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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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schloß eine Tür auf. Ich sah ein handgeschriebenes Schild mit der Aufschrift F o r schungslabo r B ildelekt r onik und einem Pfeil. Sanders führte mich durch einen langen Kellergang.
    »Selbst unsere intelligentesten Jugendlichen sind schlecht ausgebildet. Die besten amerikanischen Studenten rangieren mittlerweile auf Platz zwölf hinter den asiatischen Industrienationen und den Europäern. Und das ist, wie gesagt, unsere Elite. Weiter unten sieht es noch trüber aus. Ein Drittel der High-School-Absolventen ist nicht in der Lage, einen Busfahrplan zu lesen. Das sind Analphabeten.«
    Wir hatten das Ende des Ganges erreicht und bogen nach rechts ab. »Und die Studenten, die ich kenne, sind faul. Keiner will hart arbeiten. Ich lehre Physik; um den Stoff zu beherrschen, braucht man Jahre, aber die Kids wollen sich wie Charlie Sheen kleiden und eine Million Dollar machen, bevor sie achtundzwanzig sind. Soviel Geld kann man nur als Jurist, im Investment Banking oder an der Wall Street verdienen. Da geht es um rechnerische Gewinne - etwas für nichts. Aber darauf fahren die jungen Leute heutzutage ab.«
    »Vielleicht besonders stark an der University of Southern California.«
    »Es ist überall so, das können Sie mir glauben. Die hocken alle nur vor der Glotze.«
    Er stieß eine Tür auf. Wir gingen einen weiteren Gang entlang. Es roch muffig, feucht.
    »Ich weiß, ich weiß, ich bin altmodisch«, sagte Sanders. »Ich glaube immer noch daran, daß jeder Mensch eine Art Auftrag hat. Sie haben einen, ich habe einen. Allein schon, daß man auf diesem Planeten lebt, die Kleider trägt, die wir tragen, und die Arbeit macht, die wir machen, bedeutet, daß wir einen Auftrag haben. Und für uns hier in diesem kleinen Erdenwinkel lautet der Auftrag, sich um den Schund zu kümmern. Wir analysieren Fernsehnachrichten und untersuchen, wo etwas an den Bändern manipuliert wurde. Wir analysieren Fernsehwerbespots und zeigen auf, wo die Tricks …«
    Plötzlich blieb er stehen.
    »Was ist?« fragte ich.
    »War da nicht noch jemand?« fragte Sanders. »Sind Sie nicht mit noch jemandem gekommen?«
    »Nein, ich bin allein gekommen.«
    »Na gut.« Er hastete in mörderischem Tempo weiter. »Ich habe immer Angst, hier unten jemanden zu verlieren. So, wir sind da. Das ist das Labor. Gut. Die Tür ist wenigstens noch da, wo sie zuletzt gewesen ist.«
    Er stieß schwungvoll die Tür auf. Ich starrte schockiert in den Raum.
    »Es macht nicht viel her, ich weiß«, sagte Sanders, was ich für eine gewaltige Untertreibung hielt.
    Ich blickte in einen Kellerraum mit rostigen Rohren und Leitungen, die von der Decke herabhingen. Der grüne Linoleumboden war an mehreren Stellen aufgebogen, so daß der darunterliegende Zement zum Vorschein kam. Im ganzen Raum verteilt standen verkratzte Holztische mit Laborgeräten und seitlich herabhängenden Kabeln. An jedem Tisch saß ein Student vor einem Monitor. Auf dem Boden standen ein paar Eimer, die das von der Decke tröpfelnde Wasser auffingen.
    Sanders sagte: »Der einzige Raum, den wir kriegen konnten, war der hier im Keller, und für kleine Annehmlichkeiten wie eine neue Decke haben wir kein Geld. Aber was macht’s!
    Passen Sie auf Ihren Kopf auf!«
    Er ging voran. Ich bin ungefähr einen Meter achtzig groß, und als ich eintrat, mußte ich mich bücken. Von der Decke her hörte ich harte, schabende Geräusche.
    »Schlittschuhläufer«, erklärte Sanders.
    »Bitte?«
    »Wir befinden uns unter der Eislaufbahn. Man gewöhnt sich daran. Im Augenblick ist es ganz erträglich. Wenn sie allerdings nachmittags Eishockey trainieren, wird es ein bißchen laut.«
    Wir gingen tiefer in den Raum hinein. Ich fühlte mich wie in einem U-Boot. Ich beobachtete die Studenten an ihren Labortischen. Alle konzentrierten sich auf ihre Arbeit, keiner hob den Blick. »Was für eine Art von Band wollen Sie denn kopieren lassen?« fragte Sanders.
    »Ein japanisches Acht-Millimeter-Band, kopiergesichert. Könnte schwierig werden.«
    »Schwierig? Das bezweifle ich«, sagte Sanders. »Wissen Sie, in meiner Jugend habe ich die meisten Algorithmen für die frühe Verbesserung von Videoaufzeichnungen erarbeitet. Rauschminderung und Inversion und Schärfenregulierung, solche Sachen, Sie wissen schon. Alle haben sie die Sanders-Algorithmen benützt. Ich war Doktorand am CalTech damals, und in meiner Freizeit arbeitete ich im Jet Propulsion Laboratory. Nein, nein, das schaffen wir schon.«
    Ich gab ihm das Band. Er besah es sich.

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