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Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dunmore
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zu der Sprache zurück, die wir alle verstehen. Lass dir gesagt sein, Conor, dass die Veranlagung deiner Schwester weder eine Stärke noch eine Schwäche ist. Sie hat sie sich nicht ausgesucht. Sie ist ausgesucht worden. Sapphire ist halb Mer, halb Mensch, und auch du bist beides. Doch in ihr sind beide Anteile auf sonderbare und mächtige Weise verbunden. Sie war in der Tiefe und ist doch lebend zurückgekehrt.«

    »Sie sind wie Granny Carne!«, ruft Conor plötzlich aus und starrt ihn an.
    »Wer ist Granny Carne?«, fragt Saldowr.
    »Eine weise Frau.«
    »Saldowr ist nicht wie Granny Carne, Conor, sondern das genaue Gegenteil. Sie ist mit der Erde ver…«
    »Ja, ich weiß, doch Saldowr ist für die Mer dasselbe, was Granny Carne für die Menschen ist«, erwidert Conor ungeduldig. »Sie gehört zur Erde, und er gehört zu Indigo, doch gemeinsam sind sie wie zwei Seiten derselben Medaille.«
    Saldowr blickt Conor eindringlich an, als bitte er ihn weiterzusprechen.
    »Kommen die Leute … ich meine, die Mer, kommen sie zu Ihnen, wenn sie Probleme haben und nicht wissen, was sie tun sollen?«, fährt Conor eifrig fort. Saldowr nickt.
    »Ich hab’s ja gesagt, Saph! Sie tun genau dasselbe, nur in einem anderen … wie heißt das Wort? Element .«
    »Du scheinst ja viel über mich zu wissen«, bemerkt Saldowr lakonisch. »Normalerweise kommen die Leute mit Fragen, nicht mit Antworten zu mir.«
    Conor errötet. »Auch wir sind mit einer Frage gekommen«, sagt er.
    »Dann stelle sie.«
    Doch Conor wendet sich ab und ballt die Fäuste. »Einen Moment«, sagt er mit belegter Stimme. Ich bin sicher, dass Saldowr unsere Frage schon kennt. Conor hat recht: Sie würden sich ineinander erkennen, Saldowr und Granny Carne. Ich hebe meinen Kopf und begegne Saldowrs Blick.
    »Unser Vater ist in Indigo«, beginnt Conor langsam, »und wir haben das Gefühl … wir glauben, dass er hier unglücklich ist. Wir glauben, dass er seine Wahl getroffen hat, ohne
wirklich zu wissen, worauf er sich einließ. Es ist doch keine freie Entscheidung, wenn man nicht weiß, was man tut, oder? Und jetzt wollen wir wissen, ob seine Entscheidung … wieder rückgängig gemacht werden kann.«
    »Ihr wollt ihn zurückhaben!«, sagt Saldowr streng. Seine silbrig grünen Augen blitzen, als er sich zu seiner vollen Größe aufrichtet. »Du denkst, er könne an die Luft zurückkehren, so wie deine Schwester aus der Tiefe zurückgekehrt ist.« Er legt die Stirn in Falten und blickt uns nacheinander in die Augen. »Es bedarf mehr als menschlicher Tränen, um euren Vater zu euch zurückzubringen. Seid ihr wirklich bereit zu erfahren, was mit ihm geschehen ist? Seid ihr bereit zu erfahren, welche Entscheidung er getroffen hat?«
    Ich bringe keinen Ton heraus, doch Conor antwortet leise und entschieden: »Wir sind bereit.«
    »Eine wahre Antwort kann so verletzend sein wie der Schnitt einer Koralle«, warnt Saldowr. »Doch wenn ihr mehr wissen wollt, dann kommt mit mir.«
    Ohne sich zu vergewissern, ob wir ihm wirklich folgen, schwimmt Saldowr davon, dem Herzen des Waldes entgegen.

Zwölftes Kapitel

    W o der Wald am dichtesten ist, unweit der Höhle, halten wir an. Ihr Eingang wird von einem Vorhang aus silbrigem Seegras verborgen, das sanft hin und her wogt. Ich wünschte, ich könnte in die Höhle schwimmen und Faro für alles danken, was er für mich getan hat. Obwohl ich von Dankbarkeit erfüllt bin, schaudere ich bei dem Gedanken, was ihm hätte passieren können. Und mir.
    Saldowr schüttelt den Kopf, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Wartet hier«, sagt er, dann taucht er durch den Vorhang hindurch.
    Wir warten. Ein sanftes, tiefes Rot leuchtet durch die dichten Zweige, die sich vor uns befinden. Die schimmernden Felsen, die den Eingang zur Höhle umgeben, sind mit Perlmutt besetzt. Der Sand glitzert silbrig. Im Herzen der Wälder von Aleph ist es wunderschön, doch habe ich keine Ruhe, um die Schönheit wirklich genießen zu können. Meine Haut prickelt vor gespannter Erwartung. Etwas Entscheidendes wird geschehen – oder geschieht bereits, ohne dass wir es wissen.
    Plötzlich zieht mich Conor am Arm. »Da oben …«, flüstert er. »Siehst du, da oben, zwischen den Zweigen?«
    »Was ist da? Ich kann es nicht genau erkennen.«
    »Ich glaube, es sind Haie, die über den Bäumen hin und her schwimmen.«

    »Haie? Was … was für Haie?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hoffentlich kommt Saldowr gleich zurück.«
    »Jedenfalls bleiben sie dort oben. Sie

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