Nippon-Connection
Anordnung von oben.‹ Was immer das bedeuten mag.«
»Irgend jemand muß es ja geschrieben haben.«
»Ich sag’ dir doch, ich kriege es nicht raus. Aber weißt du, die Japaner haben einen Rieseneinfluß auf die Zeitung. Nicht nur wegen der Anzeigen oder wegen des Getrommels ihrer unerbittlichen PR-Maschine in Washington, und nicht nur weil sie über eine knallharte Lobby verfügen und Politikern und politischen Organisationen Wahlkampfhilfe zukommen lassen. Es ist dies alles zusammen und noch einiges mehr. Und allmählich wird es wirklich hinterhältig. Da sitzt man in der Redaktionskonferenz und diskutiert über einen Artikel, den wir vielleicht bringen, und plötzlich merkt man: Keiner will sie kränken, verstehst du? Es geht nicht darum, ob eine Story in Ordnung ist oder nicht, ob sie eine Meldung ist oder nicht. Und es ist auch keine Wie-ich-dir-so-du-mir-Angelegenheit. Keiner sagt: ›Das können wir nicht schreiben, sonst ziehen sie ihre Anzeigen zurück. ‹ Es ist viel subtiler. Manchmal brauche ich meine Redakteure nur anzusehen, um zu wissen, daß sie bei bestimmten Storys nicht mitmachen werden, weil sie Angst haben. Dabei wissen sie nicht mal, vor was sie eigentlich Angst haben. Sie haben einfach Angst.«
»Soviel zum Thema freie Presse.«
»Ja«, sagte Ken, »wir haben jetzt keine Zeit für Schulweisheiten. Du weißt, wie das läuft. Die amerikanische Presse spiegelt die vorherrschende Meinung. Die vorherrschende Meinung ist die Meinung derjenigen, die sich gerade an der Macht befinden. Die Japaner sind im Augenblick an der Macht. Die Presse spiegelt wie immer die vorherrschende Meinung. Nichts Überraschendes. Aber paß auf dich auf!«
»Mach’ ich.«
»Und ruf mich sofort an, falls du die Sache doch lieber auf dem Postweg erledigen willst!«
Ich wollte mit Connor reden. Ganz allmählich wurde mir klar, warum er so besorgt gewesen war und die Ermittlungen so schnell wie möglich hatte abschließen wollen. Eine gut durchgezogene Rufmordkampagne ist etwas Grauenhaftes. Ein geschickter Routinier - und das Wiesel war geschickt - konnte alles so arrangieren, daß jeden Tag eine neue Story ans Licht der Öffentlichkeit kam, auch wenn sich gar nichts ereignet hatte. Dann war man plötzlich konfrontiert mit Schlagzeilen wie Anklage-Jury uneinig über Schuld des Polizisten, auch wenn die Jury sich in Wirklichkeit noch gar nicht zusammengesetzt hatte. Aber die Leute lasen Tag für Tag die Schlagzeilen und zogen ihre eigenen Schlüsse daraus.
Es gab immer eine Möglichkeit, die Dinge entsprechend hinzubiegen. Am Ende der Verleumdungskampagne konnte man, wenn das Opfer für unschuldig befunden worden war, immer noch Schlagzeilen drucken wie Anklage-Jury hält Polizisten für nicht schuldig oder Staatsanwalt weigert sich, beschuldigten P olizisten anzuklagen. Schlagzeilen dieser Art waren genauso übel wie ein Schuldspruch.
Und es gab keine Möglichkeit, sich von solchen wochenlangen Pressekampagnen wieder zu erholen. Jeder erinnerte sich an die Beschuldigung, keiner an die Entlastung. So waren die Menschen nun mal. Wenn man einmal in diese Mühle geraten war, hatte man es schwer, je wieder ein normales Leben führen zu können.
Allmählich wurde die Sache unheimlich, und ich hatte ein mieses Gefühl. Als ich auf den Parkplatz des Physikalischen Instituts der University of Southern California einbog, schnarrte das Telefon. Es war Olson, der Stellvertreter des Chefs.
»Peter.«
»Ja, Sir.«
»Es ist fast zehn Uhr. Ich dachte, Sie wollten herkommen und mir die Bänder auf den Tisch legen. Das haben Sie mir versprochen.«
»Es gibt Probleme mit dem Kopieren.«
»Haben Sie sich die ganze Zeit um das Kopieren der Bänder bemüht?«
»Ja. Warum fragen Sie?«
»Weil die Anrufe, die ich bekomme, nicht so klingen, als ob Sie diese Ermittlung beendet hätten«, sagte Jim Olson. »In der letzten Stunde haben Sie in einem japanischen Forschungsinstitut recherchiert, dann haben Sie einen Wissenschaftler befragt, der für ein japanisches Forschungsinstitut arbeitet, und sind in einem japanischen Trainingsseminar rumgehangen. Ich will das jetzt klargestellt haben, Peter: Ist die Ermittlung beendet oder nicht?«
»Beendet«, sagte ich. »Ich versuche doch nur, die Bänder kopieren zu lassen!«
»Sorgen Sie dafür, daß es dabei bleibt!«
»In Ordnung.«
»Ich will diese Sache endlich abhaken - zum Wohl unseres ganzen Dezernats und jedes einzelnen Mitarbeiters.«
»In Ordnung, Jim.«
»Ich will nicht, daß
Weitere Kostenlose Bücher