanak sind es, die es zu fördern gilt. Ich bin mir sicher, wäre sie in eine Kinphaurengesellschaft hineingeboren worden, sie hätte sich bereits jetzt in die oberen Ränge erhoben.«
Na, wenn sich var’n Sipach da mal nicht irrte. Innerlich musste Banátrass lächeln, hielt aber wohlweislich seinen Mund. Anscheinend hatte var’n Sipach, als er ihr Choraik d’Vharn vorgestellt hatte, eine andere Vorna Kuidanak getroffen als er. Ja, Banátrass schätzte Kuidanak auch als ein wertvolles Gut auf seiner Haben-Seite ein. Aber sie musste geführt werden. Wie eine Waffe. Eine scharfe Waffe. Sonst war sie zu nichts nutze. Oder konnte sogar gefährlich werden.
»Also, halten Sie Leutnant Kuidanak von dieser Drogensache fern,« sagte var’n Sipach jetzt, »dann werden Sie sehen, Sie werden nur Gewinn von ihrer Arbeit ernten.«
»Ich habe Leutnant Kuidanak gemahnt, ihre Nachforschungen in dieser Richtung zu unterlassen«, antwortete er dem Kinphauren.
»Gut.« Var’n Sipach nickte zufrieden hinter seinem schweren, grabmalgleichen Schreibtisch. »Gut.« Wieder hatte Banátrass das befremdliche Gefühl, die in den Bildnisfriesen eingemeißelten Gesichter folgten mit ihren Augen dem Blick des Kinphauren.
»Dann habe ich eine Neuigkeit, ein Stück Information, das mir von ergebenen Augen und Ohren hinterbracht wurde. Etwas, das Ihnen in der Sache mit dem Ihnen feindlich gesinnten Klann der Vhay-Mhrivarn weiterhelfen kann.«
Aha. Banátrass hatte sich schon gefragt, ob ihn var’n Sipach nur wegen dieser Kuidanak und dieser Drogensache den Weg den Engelsberg hinauf habe machen lassen.
Var’n Sipach sah ihn ernst und wichtig an.
»Kutain Veren vom Klan der Vhay-Mhrivarn«, sagte er, »sucht in jeder Vollmondnacht einen Entrückten Raum auf. Was er dort tut, wissen wir nicht. Wir nehmen an, dass es sich bei diesem Entrückten Raum um ein Adorationsgemach handelt. Kutain Veren ist sehr religiös. Dazu muss er das Kastell der Vhay-Mhrivarn verlassen, denn der Gewundene Weg dorthin beginnt an einem außerhalb gelegenen Ort, in einer verlassenen Kirche des Duomnon-Mysteriums. Er wird dabei nur von seinem Idarn-Khai-Leibwächter begleitet. Niemand sonst ist anwesend.«
Var’n Sipach beugte sich hinter seinem Schreibtisch vor und fixierte ihn mit seinem Blick.
»Dies ist die seltene Gelegenheit, ein hohes Mitglied des Klans Vhay-Mhrivarn zu töten. Das ist Ihre Chance, Vergeltung für den Mord an ihrem Eisenbürgen zu üben. Sie können dadurch das Zeichen setzen, dass allein Klan Vhay-Mhrivarn davon abhalten kann, Ihre Ermordung voranzutreiben. Das ist Ihre Chance zu überleben«, schloss var’n Sipach und ließ den Satz bedeutungsschwer im Raum hängen.
Banátrass Hals wurde eng. Er versuchte zu schlucken und sich gleichzeitig nichts anmerken zu lassen. War das die Hilfe, die var’n Sipach ihm in der Sache gegen den Klan Vhay-Mhrivarn versprochen hatte? Ein Bröckchen an Information. Und ließ ihn dann kalt im Regen stehen?
»Ich soll einen Idarn-Khai töten?« Er sah var’n Sipach verwundert an. »Ein Mitglied ihrer berüchtigten Kriegerkaste? Und danach dann Vhay-Mhrivarn Kutain Veren?«
»Nein«, sagte var’n Sipach und hob die Hand zum Zeichen. » Er wird Vhay-Mhrivarn Kutain Veren töten.«
Ein Schatten wanderte über die grabsteinschwere Schreibtischplatte. Der Ankchorai trat hinter seinem Rücken hervor und stellte sich stumm neben var’n Sipachs Tisch.
»Und er wird seinen Idarn-Khai Leibwächter am Leben lassen«, sagte var’n Sipach mit dem Blick auf die stahlblitzende, rotumwallte Gestalt. Das Gesicht mit der auftätowierten Dämonenfratze starrte kalt auf Banátrass herab. Seine ganze hünenhafte Erscheinung strahlte eine Aura gewaltbereiter, monströser Bedrohlichkeit aus.
»Der Leibwächter«, fuhr var’n Sipach fort, »muss am Leben bleiben. Damit er Sie sieht. Damit er die Botschaft an Klan Vhay-Mhrivarn übermittelt, dass Sie zurückgeschlagen haben. Dass Sie nicht berührbar sind.« Var’n Sipach nickte ihm mit hartem, aufmunterndem Lächeln zu. »Dass Sie eine wehrhafte Klinge sind.«
Var’n Sipach lehnte sich gemächlich hinter seinem Schreibtisch zurück. Er musterte den Ordensmann. Er genoss seinen Anblick. Er hatte tatsächlich die Frostklinge der Angst in das Herz des guten Hauptmanns Banátrass getrieben. Er sah die Welle der Erleichterung, die schließlich durch seine Glieder ging, als er ihm das Vorgehen darlegte. Geschickt geführt war der Ordensmann eine gute Waffe. In
Weitere Kostenlose Bücher