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No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

Titel: No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke van Schindel , Joost Smiers
Vom Netzwerk:
entwickeln sich verschiedene ökonomische Modelle für solche Filme. In Nigeria betreut ein Produzent innerhalb ein und desselben Jahres mehrere Filme nacheinander. Diese werden jeweils innerhalb von ein paar Wochen gedreht und geschnitten. Er hält regelmäßig Kontakt zu einem Netzwerk von Verkäufern, die über das ganze Land verteilt sind und innerhalb weniger Tage Zehntausende, manchmal Hunderttausende von Videos verkaufen. Damit gewinnt der Produzent vor möglichen Trittbrettfahrern einen Zeitvorsprung.
    In unserer Philosophie würde ein solches mehr oder weniger vertikal integriertes Netzwerk zu sehr nach Marktbeherrschung riechen. Andererseits gibt es in Nigeria eine ganze Reihe von Anbietern, die alle ihre Netzwerke haben, um sich nötigenfalls gegenseitig den Rücken freizuhalten. Außerdem haben solche Filme ihr Haltbarkeitsdatum schon nach ein paar Wochen weit überschritten. Der Markt ist dann bereits mit einer Vielzahl neuer Produktionen gesättigt, die häufig in den vorigen Filmen angekündigt wurden. Auf diese Weise werden die einzelnen Filme zu Episoden in einem größeren und übrigens im Vorhinein nicht geplanten dramatischen Bogen. Sie reagieren häufig auf die Moden des Tags, zu denen sie umgekehrt selbst beitragen.
    Hierzulande könnte die Finanzierung solcher Low-/No-Budget-Filme auch durch Crowdfunding (Howe 2009: 254) erfolgen. Durch Liebhaber und Fans könnte das benötigte Geld gesammelt werden. Damit das funktioniert, muss der Regisseur sich allerdings eine gewisse Reputation erarbeitet haben. Solche Filme könnten dann, genau wie in Nigeria, über Netzwerke verkauft werden. Wenn es sie nicht schon gibt, muss man sie aufbauen, was eine großartige Aufgabe ist. Außerdem bieten sich Festivals und ähnliche Events als Verkaufsgelegenheiten an. Noch mehr Chancen bietet in dieser Hinsicht das Netz, zumindest, wenn man davon ausgeht, dass die Liebhaber, weil sie sich dem Regisseur verbunden fühlen, auch tatsächlich bezahlen. Ein anderes Modell könnte sein, dass der Filmemacher sein Werk bei You-Tube, MySpace und vergleichbaren Seiten anpreist. Hier kann durch eine Beteiligung an den Werbeeinnahmen verdient werden.
    Bildende Kunst, Foto und Design
     
    Man ist im Allgemeinen geneigt zu glauben, Machtkonzentration würde sich vor allem auf bestimmten Teilmärkten vollziehen: bei den audiovisuellen Medien, bei Filmen, Musik und Büchern. Es darf aber nicht vergessen werden, dass es auch in der bildenden Kunst sowie beim Design und der Fotografie eine extreme Konzentration von Entscheidungsgewalt gibt. Man denke an Auktionshäuser wie Christie’s und Sotheby’s, an die großen, weltweit operierenden Designbüros oder an die Netzwerke der maßgeblichen Galerien, die alle gute Beziehungen zu Museen, institutionellen Käufern und Sammlern pflegen.
    Die seriös zu beantwortende Kernfrage lautet auch hier: Kann man von einer Marktdominanz sprechen, die so beträchtlich wäre, dass sie die Chancengleichheit beeinträchtigt? Um sie endgültig beantworten zu können, müssten zunächst die betreffenden Teilmärkte transparenter werden. Welche horizontalen und vertikalen Verbindungen gibt es, sowohl formeller als auch informeller beziehungsweise vertraglicher Art? Und müsste man gegen diese etwas ausrichten? Die Handelspraktiken auf diesem Gebiet sind ziemlich undurchsichtig. Es ist schwer, Licht in dieses Dunkel zu bringen (vgl. Stallabrass 2005: 2 f.).
    Es besteht jedoch ein öffentliches Interesse daran, dass der Zugang zum Markt nicht von dominanten Kräften versperrt wird. Es muss eine reale Chance für eine möglichst große Vielfalt von Werken und Stilen geben. Das ist nur dann der Fall, wenn es viele verschiedene Akteure gibt. Auch sind die enormen Preisdifferenzen auf diesen Sektoren kreativen Schaffens nicht nachvollziehbar. Es wäre sozial wie kulturell wünschenswert, wenn diese erstaunlich großen Einkommensunterschiede erheblich eingeebnet würden. Dazu müssten zunächst die Marktpositionen und das Marktverhalten auf den diversen Teilmärkten, die es im Bereich Kunst, Foto und Design gibt, gründlicher untersucht werden. Fest steht immerhin, dass der Aspekt der Marktregulierung im Bereich bildende Kunst und Design wichtiger sein wird als die Frage des Urheberrechts. Die wesentliche Rolle werden hier Aspekte des Wettbewerbsrechts sowie Eigentumsregelungen spielen. Schließlich wird ein Gemälde oder ein Design entweder verkauft oder nicht. Wenn der Markt halbwegs gerechte

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