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Nixenblut

Nixenblut

Titel: Nixenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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nachdenklich an seinem süßen Ende.
    »Was Faro dir nicht alles erzählt …«, sagt er schließlich. »Ich meine, die Dinge, die er dir erzählt, mögen für ihn wahr sein. Das heißt aber nicht, dass sie auch für dich wahr sind.«
    »Du meinst, er lügt?«
    »Nein, so kann man das nicht sagen. Elvira ist genauso. In Indigo gibt es nicht nur eine Wahrheit, und ich vermute, mit der Zeit ist es nicht anders. Sie dehnt sich aus und zieht sich wieder zusammen.« Conor presst demonstrativ seine Handflächen gegeneinander.
    »Wer hat dir das alles erzählt? Etwa Elvira?«, frage ich eifersüchtig. »Warst du mit Elvira zusammen, wie Faro gesagt hat, oder nicht?«
    »Ja … schon, aber ich weiß nicht, wie lange. Ich glaube, die Zeit in Indigo vergeht genauso schnell wie bei uns, aber sie funktioniert auf eine völlig andere Art. Du hast selbst gesagt, dass ich noch vor kurzem in Indigo war, aber ich bin schon gestern zurückgekommen. Also hat man in Indigo offenbar ein ganz anderes Zeitgefühl.«
    »Aber hast du mich dort gesehen? Habt ihr euch vor mir versteckt, obwohl ihr mich gesehen und rufen gehört habt?«
    Ich spüre, dass es die wichtigste Frage ist, die ich Conor je gestellt habe. Ich will, dass er das Bild in mir auslöscht, das zeigt, wie Elvira und er sich vorsichtig wegstehlen – ja, vielleicht über mich lachen – und nicht von mir gesehen werden wollen.

    »Du bist zu mir gekommen«, sagt Conor langsam. »Ich habe deine Gegenwart gespürt, Saph, aber ich habe dich nicht gesehen. Ich war mit den Robben unterwegs und plötzlich warst du in meinem Bewusstsein. Ich dachte, dir wäre etwas Schlimmes zugestoßen. Ich habe Elvira gesagt, dass ich zurückmuss, um dich zu suchen.«
    »Wie meinst du das, in deinem Bewusstsein ?«
    »Du weißt doch, wie es in Indigo ist«, entgegnet Conor unwillig. »Alles, woran du normalerweise denkst, alles, was an Land von Bedeutung ist, verblasst in deiner Erinnerung und wirkt nicht mehr real. Sogar die Erinnerung an Personen verblasst. Selbst du und Mum kamt mir plötzlich wie etwas vor, das ich nur geträumt habe. Doch mit einem Mal hat sich alles verändert. Plötzlich wart ihr wieder ganz deutlich in meinem Bewusstsein und ich fühlte mich nicht mehr schwerelos und träumerisch. Ich hatte Angst, dass dir etwas zugestoßen sein könnte und dass ich nicht mehr rechtzeitig käme, um dich zu retten.«
    »Aber ich war die ganze Zeit in Indigo, ganz nahe bei dir.«
    »Ich weiß…« Conors Gesicht verfinstert sich. »Aber mir kam es nicht so vor. Ich hatte das Gefühl, dass du mich aus großer Entfernung riefst und ich dich verlieren würde. So wie ein Handygespräch unterbrochen wird und die Stimme plötzlich weg ist. Elvira hat gesagt …« Er bricht ab und sieht noch sorgenvoller aus.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Sie hat mir gesagt, ich soll dich nicht rufen, weil das gefährlich sein könnte. Sie wollte, dass wir mit den Strömungen zu einer große Inselgruppe surfen. Aber ich habe ihr gesagt, dass ich zurückmuss, um dich zu suchen. Offen gestanden war sie nicht …«

    Er schüttelt den Kopf, als wolle er die düsteren Gedanken vertreiben.
    »Nicht was?«
    »Nicht besonders froh darüber.«
    Deiner reizenden Elvira ist es egal, was mit mir passiert, stimmt’s?, denke ich, sage es aber nicht laut.
    »Ich verstehe nicht, wie das alles zusammenhängt«, sagt Conor.
    »Ich auch nicht.«
    Wir waren beide in Indigo, Conor und ich, aber wir sind uns nie begegnet. Das haben Faro und Elvira verhindert.
    Aber sie haben uns auch nicht widersprochen, als wir sagten, dass wir zurückwollten.
    Nein, ich bin sicher, dass Faro mir nichts Böses will. Er hat sich um mich gekümmert und darauf geachtet, dass mir in Indigo nichts passiert.
    »Du siehst schrecklich aus«, sagt Conor. »Gott sei Dank ist Mum noch nicht zurück. Sie würde sofort wissen, dass etwas nicht stimmt.«
    Die KitKat-Packung leuchtet in der Sonne. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen.
    »Ist noch was von dem KitKat da?«
    »Nein, ich hab alles aufgegessen. Es war eine lange Nacht.«
    »Tut mir Leid.« Ich bin wahnsinnig hungrig. Hungrig und hundemüde. »Kann ich mich in deinen Schlafsack legen?«
    Meine Beine fühlen sich wie Gelee an. Ich kann keinen Schritt mehr machen. Ich will nur noch in Conors Schlafsack krabbeln und bis morgen schlafen – oder bis übermorgen.

    »Das geht nicht, Saph«, sagt Conor eindringlich, als meine Beine schon einknicken wollen. »Wir müssen nach Hause. Dann kannst du gleich in

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