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Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dunmore
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Delfinen spricht.
    Ich habe ja auch gar nicht mit dem Delfinweibchen gesprochen. Ich habe sie nicht verstanden, und sie mich wohl auch nicht. Mein Gehirn und meine Zunge konnten die Barriere diesmal nicht überwinden. Sie versuchte so sehr, sich verständlich zu machen, aber es ging nicht. Vielleicht hat mich der Umzug nach St. Pirans schon weiter von Indigo entfernt. Ich verliere meine Fähigkeiten. Wenn das so weitergeht, werde ich niemals die Sprache der Mer erlernen. Ich werde von einem Anflug von Verzweiflung gepackt und kauere mich auf dem Boden des Boots zusammen.

    Mal begleitet uns nach Hause. Ich sage nichts, als Conor ihn hereinbittet. Lass uns in Ruhe, denke ich. Hau ab. Als hätte Mal meine Gedanken gelesen, sagt er plötzlich: »Ich geh mal lieber. Tschüs, Conor … äh, mach’s gut, Sapphire.«
    »Ja, bis bald.«
    Sobald wir die Tür hinter uns zugemacht haben, sagt Conor zu mir: »Du könntest ruhig etwas freundlicher zu Mal sein. Er mag dich.«
    »Der kennt mich doch gar nicht.«

    »Meinetwegen, aber er mag dich trotzdem. Warum bist du immer so schroff? Sobald dir jemand zu nahe kommt, ziehst du dich zurück.«
    Ich tätschele Sadie und vergrabe mein Gesicht in ihrem Fell. Doch Conor lässt sich nicht ablenken.
    »Dieser Delfin, Saph …«
    »Welcher Delfin?«
    »Du weißt genau, welchen ich meine. Der Delfin, mit dem du geredet hast.«
    »Ich habe es versucht, aber es hat nicht funktioniert. Vielleicht hat es daran gelegen, dass ich an der Luft und er noch in Indigo war. Wenn Delfine aus dem Wasser springen, sind sie immer noch in Indigo. Das hat mir Faro erzählt. Kann aber auch sein, dass ich alles nur vergessen habe.«
    Es ist seit Wochen das erste Mal, dass Faros Name gefallen ist. Conor runzelt die Stirn.
    »Warum sind die Delfine gekommen? War es eine Botschaft von Faro?«
    »Nein, mit Faro hat das bestimmt nichts zu tun. Es war keine Botschaft von , sondern über Indigo. Die Delfine wollten mir etwas mitteilen, aber ich war nicht schnell genug. Ich konnte sie nicht verstehen.«
    »Wolltest du sie denn verstehen?«
    »Wie meinst du das?«
    »So, wie ich es sage. Wolltest du ihre Botschaft verstehen? «
    »Natürlich. Indigo wollte mit mir … ich meine, mit uns kommunizieren.«
    »Ach komm, Saph. Der Delfin wollte nur mit dir reden. Was ich wissen will, ist, ob du ihm wirklich zugehört hast. Ob du willst, dass alles wieder von vorne losgeht.«

    »Wie sollte ich das nicht wollen? Es geht doch um Indigo. «
    Conors Blick wandert über mein Gesicht. Ein seltsamer Gedanke kommt mir in den Sinn. Conor versucht, mich zu entschlüsseln, so wie ich versucht habe, die Sprache der Delfine zu entschlüsseln. Aber Conor und ich gehören derselben Spezies an. Wir sind Bruder und Schwester. Nach einer Weile sagt er sehr leise: »Du hättest es gekonnt, aber du hast es nicht wirklich versucht, Saph.«
    Es fällt mir schwer, es ihm zu erklären. »Nein, so ist das nicht. Ich habe keine Wahl. Es kommt mir so vor, als wäre ich nur halb hier, nur halb am Leben. Das Leben in St. Pirans geht völlig an mir vorbei. Ich habe ständig das Gefühl, ich sehe mir alles nur im Fernsehen an. Ach wäre ich doch in Indigo …«
    »Sag das nicht!«
    »Aber es ist wahr!«
    »Ich weiß«, sagt Conor bedrückt. »Du kannst deinen Willen nicht beeinflussen. Ich mache dir ja auch keinen Vorwurf. Ich weiß, wie dir zumute ist, Saph. Es ist so stark und rätselhaft. Und es zieht einen magisch an. Mich auch … Aber ich glaube, wenn du es wirklich versuchst, wenn du hart genug darum kämpfst, dann kannst du dich selbst davon abhalten, den nächsten Schritt zu tun.«
    »Welchen nächsten Schritt?«
    Conor zuckt die Schultern. »Ach, ich weiß auch nicht. Ich habe nur laut gedacht.« Plötzlich klingt seine Stimme spielerischer, spöttischer, weniger ernst: »Aber eine Sache hast du nicht bedacht, Sapphy. Du bist so scharf darauf, mit Delfinen zu reden, dass du Sadie ganz vergessen hast.«
    »Was?«

    »In Indigo gibt es keine Hunde, Saph.«
    Als hätte sie seine Worte verstanden, schmiegt sich Sadie in diesem Moment eng an mich. Sie spürt immer, wenn irgendwas nicht in Ordnung ist. Ihre braunen Augen schauen mich an. Wie habe ich Sadie nur vergessen können, wenn auch nur für eine Minute? In Indigo gibt es keine Hunde.
    Vielleicht doch. Vielleicht wäre es möglich. Sadie ist schließlich kein gewöhnlicher Hund. Könnte sie mit mir die Haut des Wassers durchdringen und nach Indigo tauchen? Ich weiß es nicht. Ich versuche,

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