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No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

Titel: No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke van Schindel , Joost Smiers
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X des ursprünglichen Autors oder Komponisten Y basiert. So würde kenntlich, dass der ursprüngliche Urheber eine andere Vorstellung von dem Werk hatte. Zudem wäre es eine kulturell bedeutsame Information, denn so ließe sich gewissermaßen die Genealogie der Werke nachvollziehen. Man könnte herausfinden, welche Fußspuren bestimmte Werke im Sand unserer Kultur hinterlassen haben.
    An dieser Stelle möchten wir einem Missverständnis vorbeugen. Natürlich sind wir absolut dagegen, dass Werke gestohlen werden. Es soll nicht so sein, dass X einen Film, ein Buch oder ein Musikstück mit seinem Namen versehen darf, obwohl das betreffende Werk in Wirklichkeit von Y geschaffen wurde. Wenn so etwas herauskommt, und das wird früher oder später geschehen, kann der Betrüger vor Gericht zur Verantwortung gezogen und gegebenenfalls zur Zahlung eines Bußgelds verurteilt werden. Dafür braucht man kein Copyright-System.
    Bei den meisten Kunstwerken löscht die Veränderung, die man daran vornehmen kann, das ursprüngliche Werk nicht aus – schon gar nicht, wenn es digitalisiert ist. Man kann es nach wie vor ansehen, anhören oder lesen. Bei einem Gemälde sieht die Sache anders aus. Wenn man einem Werk der bildenden Kunst mit dem Pinsel zu Leibe rückt oder es mit einem Messer bearbeitet, wird es nie wieder sein, wie es war. Ein guter Restaurator kann vielleicht noch etwas retten, aber auch das ist ungewiss. Wer dennoch findet, dass ein bestimmtes Gemälde anders aussehen sollte, als er es vorfindet, dem bleibt nur eins: es selbst noch einmal so zu malen, wie er es gern haben möchte. Wenn das neue Werk dann neben dem Ursprungswerk bewundert werden kann, kann das kulturell sehr interessant sein. Über den Unterschied zwischen beiden Bildern kann diskutiert werden. Das ist in einer demokratischen Gesellschaft doch von großem Wert!
    Ohne Urheberrecht kein Einkommen mehr?
     
    Eines der oft für die Unverzichtbarkeit des geltenden Urheberrechts vorgebrachten Argumente lautet, das Recht sichere den Künstlern ihr Einkommen. Ohne Urheberrecht gäbe es keine neuen Filme mehr, ebenso wenig wie Musik oder neue Romane. Es gäbe keinen Anreiz mehr dafür, solche Werke zu schaffen. Vor allem die Industrie bringt dieses Argument immer wieder vor. Aber auch bei Künstlern und vielen ihrer Verbände herrscht der Glaube vor, sie müssten ins Elend stürzen, wenn die angebliche Quelle ihres Einkommens versiegen würde. Ist das wirklich so? Es gibt gute Gründe, davon auszugehen, dass das Einkommen der meisten Künstler nur in sehr begrenztem Maße vom Urheberrecht abhängt. In Wirklichkeit kommen nur einige wenige Stars sehr gut dabei weg – und die Industrie. Für die Mehrheit ist das Urheberrecht keine nennenswerte Einkommensquelle (siehe zum Beispiel Boyle 1997: xiii; Drahos 2007: 15; Kretschmer 1999; Vaidhyanathan 2001: 5). Ökonomische Studien zeigen, dass 90 % des Einkommens aus der Verwertung von Rechten an nur 10 % der Künstler fließen, während sich die übrigen 90 % die verbleibenden 10 % des Geldes teilen müssen. Martin Kretschmer und Friedemann Kawohl gehen davon aus, »dass man im Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft fast überall mit solchen winner-takes-all-Märkten zu tun hat« (Kretschmer/Kawohl 2004: 44). Michael Perelman stellt bei seiner Untersuchung fest, dass »quasi sämtliche Erlöse, die die Unternehmen an Kreativschaffende weiterleiten, bei einer kleinen Minderheit ankommen« (Perelman 2002: 37). Sogar der offizielle britische Gowers Report über geistige Eigentumsrechte in der Kultur- und Kreativwirtschaft kommt nicht daran vorbei, dass »die Kreativen im Durchschnitt nur eine sehr geringe prozentuale Beteiligung am Erlös ihrer Musikaufnahmen erhalten« (Gowers 2006: 51).
    Der Gowers Report hält das Anreizargument nicht für besonders stichhaltig. Sehr viele Bands machen Musik, ohne sich vom Urheberrecht etwas zu erhoffen, was auch nur entfernt nach einem Einkommen aussähe. Sogar in England ist das so, obwohl der Großteil des Geldes, das weltweit mit Urheberrechten eingenommen wird, am Ende dort landet – und in den USA. Von den Abgaben, die weltweit erhoben werden, verbleibt in den meisten Ländern nur ein geringer Anteil. Folglich ergibt sich daraus für einheimische Künstlerinnen und Künstler auch keine signifikante Einkommensquelle. Für Ruth Towse vom Lehrstuhl für Economics in the Creative Industries an der Bournemouth University steht deshalb fest, »dass das Copyright den meisten

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