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bestimmt frech... Jedenfalls, ich will ‘ne
Revanche.“
„Klar.“
„Als du dazwischengegangen
bist, hast du was von ,Bébert’ gesagt. Hast du da
einen von denen gemeint, oder redest du alle mit ,Bébert’ an?“
Er braucht soviel Zeit für die
Antwort wie ich für meine Kartoffel.
„Ich kenne einen von denen.
Wenn du dem die Fresse polierst, hab ich nichts dagegen. Der hat’s verdient.
Letztes Jahr war er bei uns Anmacher. Der für den ersten Kampf. Na ja, du
kennst ja das Spielchen.“
„Ja.“
Ich nehm ‘ne neue Kartoffel aus
dem Eimer.
„Hat sich nicht immer an die Regeln
gehalten, der Junge. Manchmal hat er seine Rolle vergessen und verbotene Griffe
angewendet. Wollte sich wahrscheinlich vor den Leuten aufspielen. Zum Glück bin
ich... na ja, ich mache gerne abgesprochene Kämpfe. Ist nicht so anstrengend.
Aber wenn’s richtig zur Sache geht, kann ich ordentlich austeilen. Bin
schließlich kein Chorknabe...“
Er läßt seine Muskelpakete
spielen.
„Hab dich in Aktion gesehen“,
bemerke ich.
„Bébert hat nie gewonnen.
Sicher, er ist kräftig, aber doch gar kein Vergleich mit mir. Na ja, jedenfalls
hat er mich nie geschlagen. War nur mehr Arbeit für mich.“
„Und wo kann man ihn finden,
diesen Bébert? Der würd mich nämlich am meisten interessieren.“
Fernand kratzt sich mit dem
Messer die blonden Stoppeln. „Letztes Jahr wohnte er in der Rue de Reuilly.
Nicht direkt. Passage Saint-Charles, glaub ich, oder Cour Saint-Charles.
Gegenüber einer Kirche, hinter der Metrostation Montgallet. Vielleicht wohnt er
immer noch da.“
„Werd mal nachsehen. Aber
Béberts gibt’s wie Sand am Meer. Kennst du seinen Familiennamen?“
„Millot. Falls der Name nicht
falsch war.“
„Hoffentlich nicht. Von
falschen Namen hab ich die Schnauze voll. Na ja, werden sehn. Danke für den
Tip. Hier, schäl zu Ende...“
Ich werfe ihm die Kartoffel zu,
die ich grade in Arbeit habe. „Die hat’s nötig“, stellt er fest. „Die Augen,
Junge, die Augen...“
„...des Gesetzes. Salut,
Herkules.“
* * *
Durch eine niedrige Toreinfahrt
gelangt man auf die trübselige Cour Saint-Charles. Links und rechts Bruchbuden,
Werkstätten, Dreckwasser im Rinnstein, holpriges Pflaster, schmuddelige Wäsche
vor den Fenstern und entsprechender Gestank. Ich frag einen Jungen nach Albert
Millot. Er kennt ihn nicht, aber dort drüben in der ersten Etage wohnt eine
Madame Millot. Ich gehe hinauf, klopfe an die wacklige Tür. Ein armes Weib
öffnet. Ungefähr fünfzig Jahre, sieht aber älter aus. Furchtbar schlecht
gekleidet. Wenn ihre Zähne besser wären, würde sie mich sofort beißen.
„Was ist?“
„Guten Tag, Madame. Madame
Millot?“
„Ja.“
„Ich möchte zu Albert Millot.“
„Soll zum Teufel gehen.“
„Werd’s ausrichten, aber dafür
muß ich ihn treffen. Wo ist er hingegangen?“
„Zum Teufel.“
„Braucht er lange dafür? Damit
ich weiß, ob ich warten kann oder besser wiederkommen soll.“
„Scheren Sie sich auch zum Teufel.
Möchte nichts mehr von dem hören. Ist schon seit ‘n paar Monaten weg. Was
wollen Sie von ihm?“
„Ihm was vor die Fresse haun.“
„Prima! Tut mir leid, daß ich
Ihnen nicht sagen kann, wo Sie ihn finden können. Aber wenn Sie ihn finden,
haun Sie gleich zweimal zu. Einmal für Sie, einmal für mich.“
„Gut.“
„Oh, mein Gott!“
Eine zittrige Hand legt sich
auf meinen Arm. Die Augen der Frau füllen sich mit Tränen. Kummer oder Wein.
„Daß eine Mutter so sprechen
kann! Großer Gott! Darf eine Mutter so sprechen, Monsieur?“
„Weiß ich nicht. Wiedersehn,
Madame.“
Ich hau ab. Unten stolpere ich
über eine Art Zwerg, der auf den Treppenstufen schnarcht. Also, ich werd wohl
nach Amerika auswandern müssen. Da schlucken die Privatflics den ganzen Tag
teuren Whisky, zusammen mit Leuten, die ‘ne vornehme Art und Millionen auf der
Bank haben, eingerahmt von Weibern wie aus dem Film. So steht’s in den Büchern.
Ich dagegen hab’s hauptsächlich mit Leuten wie Mutter Millot zu tun. Dazu ‘ne
Kulisse wie die Cour Saint-Charles. Schon toll, diese Cour de Saint-Charles!
Und in drei Wochen wird sie ihren Prominenten haben. Dann wird man nämlich
rauskriegen, daß eine Anwohnerin — nicht Madame Millot — vor fast zehn Jahren
ihren Mann umgebracht, die Leiche in einen Koffer gepackt und dann am Quai de
la Râpée ins Wasser geschmissen hat. Monsieur Bouquiaux war wohl nicht allzu
groß, um in einen Koffer zu passen. Gut, der
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