Ninragon - Homunkulus
Dingen, bei denen ihm selber wegen seiner Neutralität in Klansfragen die Hände gebunden waren. Aber er durfte ihn jetzt nicht vom Haken lassen.
»Der Idarn-Khai muss Sie sehen«, sagte er deshalb. »Er muss Ihre Botschaft an Klan Vhay-Mhrivarn übermitteln. Sonst sind Sie tot. Sie müssen gesehen werden, sonst wird die Botschaft nicht anerkannt.«
»Das heißt, ich werde Ihren Ankchorai begleiten, wenn er Vhay-Mhrivarn Kutain Veren bei seinem monatlichen Gang tötet und seinen Leibwächter außer Gefecht setzt.«
»Richtig. Sie werden ihm gemeinsam auflauern. Der Ankchorai wird die Arbeit erledigen. Sie werden sich dem Idarn-Khai zeigen und Ihre Botschaft übermitteln. Sie werden ihm sagen, dass Sie eine wehrhafte Klinge sind.«
»Und Sie sind sicher, dass es jeden Monat so abläuft.«
»Unfehlbar jede Nacht bei Neumond verlässt Vhay-Mhrivarn Kutain Veren den Schutz des Kastells der Vhay-Mhrivarn und geht zu diesem Entrückten Raum. Dies ist die Gelegenheit ihn zu erwischen. Es gibt keine andere. Niemand anders ist dabei als sein Idarn-Khai-Leibwächter.«
Er sah das Blitzen der Hoffnung in den Augen des Ordensmannes, aus dieser Ränke ungeschoren herauszukommen. Dieser Banátrass hatte nicht das Zeug dazu, in einer Kinphaurenwelt zu bestehen. Anders als diese Kuidanak. Sie hätte eine würdige Klingengattin abgegeben. Oder eine wehrhafte Ordenskriegerin der Virak-Shon.
So, jetzt noch die letzte Sache.
»Wir helfen Ihnen, gegenüber Klan Vhay-Mhrivarn die Oberhand zu gewinnen«, sagte er, hielt dabei Banátrass eisern mit seinem Blick. »Doch dafür verlange ich, dass Sie das erfolgreich zu Ende bringen, was wir besprochen haben. Sorgen Sie dafür, dass der dem Klan Vhay-Mhrivarn aus ihren Magazinen gestohlene Homunkuluskörper sichergestellt und meinem Besitz unterstellt wird.«
Er sah Banátrass rasch nicken. »Leutnant Kuidanak ist darauf angesetzt. Ich habe ihr die Priorität dieser Aufgabe sehr klar gemacht«, sagte Banátrass.
Gut. Sehr gut. Der Ordensmann würde für ihn gegen Klan Vhay-Mhrivarn zwei Dolche ins Ziel treiben. Vhay-Mhrivarn Kutain Veren tot und die belastenden Beweise gegen Klan Vhay-Mhrivarn, die im Seelenstein dieses Homunkuluskörpers eingeprägt waren, in seiner Hand.
Er ließ seinen Blick langsam und bedacht zwischen seinem Ankchorai-Leibwächter, der neben dem Schreibtisch aufragte und dem Milizhauptmann hin und her wandern.
»Denken Sie daran, Banátrass«, sagte er, »bringen Sie mir den Homunkulus nicht , dann ist auch Ihre zweite und letzte Chance verspielt. Dann werden Sie den Posten als Milizhauptmann unumstößlich verlieren. Ich habe Sie dorthin gebracht, ich kann Ihnen diesen Posten auch wieder entziehen.«
Er hatte ihm die Frostklinge der Angst ins Herz getrieben und sie noch einmal herumgedreht. Banátrass war eine gute Waffe, die es nur richtig zu führen galt.
»Wow, der Kupfergraben ist inzwischen auch schon ganz schön in die Jahre gekommen.«
Sandros beugte sich über die Balustrade und sah in die Tiefe, hinab auf die untere Straßenebene. Ein Westwind, vom Fluss her durch die Straßenschlucht pfeifend, zauste ihm die goldblonden Strähnen seiner Frisur.
Machte aber nichts. Machte auch so noch einiges her. Auch mit seinem stoppeligen Drei-Tage-Bart. Auch jetzt noch, über das goldene Alter der Jugend hinweg. Machte ihn nur noch verwegener. Und eine kleine Spur verrucht. Danak erwischte sich, wie sie ihm auf den Hintern starrte, in seiner weichen, teuren Wildlederhose.
»Na, na, wir haben doch unseren wackeren Schmied zuhause.« Sie wandte sich zur Seite und sah Histan schmunzelnd neben ihr stehen. Typisch Histan, ihm war ihr Blick nicht entgangen. Ihm entging nichts. Sie grinste zurück.
»Und die Kinder«, fügte sie hinzu. »Musste nur gerade an Schinkenbrötchen denken, und dass ich heute Morgen noch nichts Richtiges gegessen habe.«
Sie grinsten sich an.
»Keine Angst«, meinte sie halblaut zu ihm. »Ich weiß genau, wo ich hingehöre. Auch wenn ich jetzt die ganzen letzten Tage hier unten übernachten musste.«
»Gut, so was zu wissen«, gab Histan ebenso leise zurück. Doch sein Blick schweifte bei der Antwort ab, folgte dem Verlauf der einstigen Prachtstraße, verlor sich in der Ferne. Und bekam etwas vage Trauriges, was sie bei ihm noch nie gesehen hatte. Ihr fiel auf, dass sie kaum wusste, wo Histan herkam. Noch, was er dort zurückgelassen hatte.
»Ich erinnere mich noch, als der Kupfergraben die heißeste Meile in Rhun war.« Sandros
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