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Nixenfluch

Nixenfluch

Titel: Nixenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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Sinn hat ein Namen, der nicht zu der Person passt? Schau, er lächelt dich an.«
    Es stimmt. Das Baby – Mordowrgi – schenkt mir ein breites, zahnloses Lächeln und greift nach meinen Haaren.
    »Lass ihn nicht an deinen Haaren ziehen, das tut echt weh«, warnt sie mich. »Er ist ziemlich stark.«
    Ich drehe mich aufgeregt zu Conor um. »Guck mal, Conor, er lächelt mich an. Vielleicht weiß er, wer ich bin.«
    Doch Conor zuckt nur die Schultern. »Babys lächeln doch jeden an.«
    »Willst du ihn mal halten, Con?«
    »Nein.«
    Das Lächeln des Babys wird noch breiter. Er sieht mich so vertrauensvoll an, als würde er mich schon lange kennen. Die Sache ist die: Wenn ein Baby dich so anlächelt, dann musst du einfach zurücklächeln.
    Ich blicke zu Conor auf, doch sein Gesicht ist so kalt und abweisend, dass ich regelrecht erschrecke.
    »Vorsicht, Sapphire, du erdrückst ihn ja.«
    Oh nein, das Gesicht des Babys zieht sich zusammen. Gleich wird es losplärren.
    »Nicht weinen, Mordowrgi, ich wollte dir nicht wehtun. Bitte nicht weinen.«
    Mordowrgi schluckt und sieht mich weinerlich an, aber jedenfalls heult er nicht. Ich gebe ihn wieder Elvira zurück, und sie wiegt ihn sogleich in ihren Armen, während sie behutsam hin und her schwimmt. Conor starrt sie fortwährend an.
    »Jedenfalls haben wir Saldowrs Versprechen, Conor.«
    »Äh … was?«
    »Das Versprechen, dass Dad sich frei entscheiden kann, ob er ein Mensch oder ein Mer sein will.«
    »Ja.«
    »Du klingst ja nicht gerade sehr begeistert. Das war doch der einzige Grund, warum wir in der Tiefe waren.«
    »Wirklich?«
    »Natürlich, Conor! Wir waren doch absolut einer Meinung. Wir wollten, dass Dad sich frei entscheiden kann. Das war nicht nur meine Idee, es war auch deine …«
    »Hör zu, Saph«, sagt Conor. »Ich weiß, dass es unsere gemeinsame Idee war. Aber jetzt bin ich mir irgendwie nicht mehr sicher. Weißt du, als wir im Maul des Wals waren, da habe ich gedacht, dass alles vorbei ist. Dass wir unser Zuhause und Mum nie mehr wiedersehen werden. Und das war so …« Conor hält kurz inne und denkt nach. »Das Gefühl war unerträglich . Dass Mum glauben könnte, ich hätte sie ebenfalls verlassen, so wie Dad. Wir müssen uns damit abfinden, dass Dad sich schon entschieden hat, Saph. Er hat sich entschieden, uns zu verlassen. Es hat ihn ja niemand dazu gezwungen. Du hast bestimmt recht, dass er hinterher ein schlechtes Gewissen hatte und seine Entscheidung vielleicht sogar bedauert hat, doch er hat seine Wahl getroffen.«
    »Aber, Conor, Dad hat doch niemals eine richtige Wahl gehabt! Er wusste nicht … er dachte bestimmt, er könnte zu uns zurückkommen.«
    »So, meinst du? Und was ist dann mit ihm ?« Conor macht eine Kopfbewegung in Richtung des Babys, das in Elviras Armen liegt.
    »Wie meinst du das?«
    »Er ist Dads Sohn. Dad wollte ihn haben. Er hat sich für seine Mer-Frau und seinen Mer-Sohn entschieden. Sieh das doch ein, Saph. Diese Entscheidung lässt sich nicht mehr rückgängig machen.«
    »Aber wir waren uns doch einig, dass man Dad nicht fair behandelt hat. Dass er eben niemals eine richtige Wahl treffen konnte.«
    » Fair !«, stößt Conor mit bitterer Stimme aus. »Nein, es war nicht fair. Gar nichts ist fair gewesen, aber es passiert eben trotzdem.«
    Ich glaube nicht, dass Conor recht hat. Er hat Dad nicht gesehen und mit ihm gesprochen, so wie ich. Er hat nicht den Schmerz und die Zweifel in seinen Augen gesehen.
    »Das Baby lässt sich nicht ungeschehen machen, Saph. Überleg doch mal, was es bedeutet, wenn Dad zurückkommen würde. Willst du, dass er auch noch dieses Kind allein lässt?«, fragt Conor. »Dann würde es sich eines Tages genauso schlecht fühlen wie wir jetzt. Es hat doch keinen Sinn, noch mehr Leben durcheinanderzubringen. Dad ist jetzt hier zu Hause. Und Mum hat Roger. Und wir … wir haben uns doch irgendwie daran gewöhnt, oder? Ich hoffe nur, dass Dad glücklich ist mit seiner Entscheidung.«
    »Du weißt, dass er das nicht ist.«
    »Ich weiß gar nichts. Ich weiß nur, dass Dad sich schon vor langer Zeit hätte bremsen sollen, bevor er sich in diese … diese Frau verliebt hat.«
    Obwohl mir Conors Worte einen Stich geben, will ich sie nicht wahrhaben. Es gibt immer noch Hoffnung. Wer hätte gedacht, dass wir den Kraken besiegen? Wenn das möglich ist, ist alles möglich. Außerdem hat uns Saldowr sein Wort gegeben.
    Elvira schwimmt immer noch hin und her und singt meinem Baby-Bruder ein Wiegenlied vor. Das

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