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No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

Titel: No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke van Schindel , Joost Smiers
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so etwas Ähnliches wie das Urheberrecht? Aus unserer Sicht nicht. Aber diskutieren kann man darüber natürlich. Man darf allerdings nicht vergessen, dass wir nicht nur das Urheberrecht abschaffen, sondern zugleich dafür sorgen wollen, dass auf dem Markt faire Rahmenbedingungen für alle herrschen. Das wäre eine mindestens ebenso einschneidende Veränderung.
    Es ist kaum vorstellbar, wie in Zukunft verhindert werden soll, dass ein Film frei im Netz kursiert. Andererseits: Dafür, dass dies tatsächlich geschieht, müssen der Film und/oder sein Regisseur bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben. Mit eher unbekannten Werken wird das so schnell nicht passieren. Wie wir bereits ausgeführt haben, wird im Bereich des Digitalen gelten, dass der wahre Liebhaber den Regisseur respektiert und wahrscheinlich auch bezahlt.
    Die technische Umsetzung einer solchen privatrechtlichen oder öffentlich-rechtlichen Vereinbarung braucht durchaus nicht kompliziert zu sein. Eine zentrale Rolle könnte dabei einer Clearing-Stelle zukommen. Filme könnten in Kategorien unterteilt werden, je nachdem, wie viel sie für welchen Saal bzw. für welche Art von Fernsehausstrahlung kosten sollen. Den Preis zu kalkulieren und in Rechnung zu stellen, wäre dann relativ leicht.
    Es müsste natürlich noch darüber nachgedacht werden, wie solche Vereinbarungen auch international umzusetzen wären. Man könnte sich beispielsweise ein System des gegenseitigen Kontenausgleichs vorstellen. Denn wenn Filme in Zukunft nicht mehr gleichzeitig weltweit mit geballter Marketingmacht in den Markt gedrückt werden, ist zu erwarten, dass sie viel mehr auf Reisen gehen werden. Dann wird sich auch eine neue Offenheit für andere Filmkulturen entwickeln.
    Es liegt auf der Hand, dass sowohl die Produktion als auch die Vorführung von Filmen vollständig digitalisiert sein wird. Dadurch werden Kinos bei ihrer Programmgestaltung mehr Freiheiten haben. Sie brauchen nicht mehr darauf zu warten, dass Kopien zur Verfügung stehen. Auch Produzenten brauchen nicht mehr jeden Cent zweimal umzudrehen, bevor sie entscheiden, wie viele Kopien sie herstellen lassen. Die Zahl kann jetzt endlos groß sein. Andererseits braucht nicht mehr befürchtet zu werden, dass Produzenten, um ihre Blockbuster zu lancieren, mit unzähligen Kinos direkt zusammenarbeiten. Denn in unserem Modell würde es, wie gesagt, keine vertikale Integration mehr geben.
    Filme, die mehrere Millionen Euro kosten, entstehen zumindest in Europa nur mithilfe von Fördermitteln. Wenn unsere Vorschläge ihre günstigen Auswirkungen nicht verfehlen – wovon wir ausgehen –, dann werden in Zukunft mehr Filme als heute ein Plus erwirtschaften. Diese brauchen dann nicht mehr subventioniert zu werden. Natürlich muss die Kulturförderung trotzdem aufmerksam bleiben. Es gibt immer Filme, die sich am Markt nicht rentieren, auch wenn dort faire Wettbewerbsbedingungen herrschen. Wenn uns der Erhalt filmischer Vielfalt etwas wert ist, müssen wir dafür sorgen, dass solche Filme trotzdem gemacht werden können, mithilfe von Subventionen.
    Uns ist bewusst, dass es diesen Gestaltungsspielraum in armen Ländern nur begrenzt gibt. Vielleicht kann dann zumindest das eine oder andere Festival unterstützt werden, um zum Ausdruck zu bringen, dass die Gesellschaft an der Entwicklung der Filmkunst, die in ihrer Mitte entsteht, aktiv beteiligt sein möchte. Übrigens wird mit einer Normalisierung des Markts nicht zuletzt eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für einheimische Cineasten einhergehen.
    Von den zwei Arten von Filmen, die wir nach dem Verschwinden der Blockbuster vorfinden werden, sind die Filme, die nur ein paar zehntausend Euro oder Dollar kosten, bereits heute stark im Kommen. Die benötigte Aufnahmetechnik wird Tag für Tag billiger, die Qualität immer besser. Eines von vielen Beispielen ist der Film Love Conquers All der malaysischen Regisseurin Tan Chui Mui, der beim Internationalen Filmfestival von Rotterdam im Jahr 2007 den Hauptpreis gewann. Er kostete nur 20 000 Euro, und das war schon 2007 keine Ausnahme. In Nigeria werden mit Budgets dieser Größenordnung jährlich Tausende von Filmen produziert. Natürlich sehen die anders aus, als wir Filme gewöhnt sind. Aber dieses »wir« muss relativiert werden: Weltweit gibt es Millionen von Menschen, die Film gar nicht anders kennen. Die narrativen Strukturen dieses uns so fremden Genres sind die einzigen, die ihnen vertraut sind.
    Mittlerweile

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