Nixenjagd
wurde ein wenig ro t dabei . Petra dachte an den sehr selbstsicheren, erwachsen wirkende n Paul. Wie musste ein Mädchen sein, das ihm gewachsen war ? Noch dazu eines im gleichen Alter. Oder wollte er das ga r nicht ?
»Nun, in den meisten Beziehungen gibt es einen Partner, de r den Ton angibt, und einen, der sich danach richtet. Meistens is t es derjenige, der den anderen mehr liebt. « Meike wusste mit den Ausführungen der Kommissarin offenba r nichts anzufangen. Diese wiederum vermied es, Volker Baumann anzusehen. Hoffentlich dachte der nicht, sie würde in irgendeiner Form von sich reden . Petra präzisierte ihre Frage: »War Paul der Tonangebende? Ha t Solveig ihn angehimmelt? Oder war es eine ebenbürtige Partnerschaft? Oder war es umgekehrt? « »Es war ziemlich ausgeglichen«, sagte Meike zögernd . »Gab es auch mal Streit?«, fragte Petra . »Nein, es war meistens okay. « »Meistens? « »Manchmal konnte Paul so komisch sein. « »Inwiefern? « »Manchmal hat er einfach keinen Menschen sehen wollen . Auch Solveig nicht. Das dauerte ein paar Tage, dann war e s wieder okay. Einmal kam er fast zwei Wochen lang nicht zu r Schule. Solveig sagte, es wären Depressionen. Das mit seine m Vater war ja zu der Zeit erst ein knappes Jahr her. « »Hat er darüber gesprochen? « »Nicht mit mir. Vielleicht mit Solveig, aber das weiß ich nicht. « »Mochtest du Paul Römer? « Wieder errötete sie ein klein wenig. »Ja. Er war okay. Irgendwie... erwachsen. « »Kanntest du seine Familie? « Meike überlegte, ehe sie antwortete: »Die Schwester war ab un d zu dabei, wenn wir was unternommen haben. Aber die ist ei n bisschen komisch. « Komisch schien Meikes Lieblingswort zu sein – nach okay .
»Komisch?«, wiederholte Petra . »Halt so schüchtern und so. Hat kaum mit jemandem geredet , außer mit ihrem Bruder. « »Kanntest du die Mutter? « »Nein. Nur vom Sehen, von der Beerdigung, da war sie mit Pau l zusammen da. « »Hat sich deine Freundin mal über Pauls Familie geäußert? « Meike überlegte. »Nein, eigentlich nicht. Aber eins war komisch: Solveig und Paul haben sich fast immer nur bei Solvei g getroffen. « »Ach. Warum das? « Paul hat ihr erklärt, seine Mutter sei noch immer ziemlich ferti g wegen der Sache mit ihrem Mann. Deswegen wollte er nicht , dass Solveig zu ihm kam. « »Aber seine Mutter wusste schon, dass er eine Freundin hatte? « Meike hob ihre mageren Schultern. »Keine Ahnung. So wa s lässt sich auf die Dauer ja wohl kaum verheimlichen. « »Was waren Solveigs Hobbys? « »Reiten und Klavier spielen. « Ein echtes höheres Töchterchen also. Überhaupt hatte man e s bei diesem Fall mit lauter wohlgeratenen Kindern aus gut situierten Verhältnissen zu tun. Nicht gerade die übliche Klientel . Und doch gab es zwei tote Mädchen . . . Sie verscheuchte di e grüblerischen Gedanken und konzentrierte sich wieder auf da s Gespräch . »War Paul mit dabei, beim Reiten? « »Nein. Jungs reiten doch nicht. « »Und du? Reitest du auch? « »Früher schon. Jetzt weniger. « »Aber du kennst den Reitstall, in dem Solveig zuletzt war. « »Klar. Wir waren beide oft zusammen da. «
»Aber an dem bewussten Tag warst du nicht dabei. « »Nein. Wie gesagt, ich hatte damals schon nicht mehr so vie l Bock da drauf. « »Hast du einen Freund?«, wollte Petra wissen . »Ja, wieso?« Meike blinzelte irritiert . »Nur so. Hattest du einen, als Solveig ums Leben kam? « »Sven und ich sind schon seit achtzehn Monaten zusammen . Ich war nicht eifersüchtig auf Solveig wegen Paul, falls Sie da s glauben. « »Gab es jemanden, der möglicherweise eifersüchtig war? « »Paul sah gut aus. Es gab viele, die hinter ihm her waren. « »Gab es mal eine Szene oder dergleichen? « »Nicht, dass ich wüsste. Es war halt das übliche Getratsche un d Gegacker, das ausbricht, wenn ein gut aussehender Junge we g ist von der Piste. « Petra musste sich ein Grinsen verkneifen und fragte: »Hatt e Paul vor Solveig eine Freundin? « »Keine Ahnung. Wenn, dann jedenfalls nicht an unserer Schule, das hätte man mitgekriegt. Aber ich glaube es nicht, Solvei g hat nie so was erwähnt. « »Wie hat Paul auf Solveigs Tod reagiert?«, fragte Petra . »Er war völlig daneben. Er ist zwei Wochen nicht zur Schul e gekommen. Ich habe ihn mal angerufen, aber er wollte nich t darüber reden. Er wollte gar nicht mit mir reden. Mit niemandem. Auch später nicht, als er wieder zur Schule kam. « »Danke Meike, ich habe keine Fragen mehr. Sie
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