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Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dunmore
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Tagundnachtgleiche, einige Stürme über St. Pirans hinwegzogen.
    Diese Häuser könnten ohne Weiteres ganz vom Sand begraben werden. Eine merkwürdige Vorstellung – eines Morgens im Dunkeln aufzuwachen, weil der Sand die Fenster völlig bedeckt hat. Wäre es Wasser statt Sand, könnte man das Schäumen der Wellen auf der anderen Seite des Fensters beobachten. Schließlich würde die Scheibe unter dem großen Druck platzen und das Meer direkt ins Zimmer fluten.
    »Ich frage mich, woher das Meer immer genau weiß, wie weit es vordringen kann«, sage ich zu Conor. »Es ist so riesig und gewaltig und erstreckt sich über so viele Meilen. Doch bei jeder Tide stoppt es genau an derselben Stelle.«
    »Nicht genau an derselben. Jede Tide ist anders.«
    »Das weiß ich. Aber das Meer entschließt sich ja nicht plötzlich, eine Meile weiter aufs Land vorzudringen. Dabei wäre das doch überhaupt kein Problem, oder? Warum macht es hier halt, wenn es leicht die ganze Stadt überfluten könnte?«
    »Du meinst, wie die Sintflut?«
    »Die Sintflut?«
    »Du weißt schon – Gott sandte eine Flut, um die ganze Welt und alles, was darin lebt, zu ertränken, weil die Leute so böse waren. Doch Noah baute sich seine Arche und überlebte. Als die Flut vorüber war, versprach Gott, es nie wieder zu tun.«
    »Glaubst du an Gott, Conor?«
    »Ich weiß es nicht. Früher habe ich versucht zu beten, aber es hat nicht funktioniert.«

    »Warum hast du gebetet?« Natürlich weiß ich das ganz genau. Conor hat gebetet, damit Dad wieder nach Hause kommt. Ich weiß es, weil ich dasselbe getan habe. Nacht für Nacht habe ich das gemacht, doch Dad blieb verschwunden.
    »Weißt du doch, Saph.«
    »Ja. Hab ich auch gemacht.«
    »Du hast auch gebetet?«
    »Ja, lange Zeit, jede Nacht.«
    »Aber es hat nichts gebracht.«
    »Nein.«
    »Weißt du, was der Regenbogen nach der Sintflut zu bedeuten hat?«
    »Nein.«
    »Er ist ein Zeichen dafür, dass Gott keine zweite Sintflut mehr über die Erde kommen lässt.«
    »Ach, das habe ich ganz vergessen zu erzählen: Ich hab ein Mädchen namens Rainbow kennengelernt.«
    Aber Conor hört mir nicht zu. Er hält sich die Hand über die Augen und starrt auf das Meer hinaus. Zuerst denke ich, er hält nur nach Surfern Ausschau, aber dann packt er mich am Arm. »Da drüben bei den Klippen! Siehst du?«
    »Ein Regenbogen?«, frage ich wie ein Volltrottel.
    »Elvira!«, entgegnet er, als sei das die einzig mögliche Antwort. Als würde man ständig nur nach Elvira Ausschau halten.
    Er spricht nie über sie. Nimmt ihren Namen nicht in den Mund. Aber wahrscheinlich denkt er ständig an Elvira, seit er das letzte Mal mit ihr gesprochen hat. Das war unmittelbar nachdem Roger und sein Tauchpartner Gray fast getötet worden wären, als sie bei den Bawns tauchen waren.

    Ich weiß noch genau, wie Conor und Elvira miteinander geredet haben, nachdem wir Roger und Gray ins Boot gehievt hatten. Conor lehnte sich über den Bootsrand und Elvira war im Wasser. Sie schienen alles um sich herum vergessen zu haben, hatten nur Augen für einander. Dann ließ sich Elvira wieder unter die Wasseroberfläche gleiten und wir fuhren mit dem Boot zurück an Land.
    »Ich sehe Elvira nicht«, sage ich. »Ich kann überhaupt nichts erkennen.«
    »Da drüben! Schau doch, wo ich hinzeige. Nicht dort, da drüben! Ach, jetzt ist es zu spät! Sie ist verschwunden.«
    »Bist du sicher, dass es Elvira war?«
    »Es war Elvira. Ich weiß es ganz genau.«
    »Es hätte auch ein Teil des Felsens sein können.«
    »Das war kein Felsen. Das war sie.«
    »Oder ein Surfer, der …«
    »Glaub mir, Saph, es war Elvira! Die verwechsele ich mit niemand.«
    Ich glaube immer noch, dass Conor sich geirrt hat. Ich spüre jedenfalls nicht, dass Mer in der Nähe sind. Weder Faro noch seine Schwester noch irgendwelche anderen Mer. Doch in Conors Augen scheint sich jeder Felsen, jede Robbe und jede Boje in Elvira zu verwandeln.
    »Es ist immer so«, sagt Conor frustriert, »kaum erblicke ich sie, ist sie auch schon wieder verschwunden. Aber diesmal bin ich ganz sicher, dass es Elvira war.«
    »Wie kannst du da sicher sein?«
    »Weil sie schon vorhin in der Bucht war, als die Delfine kamen.«
    »Davon habe ich aber nichts bemerkt.«
    »Ich weiß, dass sie da war. Ich habe sie aus dem Augenwinkel
heraus gesehen, aber als ich mich umgedreht habe, war sie verschwunden – wahrscheinlich, weil Mal und sein Vater dabei waren. Elvira wollte nicht riskieren, von ihnen gesehen zu

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