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Nixenblut

Nixenblut

Titel: Nixenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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Sadie dreht durch. Mach die Tür auf. Wir müssen sie sofort reinbringen.«
    Endlich sind wir drinnen. Sadie jagt durch die Küche, während ihre Pfoten über die Fliesen rutschen. Plötzlich ist sie wieder ein übermütiger Hund und ich ein ganz normales Mädchen, das sie zu beruhigen versucht.
    Jetzt beruhig dich selbst, Sapphire, und hör auf, dir ständig Dinge einzubilden! Du bist zu Hause.

Zwölftes Kapitel

    I ch hasse es, mich von Sadie verabschieden zu müssen. Als ich neben ihr in die Knie gehe, schmiegt sie ihren Kopf an mich. Ihr lustiges Knickohr hat sich im Laufe der Zeit weiter aufgestellt, doch wenn man genau hinschaut, sieht man immer noch, dass die Ohren verschieden sind. Ich kraule sie sanft, so wie sie es am liebsten hat.
    »Was für ein Glück, dass ihr sie gefunden habt«, sagt Jacks Mum zu uns. Jack wird erst spät zurückkommen und ich warte auf Übernachtungsgäste, also hätte ich gar keine Zeit gehabt, nach ihr zu suchen.«
    Sadie drückt sich winselnd an mich. Sie will nicht, dass ich gehe. Jacks Mum beugt sich zu ihr hinunter und tätschelt sie, aber sie nimmt davon keine Notiz.
    »Man könnte wirklich glauben, sie ist dein Hund – so, wie sie sich benimmt«, sagt Jacks Mum. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass Hunde ganz genau wissen, wohin sie gehören. «
    »Wir müssen jetzt nach Hause«, sagt Conor rasch. »Komm, Saph.«
     
    »Warum hast du’s denn auf einmal so eilig?«, beschwere ich mich, nachdem wir aufgebrochen sind. »Jacks Mum war doch so nett zu uns. Sie hatte schon haufenweise Brötchen für die Übernachtungsgäste gebacken. Sie lagen auf dem
Tisch. Wenn wir geblieben wären, hätte sie uns bestimmt einen Tee gemacht.«
    »Wir müssen nach Hause. Du solltest nicht draußen sein, das ist zu gefährlich.«
    »Wie meinst du das?«
    »Sie rufen dich, nicht wahr?«
    »Von wem sprichst du?« Natürlich weiß ich, von wem Conor spricht, aber ich will es aus seinem Mund hören.
    Er schaut sich vorsichtig um und senkt seine Stimme. »Von Indigo. Hast du gehört, was Granny Carne gesagt hat, Saph?«
    » Ja, klar.«
    »All das Zeug über diesen ersten Mathew Trewhella … Sie hat so über ihn geredet, als hätte sie ihn persönlich gekannt. «
    »Schon möglich«, entgegne ich zerstreut. Ich denke immer noch an Sadie. Vielleicht ist es wirklich vorherbestimmt, dass sie eines Tages mein Hund sein wird. Kann ja sein, dass Mum eines Tages ihre Meinung ändert.
    »Wach auf, Saph! Wie kann Granny Carne denn jemand persönlich gekannt haben, der vor hunderten von Jahren gelebt hat? Das ist doch verrückt.«
    »Warum machst du dir dann so viele Gedanken darüber?«
    »Manchmal bist du wirklich schwer von Begriff, Saph. Ich will wissen, warum Granny Carne uns von diesem Mathew Trewhella erzählt hat. Und was es bedeuten soll, dass Indigo immer stärker wird. Wenn es was mit Dad zu tun hat, dann müssen wir der Sache auf den Grund gehen.«
    Auf einmal höre ich wieder das Echo von Dads Stimme in der dunklen Kirche. Ich erinnere mich an die hölzerne Meerfrau und daran, wie ich mit dem Finger die Konturen ihres
Fischschwanzes nachgezeichnet habe. Wie ich den klaffenden Spalt im Holz deutlich spüren konnte.
    »Die Meerfrau hat ihn bezaubert«, sagt Conor. »Sie hat ihn gerufen und er ist ihr gefolgt, hinaus aus der Kirche, den Weg entlang und den Fluss hinab bis zur Bucht von Pendour. Er ist nie wieder zurückgekommen. Die Leute erzählen sich, dass man noch Jahre später bei Zennor Head stehen und hören konnte, wie er seine Mer-Kinder in den Schlaf sang.«
    »Das ist doch nur eine alte Legende«, entgegne ich. »So ist das nie wirklich passiert. Und Granny Carne kann den ersten Mathew Trewhella unmöglich persönlich gekannt haben.«
    »Aber du hast doch gehört, was sie gesagt hat. Über seine schöne Stimme und das alles. Als hätte sie ihn selbst singen gehört. Dad hat doch immer gesagt, dass Granny Carne nie jünger war als heute. Nie jünger und nie anders. Vielleicht kann sie sich wirklich erinnern.«
    »Du meinst, dass sie wirklich hunderte von Jahren alt ist?«
    »Ich weiß nicht. Natürlich hört sich das unmöglich an, wenn man es ausspricht. Doch wenn man mit ihr zusammen ist, dann spürt man es doch …«
    »Was?«
    »Ihre Macht«, antwortet Conor langsam. »Deshalb will ich wissen, warum sie uns angesprochen hat. Ich glaube, sie will, dass wir etwas ganz Bestimmtes tun.«
    »Oder nicht tun«, murmele ich, während ich daran denke, wie Granny Carne mir den Weg zum Meer

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