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No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

Titel: No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke van Schindel , Joost Smiers
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den Druck von Büchern, um Konkurrenten in der Provinz und jenseits der Grenze, in Schottland, von diesem Handwerk auszuschließen. Das ist mit dem Eigentumsmonopol, von dem bereits die Rede war, durchaus vergleichbar. Queen Mary wusste genau, was sie tat. Sie wollte nämlich nicht, dass Ideen die Runde machten, die die Legitimität ihrer Herrschaft ankratzen würden oder in sonstiger Weise nicht koscher waren. Mit der Abmachung über die Privilegien war also beiden Seiten gedient. (Siehe Drahos 2007: 30)
    Originalität und die Aura des Stars
     
    Das Urheberrecht beinhaltet noch ein weiteres Element, das den Nicht-Eigentümer explizit von der Möglichkeit ausschließt, die bestehende Schöpfung in irgendeiner Weise zu verändern oder zu bearbeiten. Es handelt sich um das sogenannte Urheberpersönlichkeitsrecht. Die Idee dahinter ist, dass Künstler etwas schaffen, was vollkommen einzigartig, originell und authentisch ist. Sollten sie dann nicht auch verlangen können, dass einzig und allein sie dieses Werk in seinem weiteren Leben begleiten dürfen? Dass sie bestimmen dürfen, ob es aufgeführt oder verändert werden darf? Dass sie entscheiden, in welcher Umgebung es gedeihen darf? Muss nicht die Integrität des Werks geschützt werden? Das sind legitime Fragen, denn ihr Kern ist: Wie viel Respekt zollen wir der Schöpfung eines anderen?
    Fraglich ist dann allerdings, ob es dafür wirklich nötig ist, dass der Schöpfer oder die Schöpferin ein monopolistisches Eigentum an dem Werk besitzt. In den meisten Kulturen ist Eigentum nie die Voraussetzung für Wertschätzung gewesen. Im Gegenteil, häufig wird es sogar als eine große Ehre betrachtet, wenn ein Werk imitiert wird. In China, so stellt der amerikanische Journalist und Chefredakteur des Wired Magazine Chris Anderson fest, sind fast alle Industriezweige von Piraterie betroffen. »Es ist eine unselige Kombination aus dem Enwicklungsstand des Landes, seinem Rechtssystem und der konfuzianischen Einstellung zu geistigem Eigentum, die das Nachmachen von Werken anderer sowohl als Geste der Ehrerbietung als auch als traditionelle Lernmethode ansieht.« (Anderson 2009: 235 f.) Die Werke der Meister zu reproduzieren, stelle in China einen wesentlichen Bestandteil des Kunstunterrichts dar.
    Es muss also einen Grund dafür geben, dass in der westlichen Kultur seit Jahrhunderten Originalität und Exklusivität aneinander gekoppelt sind. Man mag hier an die Entwicklung der modernen Individualität denken, die im Hinblick darauf, wie Menschen sich selbst wahrnehmen, einen großen Wandel bedeutete. Das moderne Individuum fühlte sich weniger stark als bislang in soziale Kontexte eingebunden. Was dieses Individuum hervorbrachte, musste folglich als besondere persönliche Leistung gelten, und zwar erst recht, wenn das jeweilige Werk einen Höhepunkt des menschlichen Könnens darstellte. Kunstwerke und Künstler nahmen in diesem Denken allmählich mythische Dimensionen an.
    Vor diesem Hintergrund wird verständlich, dass der Gedanke an ein Urheberpersönlichkeitsrecht aufkam, gewissermaßen als moralisches Recht des Künstlers an seinem Werk. Aber ist ein solches Recht auch selbstverständlich? Nein. Wie schädlich die Unantastbarkeit künstlerischer Werke für die Kommunikation in einer demokratischen Gesellschaft ist, haben wir bereits dargelegt. Außerdem muss jedes Werk im Kontext einer fortgesetzten Entwicklung betrachtet werden, die Künstler gemeinsam mit ihrem Publikum vorantreiben, indem sie Werke schaffen, ausgestalten, darauf reagieren und somit wiederum einen Beitrag zu ihrer Entstehung leisten. Dem individuellen Künstler eine ausschließliche Verfügungsgewalt über sein Werk einzuräumen bedeutet, den Bogen weit zu überspannen.
    Walter Benjamin dachte in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, die Zunahme an Reproduktionstechniken würde die Aura des künstlerischen Werks zerstören. Nichts hat sich als weniger wahr erwiesen. Die Aura und der Glaube an Genialität, Einzigartigkeit und Authentizität haben seither ganz im Gegenteil beträchtlich an Anziehungskraft gewonnen. Gerade jene kulturellen Firmenkonglomerate, die in großem Maßstab produzieren, reproduzieren und distribuieren, sind für ihr Marketing sehr daran interessiert, die Aura der bei ihnen unter Vertrag stehenden Künstler so strahlkräftig wie möglich zu erhalten. Sie wollen das Werk inklusive aller Kontexte, in denen es gelesen, gehört und gesehen wird, umfassend beherrschen. Das

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