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No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

Titel: No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke van Schindel , Joost Smiers
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Rahmenbedingungen bietet, können Angebot und Nachfrage sich decken, und dann kommen mehr oder weniger »normale«, also weder exorbitant hohe noch besonders armselige Preise zustande.
    Heutzutage bekommt man unmittelbar nach dem Abschluss solcher Transaktionen mit dem Urheberrecht zu tun. Wir werden nun verschiedene in diesem Zusammenhang wichtige Aspekte besprechen und überlegen, ob es dieses Instruments eigentlich noch bedarf. Zunächst sei das sogenannte droit de suite erwähnt, das Folgerecht. Es wurde eingeführt, damit der Künstler von der Wertsteigerung seiner Arbeit mitprofitiert, wenn das Werk den Besitzer wechselt. Er erhält dann eine erneute Vergütung. Der Gedanke dahinter ist, dass Künstler, wenn sie noch unbekannt sind, ihre Werke oft zu niedrigen Preisen verkaufen müssen, aber leer ausgehen, wenn sie später berühmt geworden sind und ihre Werke weiterverkauft werden.
    Es gibt verschiedene Einwände gegen dieses System. Zunächst einmal weigern sich einige Länder, es einzuführen. Das macht diese Länder für den Kunsthandel attraktiver, während er in anderen Ländern, in denen es sehr wohl ein Folgerecht gibt, schwächer ist. Für viele Künstler ist das keine günstige Entwicklung. Dort, wo sie ihre Werke am besten verkaufen könnten, lässt sich das große Geld nicht blicken.
    Zudem ist ein Künstler, dessen Werk beim Weiterverkauf einen hohen Preis erzielt, sehr wahrscheinlich mittlerweile so berühmt, dass er gut von seiner Arbeit leben kann. Hohe Beträge für frühere Arbeiten tragen zu seiner Reputation bei, was sich aller Wahrscheinlichkeit nach in besseren Verkäufen niederschlägt. Auch einen Schreiner oder Architekten bezahlen wir schließlich nicht ein zweites Mal, wenn wir sein Werk mit Gewinn weiterverkaufen. Andererseits ist uns natürlich bewusst, dass erfolgreiche und weniger erfolgreiche Künstler oft nicht dieselben Ausgangsvoraussetzungen hatten. An sich ist das droit de suite deshalb kein ganz sinnloser Gedanke. Aber das System ist zu einer Zeit entwickelt worden, als Kunstwerke noch zu Lebzeiten des Künstlers für geradezu extravagante Beträge den Eigentümer wechselten. Dass solche aberwitzig hohen Zahlungen unter den Bedingungen eines normalisierten Markts sehr wahrscheinlich der Vergangenheit angehören werden, haben wir bereits dargelegt.
    Ansonsten spielt das Urheberrecht in der bildenden Kunst vor allem als Urheberpersönlichkeitsrecht eine Rolle. Wäre es ein Problem, wenn es dieses Recht nicht mehr gäbe? Der Kulturökonom Bruno Frey hat hierzu interessante Analysen veröffentlicht (Frey 2004). Früher galt das Nachahmen oder Kopieren eines Werks durchaus als legitim, und in manchen Kulturen ist das heute noch so. Künstler schulen sich, indem sie fremde Werke nachmalen, und offenbar gibt es einen Bedarf und eine Nachfrage nach solchen Kopien. Nachahmungen bringen das Original, wenn auch nur in Form des Abbilds, in unmittelbare Reichweite einer Vielzahl von Betrachtern. Diese könnten sich den Erwerb des Originals oft gar nicht leisten. Der Künstler profitiert davon, weil immer mehr Leute seinen Namen kennenlernen. Dadurch kann er neue Arbeiten zu höheren Preisen verkaufen. Es spricht einiges dafür, dass dieser Profit umso größer sein wird, je besser die Imitation gemacht ist, denn schließlich wird sein Name damit in Verbindung gebracht. Und noch aus einem anderen Grund ist das Kopieren sinnvoll: Es trägt zur Bildung von künstlerischem Kapital bei. Kopieren ist für Künstler das Lehrmittel par excellence. Kopien und Adaptionen halten das Können lebendig und kreativ. Auf die Werke von Vorgängern aufzubauen, schafft Raum für Experimente und Kreativität. Man sieht es an der Musik: Dass aus Copyright-Gründen das Samplen verboten wurde, hat die Musik viel langweiliger gemacht (siehe Vaidhyanathan 2001: 141–145).
    Natürlich stiften gute Nachahmungen auch Verwirrung. Hat man ein Original vor sich oder einen Fake? In vielen Kulturen ist das eine total unsinnige Frage. Entweder man mag ein Werk oder nicht, basta. Eine Antwort auf diese aus westeuropäischer Sicht offenbar dringliche Frage könnte sein, dass man eben besser aufpassen muss. Wenn man immer glaubte, ein Original im Haus hängen zu haben, und plötzlich stellt es sich als Nachahmung heraus, ist es dann weniger schön? Ein weiterer Vorteil dieser Verwirrung könnte darin bestehen, die exorbitanten Preise auf dem Kunstmarkt unter Druck zu setzen. Schließlich wüsste man nie, ob man wirklich

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