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Titel: nmp12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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irgendwo.“
    „Bestimmt.“
    „Paßt es Ihnen heute abend , sagen wir zwanzig Uhr?“
    „Einverstanden. Hier oder bei
Ihnen?“
    „Bei mir. Charles Montolieu,
Avenue de Saint-Mandé Unwillkürlich tut mir das Kinn weh.
    „Das ist ja im 12.!“
    Der Tonfall meiner Stimme muß
sich wohl merkwürdig verändert haben. Der Mann am anderen Ende hat’s bemerkt.
Leicht spöttisch beruhigt er mich:
    „Ja, im 12. Aber haben Sie
keine Angst. So gefährlich wie auf der Achterbahn wird’s nicht!“
    „Wie meinen Sie das?“ frage ich
schroff.
    „Aber, Monsieur... Das stand
doch in der Zeitung... Wenn ich keine Zeitung lesen würde
    Besser kann er mir nicht zu
verstehen geben, daß er ohne die Zeitungsmeldungen nichts von meiner Existenz
geahnt hätte. Ein zweifelhafter Ruhm, aber immerhin...!
    „Also dann, Monsieur, bis heute
abend.“
     
    * * *
     
    „Lecanut“, sage ich. „Roger
Lecanut. Sagt Ihnen der Name was?“
    Mein Blick pendelt zwischen
Madame Lissert und ihrer Tochter. Ohne Zögern antworten beide mit nein. Sie
haben nie jemanden mit diesem Namen gekannt.
    „Dieser Lecanut“, erkläre ich,
„ist mein Gegner von der Achterbahn. Lancelin. Hier sein Foto.“
    „Nie gesehen“, sagt Madame
Lissert.
    Auch Geneviève hat diesen Mann
nie gesehen.
    „Glauben Sie“, fragt sie, „das
war der, der hinter mir gesessen hat, letztes Jahr?“
    „Mehr oder weniger.“
    Sie seufzt.
    „Hinter mir saß einer, aber den
kannte ich nicht. Ich könnte nicht sagen, wie der Mann aussah und ob das sein
Foto ist.“
    Das wär’s. Ich steh auf und
will mich verabschieden.
    „Was ist Ihnen zugestoßen?“
fragt Geneviève.
    „Zugestoßen? Ach, Sie meinen
mein verführerisches Gesicht?“
    „Ja.“
    Madame Lissert rollt
vorwurfsvoll mit den Augen. Sie hat natürlich auch bemerkt, daß ich ein leicht
zerquetschtes Gesicht mit mir rumschleppe. Aber der Anstand zwingt sie, die
abenteuerlichen Farbschattierungen zu ignorieren.
    „Na ja“, sage ich, „hab mich
wieder mal geprügelt. Und wieder auf der Foire du Trône. Mit
Halbstarken, die meine Freundin dumm angequatscht haben.“
    Mir kommt ‘ne Idee:
    „Sagen Sie, hat im letzten Jahr
auch so ‘ne Bande ihr Unwesen getrieben?“
    „Ach, ich glaube, das ist immer
so, oder? Rowdys, mehr oder weniger sympathisch. Eher weniger.“
    Tja. Das wär’s dann wirklich.
     
    * * *
     
    Ich gehe zu meinem Wagen
zurück, klemme mich hinters Lenkrad und laß meinen Gedanken freien Lauf. Dann
fahr ich los, Richtung Foire du Trône, um nicht aus der Übung zu kommen.
    Es ist ungefähr halb sechs.
Kaum Leute. Die meisten Buden sind noch geschlossen. Unsere Feuerschlucker von
gestern gehören zu den wenigen Bauernfängern, die eine Vorstellung geben.
Troyenny ist nämlich schräg gegenüber aufgetreten. Sein Arbeitsplatz liegt
verlassen da. Wahrscheinlich wird sein Chef gerade am Quai des Orfèvres
verhört. Auch die Achterbahn schlummert noch vor sich hin. Vielleicht ein
günstiger Moment, um meinen Hut zu suchen. Allerdings bin ich nicht deshalb
hierher gekommen. Ich bemerke einen Kerl in blauem Trainingsanzug. Kommt mir
bekannt vor. Mit den Ellbogen auf die Brüstung vor der Startbahn gestützt,
wartet er auf seinen Einsatz. Neben ihm einer seiner Kollegen. Ich geh hinüber.
Ja, das ist der mitfühlende Angestellte, der mir einen Schemel hingeschoben
hat, als meine Beine wie Pudding waren. Der Zeuge, den die Flics mit aufs
Revier genommen haben.
    „Oh, salut!“ ruft er, als er
mich erkennt. „Woll’n Sie Ihren Hut holen?“
    „Ist er noch zu gebrauchen?“
    „Müssen Sie selbst wissen.“
    Er zieht mich in einen
Wohnwagen. Als er mein Gesicht von nahem sieht, bemerkt er:
    „Hat der Kerl Sie so übel
zugerichtet?“
    „Der nicht. Hab ich mir später
eingefangen. Schwarze Serie!“
    Damit gibt er sich zufrieden.
Mein Hut sieht gar nicht so schlimm aus. Kleine Behandlung mit Bügeleisen und
Bürste...
    Ich steck dem Mann ein kleines
Taschengeld zu. Das kommt gut an. Er zaubert ein Schlüsselbund hervor.
    „Gehört Ihnen das auch?“ fragt
er. „Hab ich auf dem Boden gefunden. Weit weg von der Leiche. Muß Ihnen
gehören... oder dem Toten. Hat er Sie vielleicht damit k.-o.-geschlagen?“
    „Möglich.“
    Ich seh mir die Schlüssel näher
an. Zwei kleine, übliche, und ein großer, schwerer, überhaupt nicht üblicher,
alt, getrieben. Ein Schlüssel, der viel erzählen könnte, wenn man ihn fragt.
Vielleicht. Nicht unbedingt. Ist das der Schlüssel zu Lecanuts Wohnung,

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