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Nixenblut

Nixenblut

Titel: Nixenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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kein Spiel, Sapphire. All diese Geschöpfe waren die ganze Zeit über hier. Nur hast du ihnen keine Beachtung geschenkt.« Weitere Worte der flüssigen Sprache fließen aus seinem Mund. Das muss reines Mer sein. Ich wünschte, ich könnte diese Sprache sprechen. Die Robben beschnuppern ihn. Wahrscheinlich sprechen sie dieselbe Sprache, doch ich verstehe kein Wort. Nebeneinander sehen Faro und die beiden Robben sich unheimlich ähnlich: stark und geschmeidig und mit glänzender Haut, während die Seepferdchen um sie herumtanzen …
    Plötzlich fürchte ich, Faro könnte mit ihnen verschwinden
und mich alleine im Ozean zurücklassen. Ich wüsste nicht, wie ich zurückkommen sollte.
    »Sollten wir nicht langsam umkehren, Faro?«
    »Umkehren?«
    »Ich muss nach Hause. Es ist schon spät.«
    »Ohne Conor?«
    Faro sieht mich amüsiert an. Mit einem Mal habe ich das Gefühl, dass er mir etwas verschweigt. Dass Conor ganz in der Nähe ist, wie die Robben, Quallen und Spinnenkrabben. Dass ich ihn entdecke, wenn ich in die richtige Richtung blicke. Jetzt.
    Ich drehe mich um. Irgendwas bewegt sich außerhalb meines Blickfelds. Kommt raus, wo immer ihr seid! Auch Faro dreht sich plötzlich um, als wüsste er genau, wo er hingucken muss. Er starrt tief ins Wasser hinab und hält nach etwas Ausschau, das ich nicht sehen kann. Wahrscheinlich ruft er wieder, und ich habe keine Ahnung, wer diesmal erscheinen wird.
    »Wie schade«, sagt er leise. »Wir haben sie gerade verpasst. «
    »Wen?«
    »Conor und Elvira natürlich. Sie waren hier, doch jetzt sind sie fort.«
    »Hat Conor mich gesehen?« Mir ist, als hätte Faro mir einen Schlag versetzt. Conor war hier . Er war so nah, dass Faro ihn gesehen hat, doch dann ist er wieder verschwunden. Ohne mich. Conor hat sich nicht zu erkennen gegeben. Er hat nicht versucht, mich zu finden. Er hat mich nicht mal gerufen. Aber Conor ist mein Bruder .
    »Er war mit den Robben unterwegs«, sagt Faro. »Aber ihr habt euch verpasst.«

    Conor war bei den Robben. Vielleicht versteht er die Sprache, die für mich nur aus unverständlichen Lauten besteht.
    »Spricht Conor schon reines Mer?«
    Faro schüttelt den Kopf. »Nein, noch lange nicht. Er hat ja gerade erst angefangen. Er ist wie du, Sapphire, er weiß gar nichts.«
    Ich drehe mich um. Ich will nicht, dass Faro sieht, wie ich mich fühle. Faro sagt, dass Conor gar nichts weiß, aber das glaube ich nicht. Wenn Conor sich in solchen Tiefen aufhält, wenn er mit den Robben schwimmt und gemeinsam mit Elvira zu den Verlorenen Inseln surfen will, dann hat er sich schon weit von mir entfernt. Er hat zu viele Dinge gelernt, die ich nicht kenne. Und am schlimmsten ist, dass er es heimlich getan hat, ohne mir davon zu erzählen oder sein Wissen mit mir teilen zu wollen.
    Conor und ich sind immer zusammen gewesen. Wir haben immer dieselben Dinge getan. Conor taucht besser und schwimmt schneller als ich, aber er hat stets auf mich gewartet. Früher, als ich noch klein war, wurde er manchmal ungeduldig, wenn ich nicht mit ihm mithalten konnte. Oft habe ich hinter ihm hergerufen: »Conor, warte auf mich!«
    Dann ist er zurückgekommen, hat meine Hand genommen und mich getröstet und wir waren wieder Freunde.
    Aber das ist jetzt lange her. Dad ist verschwunden und Mum arbeitet die ganze Zeit. Wenn sie Spätdienst hat, sehen wir uns zum Frühstück und dann erst am nächsten Morgen wieder. Conor und ich haben nur einander. Darum passen wir auch immer gut aufeinander auf.
    Doch diesmal hat er nicht auf mich gewartet.

    Nein, Conor würde das nie tun. Er würde nie weggehen, ohne zumindest mit mir gesprochen zu haben. Faro lügt.
    Doch Conor hat mir auch nicht davon erzählt, dass er die Meerwesen getroffen hat. Er hat es verheimlicht, bis ich ihn mit Elvira gesehen habe. Und was ist mit ihr? Wohin nimmt sie ihn mit? Conor ist schon viel zu tief getaucht – ich habe Angst.
    »Conor!«, rufe ich mit aller Kraft. »Conor!« Plötzlich ist der brennende Schmerz um meine Rippen wieder da. Ich spüre, wie der Druck des Wassers auf mir lastet und mich nach unten drückt. Ich kann nicht atmen.
    »Nein, Sapphire«, sagt Faro eindringlich. »Du darfst ihn nicht rufen. Das ist nicht gut für dich.« Er packt meine Hand und legt sie um sein Handgelenk. Der brennende Schmerz lässt nach, so wie das Meer sich bei Ebbe zurückzieht.
    »Denke wie wir«, sagt Faro. »Sieh mich an.«
    Ich betrachte seinen starken, geschwungenen Robbenunterleib und blicke dann in sein

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