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Nixenblut

Nixenblut

Titel: Nixenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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kommst.«
    »Du kannst mir ja Bescheid sagen, wenn mir ein Fischschwanz wächst.«
    Conor zuckt nur gleichgültig mit den Schultern, als wäre ich ein dummes kleines Mädchen, das versucht, besonders lustig zu sein. Doch statt etwas Pfiffiges hinzuzufügen, werde ich plötzlich von einem seltsamen Gefühl ergriffen.

    Im Haus ist es unglaublich dunkel, wenn alle Türen und Fenster geschlossen sind. Ich denke daran, wie es ist, von einem Urlaub nach Hause zu kommen. Alles kommt einem so gemütlich und vertraut vor. Man hat das Gefühl, hierher zu gehören. So ist es jedenfalls bei mir, wenn ich in unser Haus zurückkomme.
    Aber nicht jetzt. Die Wände bedrängen mich fast. Nie zuvor ist mir aufgefallen, dass unser Haus so eng ist. Man hat kaum Platz, sich zu bewegen. Ich muss hinaus. Ich will draußen herumtollen, ins Meer springen und frei sein. Ich will das kühle Wasser an meinen Wangen spüren, nicht die trockene, raue Luft. Unser Haus ist kein Zuhause für mich. Es ist ein Gefängnis.
    Conor beobachtet mich. »Saph, nein!«, ruft er warnend, als könne er meine Gedanken lesen.
    »Ich mache doch gar nichts.«
    »Ich lasse dich nicht gehen, Saph! Ohne mich schwimmst du nirgendwohin. Das habe ich Granny Carne versprochen. «
    Ich klammere mich an die Stärke in Conors Stimme.
    »Was hat Elvira noch zu dir gesagt?«
    »Alles, was ich hören wollte«, antwortet Conor. »Aber das lässt sich schwer beschreiben. Du musst ihre Stimme hören.«
    Ich denke an Faro und die Macht von Indigo.
    »Ich weiß«, entgegne ich.
    »Aber ich werde dort nicht mehr hingehen. Wenn Elvira mich ruft, setze ich meinen Kopfhörer auf und drehe die Musik so laut, dass ich sie nicht hören kann. Das ist die einzige Möglichkeit.«
    Plötzlich durchfährt mich ein Gedanke wie ein Messer.

    »Was ist mit Mum?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Vielleicht hört sie ihn auch. Du weißt schon, den Gesang. Was sollen wir tun, wenn es auch sie nach Indigo zieht?«
    »Das wird nicht passieren«, sagt Conor mit Überzeugung. »Mum hasst das Meer. Kannst du sie dir in Indigo vorstellen ?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Mum würde uns nicht mal glauben, dass Indigo überhaupt existiert. Deshalb ist sie auch nicht in Gefahr.«

    Während ich zu Hause bin, bei Conor und seiner lauten Musik, alle Türen und Fenster geschlossen, die Vorhänge zugezogen, die Lichter eingeschaltet und die Bolognese-Soße auf dem Herd, kommt mir Indigo weit, weit weg vor.
    Doch auch die lauteste Musik hat ihre Pausen und in diesen Pausen kann das Geräusch des Meeres sich Gehör verschaffen. Zuerst ist es ein Tröpfeln, dann ein Rinnsal, schließlich ein Fluss und am Ende eine mächtige Flut.
    Nein, diesmal lasse ich es nicht zu.
    Mit größter Willensanstrengung schließe ich Augen und Ohren, schotte mich vollkommen von der Außenwelt ab. Unser Haus ist warm und gemütlich. Hier bin ich geborgen. In einer Minute ist es an der Zeit, die Spagetti ins kochende Wasser gleiten zu lassen.
    Indigo existiert nicht. Indigo ist nur ein Märchen aus fernen Zeiten.
    Ach wirklich?, fragt eine spöttische Stimme in meinem Kopf. Wenn Indigo nicht existiert, dann wird die Lüge zur
Wahrheit, dann ist der Ozean ausgetrocknet und die Sonne erloschen.
    Ich glaube, es ist Faros Stimme.

Dreizehntes Kapitel

    M um richtet sich auf und geht vom Backofen zum Küchentisch hinüber, an dem wir sitzen. Sie stellt eine Pfanne mit Ofenkartoffeln auf den Untersetzer, auf dem bereits das Brathuhn steht, das zehn Minuten geruht hat.
    »Die Hühner sollen sich ausruhen, bevor wir sie essen«, hat Dad immer gesagt, als wir noch klein waren. »Es ist anstrengend, gegessen zu werden.«
    »Erzähl den Kindern doch nicht so einen Blödsinn, Mathew. Das Huhn sollte ein bisschen ruhen, damit man es nachher leichter tranchieren kann, Sapphire«, entgegnete Mum.
    Dad ist nicht mehr da, aber wir essen immer noch Brathuhn. Ist es nicht merkwürdig, dass ein Gericht eine Person überdauern kann? Das übliche Sonntagsessen. Ich betrachte die goldene Haut des Brathuhns und die knusprigen goldbraunen Kartoffeln. Mum streut immer zuerst das Salz über die Kartoffeln, bevor sie in heißem Öl gebraten werden.
    »Für mich nur Kartoffeln und Brokkoli«, sage ich, als ich an der Reihe bin. Mum hat Roger bereits reichlich aufgegeben, der begierig auf die Hühnerbrust und die Keule starrt.
    »Du willst doch nicht wieder anfangen, dich vegetarisch zu ernähren, Sapphire?«, fragt sie argwöhnisch.
    »Ich werde kein Vegetarier,

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