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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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einfach nur gebrochen aus.
    Wie seine Frau, dort auf dem zerwühlten und besudelten Ehebett. Nur auf eine ganz andere Art gebrochen.
    Zerkratzte sanft gewölbte Stirn, blonde, fast weiße Haare in feinen, glatten Strähnen. Die ihr jetzt schweißnass an den Schläfen klebten. Hatte fast etwas Elfenhaftes. Nicht von den knochenbleichen Ränkeschmieden in Drachenhaut, sondern von diesem Ninrevolk, das in diesen entlegenen Burgen hausen sollte. Aber die Augen … Weit offen, ins Nichts starrend, leer und verglüht. Abwesendes Lallen auf der Zunge.
    Die Bleiche.
    Trübes Licht fiel durch das kleine quadratische Fenster auf sie herab, und Danak stieg etwas aus den Eingeweiden in die Kehle hoch.
    Ihr Glücksgriff.
    Ihr Blick wanderte sofort zu Choraik herüber, abschätzend, sah hin, sah noch einmal hin, und bemerkte mit Erstaunen, dass es um seine Fassung auch nicht zum Besten bestellt war. Wobei ihm das nicht jeder sofort angesehen hätte. Bei seinem ausgezehrten Steingesicht.
    Sie wandte sich an Chik, der bei dem Mann stand.
    »Was ist mit dem Kerl hier drüber.«
    »Mercer hat ihn sich gegriffen. Hält ihn da oben.«
    »Na, dann ist ja die Truppe komplett.« Mit einem Blick zu Choraik hin. Chik zuckte die Schultern wie um zu sagen, Nicht meine Schuld.
    »Ich mach den Kerl alle! Ich mache ihn fertig. Die Ratte ist tot.«
    Der Mann des Opfers rastete aus, unvermittelt. Chik und sie warfen sich gerade noch in seinen Weg, griffen ihn sich an den Armen, jeder an einer Seite, als er losstürmen wollte, geradewegs zur Tür hin.
    Der Mann entwickelte eine ziemliche Kraft in seiner hilflosen Wut und sie mussten sich beide mächtig anstrengen ihn festzuhalten, aber schließlich versiegte der Ausbruch, brach und zerbrach, so dass er schluchzend   in sich zusammensackte und sie ihn jetzt festhalten mussten, damit er nicht zu Boden ging.
    Gemeinsam bugsierten sie ihn auf einen Stuhl in der Ecke. Dabei blickte sie zur Seite hoch und sah, dass Choraik sich derweil nicht von seinem Platz gerührt hatte. Starr stand er da und besah sich die Szenerie.
    Aus dem Mund des auf dem Stuhl zusammengesunkenen Mannes kam inzwischen nicht nur haltloses Schluchzen sondern auch Gestammel. Der Rotz lief ihm am Kinn runter. Arme Sau.
    »Dieses Dreckschwein. Diese Ratte. Hat ihr das Zeug verkauft. Nach all dem. Wusste das genau und vertickt es ihr trotzdem, die geldgeile, asoziale Ratte. Wusste doch genau, was sie durchgemacht hat.« Er hielt inne in seiner gramverzerrten Litanei, die hinter dem Vorhang wirr herabhängender, halblanger Haare auf den Dielenboden troff, hob Kopf und Blick zu ihnen hoch.
    »Nur das eine Mal. Nur das eine Mal hat sie’s genommen.« Sein Kopf sank wieder herab; er heulte wieder Rotz und Wasser. »Nur das eine Mal … nur dieses eine Mal …«
    Ja, genau. Daher: ihr Glücksgriff.
    Und sie fühlte, wie ihr etwas bitter wie Galle in den Mundboden stieg.
    Wenn das wirklich stimmte …
    Histan war es, den wollte sie dabei haben, damit er sich den Dealer dort oben ansah, Sandros eigentlich auch. Aber der sollte hier bei Chik blieben, für den Fall, dass Choraik sich dumme Sachen überlegte, während Chik versuchte, aus dem Mann vernünftige Informationen rauszuholen.
    »Histan, du kommst mit nach oben.« Sie suchte Augenkontakt zu Sandros und deutete knapp mit dem Kopf zu ihrem feinen Kinphauren-Renegaten hin.
    Histan folgte ihr aus der Wohnung und zu der steilen, schmalen Stiege, die hoch zum Dachboden führte, wo eigentlich niemand mehr wohnen sollte.
    »Was war mit ihr?«, fragte Histan, bevor sie hochstiegen. »Was hätte der Dealer wissen müssen?«
    »Sie hatte eine Fehlgeburt«, erklärte sie kurz. »So wie ich vorher von Chic gehört habe, haben die beiden es schon lange versucht, endlich hat’s geklappt. Dann siebter Monat …«
    »Mann, das ist spät.« Histan sog die Luft durch die Zähne ein.
    Ja, da hat es schon einen Namen, und man hat schon so viel mit dem, was da in einem tritt und sich regt, gesprochen, dass es ein fester Teil deiner Seele geworden ist. O mein Gott, sie war froh, dass sie so etwas nie hatte durchmachen müssen. Danke, Inaim, dass Liova und Bernim gesund und wohlgeraten waren.
    »Kein Wunder, wenn sie in eine Depression fällt.« Histan, eine Hand an der Stiege bot ihr den Vortritt.
    Dem Kerl, der da oben hauste, stand tatsächlich kleiner Dealer ins Gesicht geschrieben und er roch so was von nach altem Rhuner Gossenadel. Was der Mann des Opfers da unten gesagt hatte, Ratte nämlich, traf es

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