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Nixenjagd

Nixenjagd

Titel: Nixenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Anwalt Bescheid sagen, der sie begleiten wird. Alex, geh rauf und streich das Bad fertig.« Alexandra gehorchte, und auch Petra sah ein, dass hier nichts mehr zu machen war.
    Nachdenklich ging sie über die vermoosten Waschbetonplatten zur Gartentür. Sie hatte den Wagen schon aufgeschlossen, als sie die alte Frau auf dem Nachbargrundstück der Römers bemerkte. Sie schnibbelte an einem Strauch herum und betrachtete die Besucherin mit unverhohlener Neugierde. Petra ging zu ihr und stellte sich vor. »Polizei«, sagte die Frau erschrocken und schleuderte einen misstrauischen Blick auf das Nachbarhaus. »Ich bin Amalie Neuhaus.« Sie war um die achtzig und reichte Petra gerade bis zur Brust. Ihre dürren Hände klammerten sich um eine rostige Gartenschere. »Einen schönen Garten haben Sie«, log Petra, denn die in strengen Linien angelegten Rabatten entsprachen nicht so ganz ihrem Geschmack. »Ja, er macht zwar viel Arbeit, aber es hilft ja nichts. Ich kann mir keinen Gärtner leisten.« »Fragen Sie doch mal den neuen Nachbarsjungen, wenn er aus den Ferien zurück ist«, schlug Petra vor. Die Alte in der geblümten Kleiderschürze schüttelte energisch die Pudellöckchen. »Nee, nee. Nachher kommt hier was weg und keiner will’s gewesen sein.« Was sollte hier wegkommen, fragte sich Petra. Vielleicht ihre Ersparnisse unter der Matratze? »Ich lebe allein. Da muss man schon aufpassen. Gibt so viel Schurken, heutzutage.« Dass diese Frau »aufpasste« wie ein Wachhund lag auf der Hand. Und sicher nicht nur auf sich selbst. Solche Zeitgenossen waren stets nützliche Informationsquellen. »Frau Neuhaus, darf ich Sie was fragen?« »Aber sicher«, sagte die Frau beflissen. Ihrer Generation hatte man noch Respekt vor Staatsbeamten eingebläut.
    Die Kommissarin fasste in die Tasche ihrer Jeansjacke und zeigte der Alten das Foto von Katrin Pankau. »Haben Sie dieses Mädchen mal bei Ihren neuen Nachbarn gesehen?« Die Frau nahm das Foto, betrachtete es mit weit ausgestreckten Armen, dann schüttelte sie den Kopf. »Die Arme sind zu kurz. Da brauch ich meine Brille«, stellte sie verschmitzt lächelnd fest. »Warten Sie.« Sie tippelte ins Haus und kam kurz darauf mit einem Monster von Brille wieder heraus. Sie setzte sie sich auf die Nase und sah sich das Foto an. »Auf die Weite sehe ich noch gut, wissen Sie. Das ist das tote Mädchen aus der Zeitung, nicht wahr? Die im Badesee ertrunken ist.« »Ja, genau. War sie mal hier?« Die Frau schien zu überlegen. »Ja, jetzt wo Sie es sagen. Mein Gott, hätte ich das melden müssen?« Ihre wässrigen Pupillen schossen unruhig hin und her. »Nein, um Himmels willen. Es hat Sie ja keiner gefragt, bis jetzt. Sind Sie sicher, dass es dieses Mädchen war?« Sie nickte. »Das ist zwar schon ein paar Wochen her, aber die war das. Kam mit dem Rad, am Nachmittag. Ich war gerade im Garten, hab den Rasen gemäht. Sie hat nebenan geklingelt. Sie und das Mädchen haben unter der Tür geredet, dann ist sie wieder gegangen.« »War sie noch einmal da?« »Ich habe sie nur dieses eine Mal gesehen.« »Erinnern Sie sich an den Tag, an dem sie da war? An das Datum? Den Wochentag vielleicht?« Die alte Frau überlegte, dann schüttelte sie bedauernd den Kopf. »Nein. Ein Wochenende war’s nicht, weil ich da nie den Rasen mähe. Und ich weiß noch, dass es heiß war. Sie hatte jedenfalls kaum was an. Es muss so Ende Juni, Anfang Juli gewesen sein. Der Hibiskus hat noch nicht geblüht.«
    »Danke, Frau Neuhaus«, sagte Petra. »Sie haben mir sehr geholfen. « »Macht man doch gerne. «

3 3
    Franziska schlenderte neben ihrer Tante durch die sonntäglich leere Fußgängerzone und lauschte halbherzig deren Bericht über ihre Nordmeer-Kreuzfahrt. Das Eiscafé hatte acht Tische und Sonnenschirme draußen aufgestellt, es war der einzige Ort im Zentrum der Kleinstadt, an dem Leben herrschte. »Ich werde ein gutes, altes Bananensplit nehmen«, sagte Tante Lydia. Pfeif auf die Kalorien. Und du?« Franziska antwortete nicht. Sie hatte sich schon mal nach zwei freien Plätzen draußen umgesehen und dabei hatte sie fast der Schlag getroffen. Paul, Alexandra und seine Mutter saßen am äußersten Tisch, jeder hatte einen bunten Eisbecher vor sich. Als Paul Franziska sah, schien er einen Augenblick verlegen zu sein. Aber dann fing er sich wieder und hob lässig die Hand. »Hallo«, sagte er. Seine Mutter und seine Schwester folgten seinem Blick. Zwei, drei Sekunden lang stand Franziska reglos da und starrte ihn

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