Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dunmore
Vom Netzwerk:
des Schicksals. Wir sollten doch versuchen, die Welt besser zu machen. Die Zukunft zu beeinflussen. Die Inselbewohner hätten zum Beispiel einen Schutzwall bauen können,
um vor dem Meer in Sicherheit zu sein. Die Leute in Holland tun das. Sie bauen Deiche und Kanäle. Sie ertrinken nicht, weil sie erfahrene Ingenieure haben.«
    »Davon habe ich schon gehört«, entgegnet Faro nachdenklich. »Sie sind sehr eigensinnig, diese Holländer.«
    »Es geht darum, Faro, dass das Land nicht zwangsläufig verloren gehen muss. Holland beweist das. Dort macht man es andersherum. Die Holländer gewinnen dem Meer neues Land ab. Hast du das gewusst?«
    »Sie nehmen Indigo also Land weg«, erwidert Faro, »aber das heißt noch lange nicht, dass es danach ihnen gehört. Was heute klappt, braucht morgen nicht zu funktionieren. Hast du nicht eben gesagt, dass wir die Welt verbessern und die Zukunft beeinflussen sollen? Ich bin vollkommen deiner Meinung. Es wäre für die Mer viel besser, wenn Holland ein bisschen … kleiner würde.«
    »Aber warum denn, Faro? Warum? Ist Indigo nicht schon stark genug? Die Meere sind doch größer als die Landmasse. Weißt du das nicht?«
    Das hat mir Dad erzählt. Er hat mich mit seinem Boot, der Peggy Gordon , so weit aufs Meer mit hinausgenommen, dass ich sehen konnte, wie klein und unbedeutend das Land im Vergleich zum riesigen Ozean wirkt.
    »Warum willst du immer noch mehr, Faro?«
    »Ihr Menschen seid doch diejenigen, die nie genug bekommen«, entgegnet er gereizt. »Ihr wollt, dass die ganze Welt eurem Willen gehorcht.«
    Der Streit mit Faro verunsichert mich. »Könnten wir die Verlorenen Inseln besuchen?«, frage ich rasch.
    »Alle gehen heute Nacht dorthin.«
    »Warum?«

    »Weil es dort eine Versammlung gibt. Schau mal da drüben. «
    »Es ist zu dunkel.«
    »Schau doch, Sapphire. Mach die Augen auf.«
    Ich spähe durch das samtige Dunkel des Wassers, erkenne kleine Schatten, die mit der Strömung durchs Wasser gleiten. Es sind viele, dicht beieinander. Vielleicht ein Schwarm von Fischen, die auf dem Weg zu ihren Futtergründen sind. Doch für Fische sind sie entschieden zu groß. Sie sind so lang wie … so groß wie …
    »Mer! Faro, da vorne! Da sind Mer!«
    Endlich bekomme ich sie zu Gesicht, Faros Leute. Der Schleier, der mich jedes Mal von ihnen getrennt hat, wenn ich Indigo besucht habe, ist doch noch gelüftet worden. In einer Gruppe von ungefähr zwanzig Wesen ziehen sie rasch durchs Wasser. Sie haben noch einen weiten Weg vor sich und schenken uns keine Beachtung. Ihre Haut schimmert, als sei sie mit Schuppen bedeckt. Doch von Faro und seiner Schwester Elvira weiß ich, dass Mer keineswegs Schuppen haben. Das gibt es nur in Märchen, wo die Meerfrauen sich auf den Felsen sonnen, ihr langes Haar kämmen und Lieder für die Seefahrer singen. Die richtigen Mer sind ganz anders. Sie haben mehr Macht, sind komplizierter und viel, viel realer. Ich zwinkere und die Mer sind verschwunden.
    »Was tragen sie da auf ihrer Haut, Faro? Was glitzert so im Wasser?«
    »Perlmuttbesetzte Umhänge, vermute ich. Das tragen die meisten von uns, wenn eine Versammlung bei Mondschein stattfindet.«
    »Das ist wunderschön. Hast du auch so einen Umhang?«
    »Bitte?«

    »Ich meine, ob du auch so einen schönen Umhang besitzt, in deinem Kleiderschrank oder wo auch immer.«
    »Ich gehe nicht zu der Versammlung heute Nacht, warum sollte ich also einen Umhang tragen? Wenn ich ginge, würde ich mir einen anfertigen.«
    »Machst du dir etwa jedes Mal einen neuen Umhang, wenn du zu einer Party, ich meine, einer Versammlung gehst?«
    »Natürlich.«
    »Dauert das nicht ewig, so einen Umhang herzustellen?«
    »Doch. Die Muster sind sehr kompliziert.«
    »Warum hebst du sie dann nicht auf? Du könntest schon eine wunderbare Sammlung haben.«
    »Sammlung!«, schnaubt Faro. Dann senkt er seine Stimme, als wolle er nicht, dass uns jemand zuhört: »Pass auf, Sapphire. Vor langer Zeit haben einige Mer damit angefangen, Dinge zu sammeln. Allmählich wurden sie so stolz auf ihren Besitz, dass sie erst zu Rivalen, dann zu Feinden wurden. Das hätte uns fast einen Krieg beschert.«
    »Sind denn die Mer jemals in einen Krieg verwickelt gewesen? «, frage ich erstaunt. Faro hat mir stets den Eindruck vermittelt, alle Mer würden friedlich zusammenleben.
    »Damals hätte es fast einen Krieg gegeben. Wir waren bereit, einander zu töten.«
    »Bei uns gibt es ständig Kriege. Man muss nur den Fernseher einschalten.«
    »Hat

Weitere Kostenlose Bücher