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M’sieur?
Feuerschlucker auf der Foire du Trône. Da funkt’s bei mir. Sie wollten
nicht zufällig zum Detektiv? Ich sage ‚Detektiv’, wohlgemerkt. Und er
antwortet: ,Nestor Burma? Kenn ich nicht.’ Der Kerl
hat nämlich das Schießpulver nicht erfunden. Und durch seinen blöden Beruf wird
er auch nicht schlauer. Eine Null. Ein armer Irrer. Wir nehmen ihn gleich mit.
Und hier stellen wir fest, daß Pascal Troyenny — so heißt der Mann — wegen
zweifachen Mordes gesucht wird. Vor acht Monaten, in Montpellier. Außerdem
finden wir bei ihm einen Revolver und Einbruchwerkzeuge.“
„Dann wollte er also wohl zu
mir, hm?“
„Ja.“
„Wollte einbrechen?“
„Vielleicht.“
„Hört man ja alle Tage. Aber
was ich noch nicht wußte: Sie behandeln die Opfer von Einbrüchen, als wären
sie’s, die eingebrochen haben.“
Faroux mischt sich ein:
„Wir wollten — und wollen immer
noch — wissen, was Sie mit diesen beiden Ganoven zu tun haben: Troyenny und
Lancelin.“
„Waren sie Freunde?“
„Komplizen. Ich glaub nicht,
daß Sie und Troyenny sich jemals getroffen haben. Aber bei Lancelin...“
„Wir haben uns auf der Achterbahn
getroffen. Dafür gibt’s mindestens tausend Zeugen.“
„Zum ersten Mal?“
„Und zum letzten.“
Der Kommissar haut mit der
Faust auf den Tisch.
„Aber verdammt nochmal!“ brüllt
er. „Warum wollte er Sie dann loswerden? Und zu allem Überfluß noch auf der Achterbahn?“
„Hören Sie“, sage ich seufzend.
„Ihre Verdächtigungen gehen mir mächtig auf den Zeiger. Ich will mit Ihnen
nicht Räuber und Gendarm spielen, sonst kann ich keinen Tabak mehr kaufen, ohne
daß Sie Verdacht schöpfen. Werd Ihnen nicht verraten, warum Lancelin mich
ausgerechnet auf der Achterbahn ausschalten wollte. Aber warum er mich
ausschalten wollte, das sag ich Ihnen.“
„Endlich! Sie wissen es also,
hm?“
„Oh, nur ‘ne Hypothese. Halt ich
aber für richtig. Obwohl... hat so einige Lücken. Also, hier ist sie: Lancelin
ist wegen ‘ner wichtigen Sache nach Paris gekommen. Wegen was genau, weiß ich
nicht. Jedenfalls wichtig.“
„Sehr wichtig.“
„Ach! Sie wissen, warum er hier
war?“
„Wir ahnen es. Weiter.“
„Er steigt an der Gare de Lyon
aus. Grégoire und ich, wir sehen in der Menge mehr nach Flics aus, als es die
Polizei erlaubt. Lancelin sieht uns. Später geht er zur Foire du Trône, vielleicht besucht er seinen Freund, den Feuerschlucker. Keine Ahnung.
Jedenfalls sieht er mich, erkennt mich wieder, nimmt an, daß ich ihn beschatte.
Und weil er keine Lust hat, daß ihm Flics zwischen den Beinen rumlaufen,
versucht er, mich zu töten.“
„Aber warum ausgerechnet auf
der Achterbahn?“
„Keine Ahnung.“
Faroux runzelt die Stirn und
streicht sich den Schnurrbart glatt.
„Und warum sollte er Sie
umbringen? Logischerweise hätte er beide erledigen müssen, die auf dem
Bahnsteig waren. Und auch das ist Quatsch. Er mußte sich doch sagen: wenn schon
zwei an der Gare de Lyon auf mich warten, dann sind auch noch andere auf mich
angesetzt.“
„Ja, natürlich. Aber ich war
alleine auf dem Fest. Vielleicht hat er gedacht, ich wüßte als einziger richtig Bescheid. Genauso wie Sie.“
Faroux denkt nach. Großes
Schweigen. Der Polizeipräfekt an der Wand gibt seinen Segen dazu.
„Wir haben in Cannes
nachgefragt“, beginnt Faroux wieder. „Ein Punkt für Sie. Hélène ist tatsächlich
seit drei Wochen da. Und sie wollte auch den fraglichen Zug nehmen. Aber sie
hat sich den Knöchel verstaucht.“
„Vielen Dank für die
Bestätigung. Dann bin ich ja beruhigt. Dachte schon, das hübsche Kind hätte
sich ‘n Bankier geangelt.“ Wieder Schweigen. Dann zeigt Faroux mit seinem
tabakgelben Zeigefinger auf mein verschwollenes Gesicht.
„Und was soll der Scheiß da?
Steht das in irgendeinem Zusammenhang, oder war das nur ‘n Unfall?“
„Nur ‘n Unfall“, antworte ich.
„Ich war auf dem Platz, mit einer Freundin. Ein Halbstarker wollte ihr an die
Wäsche. Ich hab mich eingemischt. Da sind sie zu sechst über mich hergefallen.
Hab ich Ihnen eben schon erzählt. Können Sie nachprüfen.“
„Gut. Also, was diesen Lancelin
angeht: ich glaube, Sie denken, was Sie sagen, und Sie sagen, was Sie denken.
Alles noch sehr geheimnisvoll, aber mit der Zeit wird sich’s schon aufklären.
Jedenfalls glaub ich nicht mehr, daß Sie uns verarschen wollen. Nein, ich
glaub’s nicht.“
Ich bleib stumm. Kopfnicken
würde vielleicht alles wieder
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