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Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dunmore
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mir leid.«
    »Eine wahre Antwort?«, presst Conor zwischen den Zähnen hervor. »Soll das eine wahre Antwort sein?«
    »Ja«, sagt Saldowr.
    »Wahrscheinlich hat es hier jeder gewusst, nur wir nicht«, fährt Conor wütend fort. »Weiß Faro Bescheid? Und Elvira?«
    »Ja, sie wissen es. Wie sollten sie es nicht wissen? Die Mer sind nicht wie ihr. Wir haben kaum Geheimnisse voreinander. «

    Ich will keinen Gedanken mehr an Dad verschwenden. Ich will die Erinnerung an ihn aus meinem Gedächtnis streichen.
    »Sie sieht aus wie Elvira«, sagt Conor, »diese … diese Frau . Ist sie mit ihr verwandt?«
    »Sie ist die Schwester ihrer Mutter und hat vor einiger Zeit ihren Mann verloren. Faro und Elvira können sich darüber freuen, dass Mellina wieder glücklich ist, nachdem sie lange getrauert hat.«
    »Und ob sie das können«, brummt Conor mürrisch. »Haben sie das schon die ganze Zeit gewusst? Seit unserer ersten Begegnung im letzten Jahr? Ich bin mir sicher, dass sie es gewusst haben.«
    »Das müsst ihr Faro und Elvira schon selbst fragen.«
    »Vielleicht haben wir dazu keine Lust«, erwidert Conor.
    Saldowr sieht uns nachdenklich an. Mir hat es die Sprache verschlagen. Ich fürchte, ich würde anfangen zu weinen und zu schreien wie ein Baby, wenn ich den Mund öffne. Faro hat es die ganze Zeit über gewusst und kein Wort gesagt.
    Ich dachte, er sei mein Freund. Wir waren uns so nahe, dass wir die Gedanken des anderen lesen konnten. Weiß er denn nicht, wie sehr es wehtut, dass Dad uns verlassen hat? Kann er sich nicht vorstellen, welche Gefühle die Existenz seiner Mer-Frau in uns auslöst? Wie kann Faro nur glücklich über etwas sein, das Conor und mich so unglücklich macht? Kleine Schwester nennt er mich immer. Ich habe nie verstanden, warum. Vielleicht will er mir damit zu verstehen geben, dass wir mehr sind als Freunde: dass wir miteinander verwandt sind.
    »Ihr müsst euch klarmachen, dass die Mer anders sind als
ihr«, sagt Saldowr. »Wir besitzen einander nicht, so wie ihr das tut.«
    »Wieso besitzen ? Mit besitzen hat das gar nichts zu tun. Mein Vater war verheiratet , verheiratet mit meiner Mutter, das ist alles«, stellt Conor fest.
    »Doch für ihn war es nicht alles, denn seine Liebe ging neue Wege.«
    »Sie hat ihn dazu gebracht. Er wollte es gar nicht!«, sage ich erregt. »Diese Frau, Mellina, sie hat für ihn gesungen. Hätte sie nicht gesungen, wüsste er gar nicht, dass sie existiert. «
    »Das Entscheidende ist doch, dass euer Vater zugehört hat.«
    »Das hätte er nie tun dürfen«, sagt Conor. »Er hatte kein Recht dazu. Er war mit Mum verheiratet.«
    »Ich kann mit euch nicht über die Kräfte sprechen, die Männer und Frauen bewegen«, sagt Saldowr ernst. »Hätte, sollte, würde, könnte. Das sind menschliche Wörter, und selbst in unserer gemeinsamen Sprache haben sie keine Bedeutung. Wir müssen uns danach richten, was ist – nicht, was sein könnte oder sollte . Ihr habt das Kind gesehen. Er ist nun mal geboren worden. Das kann euch zuliebe nicht ungeschehen gemacht werden.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass unser Vater niemals zu uns zurückkehren kann?«, fragt Conor langsam.
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich zeige euch nur, was ist .«
    Conor richtet sich auf und sagt mit plötzlicher Würde: »Dafür möchten wir Ihnen danken. Wir haben keine weiteren Fragen mehr.«
    Ich schaue ihn bewundernd an. Ich hätte vermutlich unzählige verzweifelte Fragen zu Dad und der Mer-Frau und
dem Baby mit der perlmuttfarbenen Schwanzflosse gestellt, das …
    Unser Halbbruder ist. Das ist die richtige Bezeichnung. Aber ich habe nur einen Bruder, und das ist Conor. Ich will keinen zweiten haben.
    Unser Halbbruder, Faros und Elviras Cousin. Die Mutter des Mer-Babys ist ihre Tante. Sein Vater ist unser Vater. Das alles ist so sonderbar und verwirrend, dass mir ganz schwindelig wird. Conor hat recht. Wir sollten uns verabschieden und unter vier Augen weiterreden. Saldowr kann unser Problem nicht lösen.
    Saldowr schaut zu Conor hinüber, als ließe er sich dessen Worte durch den Kopf gehen. Schließlich nickt er zustimmend. »Wie ihr wollt«, sagt er. »Doch es gibt noch einen anderen Grund, warum ihr hier seid.«
    »Wir kennen keinen anderen Grund.«
    »Geh jetzt mit deiner Schwester. Tröstet euch, doch dann kehrt wieder zu mir zurück. Es gibt noch ein anderes Thema, über das ich mit euch sprechen muss.«
    »Meinen Sie nicht, wir hätten schon genug erfahren?«, fragt Conor unverblümt. »Was soll

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