No more heartbreak
Abscheus von sich, das klingt wie das Räuspern einer Schlange, falls so etwas möglich ist.
»Weil es downtown ist, will die Firma ein jüngeres, hipperes Image kultivieren und wird – und ich zitiere hier – Hugo dafür in Position bringen, das neue Gesicht von Tillman, Inc. zu werden. Wie Ivanka Trump. Mit Eiern.«
Wenn Max ihre Augen noch weiter aufreißt, fallen ihr bald die Augäpfel aus den Höhlen und rollen in den Rinnstein. »Er wird also ständig in der Stadt sein?«
Zach nickt. »Ich kann mit der Frau essen gehen und mir die ganze Geschichte geben lassen.«
Eine Sekunde lang ist Max in Versuchung. »Nein. Das Risiko ist zu groß.« Ihre Zähne klappern, obwohl es draußen nicht kalt ist.
»Hör mal.« Zach legt ihr die Hand auf den Arm. »Wir gehen jetzt zur Plaza, füllen dich mit einem Schokomilchshake ab, und dann erzählst du mir endlich alles. Ehrlich, es ist total irre, dass ich keine Ahnung habe, was zwischen dir und diesem Typen gelaufen ist. Ich will alle Details erfahren.«
Max sieht zu ihm auf. So gerne sie will, sie kann nicht – sie würde es nicht ertragen, den ganzen Schlamassel seiner nüchternen Analyse preiszugeben. »Danke, aber mir geht’s gut.«
Über Zachs Gesicht huscht Schmerz, wie damals, als er im Meer auf eine Glasscherbe getreten ist. Sie flirteten gerade mit attraktiven Surfern, und Max merkte erst, dass er blutete, als die Typen schon weggepaddelt waren. Zach schaut sie enttäuscht an und fragt leise: »Ehrlich, Max?«
»Ehrlich. Ich verschwende keinen Gedanken mehr daran.«
Aber Max denkt so angestrengt über diese neue Information nach, dass sie bei der Ankunft an der Haltestelle Bergen Street den Verdacht hegt, dass sie gerade das gesamte U-Bahnnetz mit Strom versorgt. Können sie den Computer der PR-Firma hacken, Hugos Termine herausfinden und Max dann immer rechtzeitig in einen Bus nach New Jersey setzen? Sie prescht durch das Drehkreuz und zerrt ihre Tasche die Teppe hinauf, als sei sie voller Katzen, gegen die sie einen persönlichen Groll hegt.
Obwohl sie es nicht über sich gebracht hat, mit Zach über Hugo zu reden, hat er in einem recht: Schokolade klingt jetzt genau richtig. Max geht in den Delikatessenladen, um sich ein paar Tafeln Ritter Sport zu holen. Dieser Schock rechtfertigt mindestens sechs Stück. Als sie gerade bezahlen will, sagt jemand hinter ihr: »Erwartest du Rationierungen?«
Max wirbelt herum und will dem Typen hinter sich mit einem eisigen Blick deutlich machen, wie lahm sie … »Cooper Baby.« Sie ist erleichtert, dass er es ist, auch wenn sie ihrer schlechten Laune gerne Luft gemacht hätte.
»Ben«, erinnert er sie. »Was hast du vor?«, fragt er dann. »Magnesiumparty?«
»Hä?«, fragt sie. Er trägt eine leere Red-Bull-Dose in der Hand, die andere hält den Rest des Sixpacks.
»Sorry«, sagt Ben. »Habe morgen Bioklausur. Schokolade enthält viel Magnesium, deshalb essen Frauen sie gerne, wenn sie ihre …« Er verstummt und wird genauso erdbeerrot, wie es seine klebrigen Mundwinkel bereits sind. Dann rülpst er. »Entschuldige bitte.«
»Hast du die gerade auf ex gekippt?«, fragt Max.
»Ich darf heute Nacht auf keinen Fall schlafen. Ich bin vier Tage mit den Hausaufgaben im Rückstand. Wegen der dummen College-Anmeldung.« Ben nimmt ihr die Schokolade aus der Hand und legt sie auf den Tresen. »Alles zusammen«, sagt er dem Koreaner vor sich.
»Sicher?« Max freut sich über die galante Geste, sieht aber immer noch Hugo vor sich, in ihrem Park, mitten in ihrem liebsten Viertel. Ihre Gedanken haben sich wie ein Krake um diesen Anblick geschlungen und saugen sich fest.
»Gehst du da lang?« Seine Baseballjacke geht auf, als er in Richtung ihres Hauses auf der Clinton Street zeigt.
Max nickt.
»Ich auch.«
Sie laufen los.
»Soll ich dir dein Gepäck abnehmen?«
»Wow, ihr bietet wirklich den vollen Service«, staunt Max.
»Mach dich nur lustig. Wenn mein Vater uns auf dem Heimweg entgegenkommt und sieht, dass ich dich dieses schwere Ding schleppen lasse, haut er mir deine Ritter Sport an den Kopf.«
»Dann danke … noch einmal.« Erleichtert gibt sie die Tasche ab. Sie hat das Gewicht von Designer-Oberbekleidung eindeutig unterschätzt.
»Okay, ja, ich habe es auf die lange Bank geschoben«, sagt Ben unvermittelt. »Aber es war nicht meine Schuld.« Er macht eine Pause, öffnet die zweite Dose und trinkt sie in einem Zug. »Bäh.« Er wischt sich den Mund mit dem Ärmel ab. »Mein bester Freund ist seit
Weitere Kostenlose Bücher