Nix als Ärger mit dem Kerl!
Gesicht.
"Na, da ist ja doch Feuer unter dem Eis."
Simons Miene verschloss sich. Mit einer endgültig wirkenden Geste stellte er Wilma auf die Füße und öffnete die Tür.
"Ich hole Roger heute Abend bei Ihnen ab", hörte sie ihn noch sagen, dann stand sie im Empfangsraum. Hinter ihr fiel die schwere Flügeltür ins Schloss.
Wilma blieb so lange stehen, bis sie die erstaunten Blicke der Sekretärin auf sich gerichtet fühlte. Hastig raffte sie ihre Tasche an sich und eilte zur Treppe.
Ihr Herz klopfte wie ein Dampfhammer. Dummes Ding!
22. Kapitel
Plötzlich war ihr Leben total aus den Fugen geraten. Wilma verstand sich selbst nicht mehr, aber was sollte sie tun? Ihre Gedanken drehten sich auf einmal ständig um Simon Hartmann, sie konnte nicht schlafen, nicht essen, nicht arbeiten, vor lauter Flattrigkeit, und wenn sie ihn zufällig im Garten sah, begannen ihre Knie wie Pudding zu wackeln und ihr Herz raste.
Er ging ihr seit dem Besuch in seiner Firma aus dem Wege. Allerdings schien Wilmas Auftritt doch nicht ganz umsonst gewesen zu sein, denn Simon war eine knappe Stunde später bei ihr erschienen und hatte seinen Sohn abgeholt.
Aber was noch erstaunlicher war: Am nächsten Morgen blieb sein Wagen in der Garage. Volle fünf Tage ließ sich Simon nicht sehen. Es war zwar nur eine Vermutung, aber Wilma nahm an, dass er zu Hause geblieben war, um Roger zu pflegen. Ihre Vermutung wurde eine Woche später von Roger persönlich bestätigt. Sie hatte sich gerade am Schreibtisch niedergelassen, um an dem Konzept für die Fernsehsendung zu arbeiten, die sie für den Sender entwickeln sollte, als Droste ein erfreutes Bellen ausstieß. Gleich darauf ertönte die Hausglocke.
Seufzend erhob sich Wilma. So war das immer: Wenn sie sich endlich entschlossen hatte, zu arbeiten, kam bestimmt irgendjemand vorbei, um sie davon abzuhalten.
Aber als sie ihren kleinen Freund vor der Tür stehen sah, vergaß sie ihren Ärger über die Störung.
"Roger!" Erfreut hielt sie die Tür auf, damit Roger eintreten konnte. "Wie geht es dir denn? Hast du dich erholt?"
Roger nickte eifrig.
"Ja, ich bin wieder ganz gesund, hat Doktor Baumann gesagt." Strahlend hielt er ihr einen Blumenstrauß entgegen. "Da, die sind für dich. Weil du dich so lieb um mich gekümmert hast."
"Oh, die sind aber hübsch!" Erfreut nahm Wilma den Strauß.
"Sie sind von meinem eigenen Beet", erklärte Roger stolz. "Ich habe die Blumen ganz alleine ausgesucht und gepflanzt. Die da", er deutete auf die Bechermalven. "habe ich im letzten Jahr ausgesät und dann im Herbst den Samen aus den Blüten gesammelt."
"Dann bist du also nicht nur ein begeisterter Künstler, sondern auch ein toller Gärtner", stellte Wilma fest, während sie eine Vase aus dem Küchenschrank nahm und sie Blumen hineinstellte. "Du, die sind wirklich wunderschön."
Sie trug den Strauß ins Wohnzimmer.
"Magst du etwas trinken?" fragte sie ihren Gast freundlich.
Roger trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
"Das nächste Mal", lehnte er ab. "Papa wartet auf mich. Wir wollen zusammen an den Langener See fahren." Seine Augen glänzten vor Freude. "Papa hat sich extra frei genommen, damit wir mal was zusammen unternehmen können. Du, und dabei ist er schon die ganze letzte Woche zu Hause geblieben, weil ich doch krank war." Roger unterbrach sich und warf Wilma einen forschenden Blick zu. "Hast du was zu ihm gesagt?"
Wilma erwiderte den Blick erstaunt.
"Was soll ich denn gesagt haben?"
"Na, ja." Roger hob die Schultern. "Weil Papa auf einmal irgendwie anders ist. Er hat mir was erzählt, dass du in seinem Büro warst und ihn ganz fürchterlich geschimpft hast. Aber weshalb, das mochte er mir nicht sagen. Auf jeden Fall sagt er jetzt dauernd, dass er alles anders machen will und wir zwei richtig gute Freunde werden müssen und uns alles sagen müssen, und dass er auch wegen der Schule und so nicht mehr so viel drängeln will."
"Oh!" mehr brachte Wilma momentan nicht heraus. Sollte ihre Standpauke etwa doch etwas genützt haben. Was so ein offenes Wort und ein überraschender Kuss doch so alles anrichten konnten!
An den Kuss hätte sie besser nicht denken sollen. Ihr Magen begann sofort wieder zu flattern und ihr Herz machte die tollkühnsten Sprünge.
"Du-hu." Wilma zuckte erschrocken zusammen, als Roger ungeduldig an ihrem Rocksaum zupfte. "Hörst du mir eigentlich zu?"
"Wie – äh – ach!" Hastig Riss Wilma sich zusammen. "Du, entschuldige. Ich war in Gedanken tatsächlich
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