No more heartbreak
aber nur ein Foto auf einem roten Teppich im New York Magazine gefunden.«
»Er ist im New York Magazine ?«, kreischt Max.
»Sag’s mir einfach. Schon klar, dass es eine große Nummer war. Eine Debütantin? Promi? Die Tochter des Bürgermeisters?«
»Mich«, sagt Max leise. Der Boden scheint eine Million Kilometer weit entfernt. »Er hat mich abserviert.«
Geschocktes Schweigen. Max sieht geradezu, dass Phoebe der Unterkiefer heruntergesackt ist und die violetten Gummibänder ihrer Zahnspange beinahe reißen.
New York Magazine ? Aber warum nur?
»Aaaaaaaaaaaaaah!«, schreit Jen aus dem Badezimmer.
»Ich muss auflegen. Dieses Gespräch ist ein für alle Mal beendet. Du hast noch achtzehn Minuten, Phoebe. Rasierklinge und Azeton, kapiert?«
»Sorry, ja, alles klar.«
Die Zimmertür fliegt auf und Jen schießt herein. Wassertropfen sprühen auf den Teppich. Max zieht einen Holzstock aus ihrer Tasche, fasst Jen bei den Schultern und dreht sie so, dass sie auf das dümmlich grinsende, an der Decke baumelnde Gesicht ihres Exfreundes blickt.
Es ist Abend geworden, und Max weiß genau, was sie jetzt braucht. Ihre Lieblingsdroge, wenn man so will. Ein winziges Foto von Hugo auf einer dummen Party hat es also in die Klatschseiten einer Zeitschrift geschafft. Von mir aus. Max hat viel coolere Dinge am Laufen.
Ihre Mom arbeitet mal wieder länger, aber Max ist das egal. Nachdem sie Anne auf einen Burger in der Nähe des glänzenden Bürogebäudes mit der Adresse Times Square 4 getroffen hat, bringt sie ihre Mutter aus töchterlicher Anteilnahme an ihrem ekelhaft schwangeren Zustand zur Arbeit zurück. Aber in Wirklichkeit verschafft diese Aktion Max die Gelegenheit, unauffällig an den Sicherheitsleuten in der Lobby vorbeizuhuschen. Nachdem Max ihrer Mutter in der Redaktion des New Yorker im 20. Stock einen Abschiedskuss gegeben hat, steigt sie wieder in den Aufzug und fährt zwei Stockwerke weiter nach oben – zu ihrem Rückzugsort und Refugium, der Redaktion von Teen Vogue .
Als Max ihre Mutter zum ersten Mal im Condé-Nast-Verlagshaus abholte und neben den Aufzugtasten Teen Vogue las, fiel sie beinahe in Ohnmacht. All dieser Glamour, all diese Möglichkeiten nur zwei Stockwerke über Annes Armee schmuckloser Intellektueller. Max’ Mutter hat immer so viele Artikel im Kopf, dass sie vergessen würde, täglich die Kleider zu wechseln, wenn Max sie nicht regelmäßig daran erinnern würde, den Anzug von heute nach ganz hinten zu hängen und sich am nächsten Morgen den vordersten Anzug von der Kleiderstange zu nehmen.
An jenem ersten Abend wartete Max, bis ihre Mutter in ihre Arbeit vertieft war, und sagte dann beiläufig, sie wolle sich etwas zu trinken holen. Max’ Handflächen waren feucht, als sich die Fahrstuhltüren öffneten und den Blick auf ein gigantisches Foto des aktuellen Covers freigaben. Es gab weder verschlossene Glastüren noch andere Zugangsbeschränkungen. So spät am Abend sind die Redaktionen zwar meistens leer, aber Max richtete sich trotzdem kerzengerade auf und warf ihr Haar zurück, für den Fall, dass sie doch jemandem begegnen sollte. Sie versuchte, sich wie eine Praktikantin zu verhalten, und ging mit schnellen Schritten den Flur entlang, als wisse sie genau, wo sie hinwollte. Als gehöre sie hierher.
Als Max aufgeregt über die dunkelgrauen Teppiche glitt und zwischen den weißen Abtrennungswänden Stoffproben berührte und Lookbooks bestaunte, sagte sie sich, dass sie nur wissen wollte, wo ihre Lieblingszeitschrift erschaffen wurde. Aber eigentlich suchte sie nur eines: das Kleiderzimmer. Die Verlockung war unwiderstehlich.
Sie sah es am Ende des Flurs, verborgen hinter glänzenden Doppeltüren. Sie schwor sich, nur einen kurzen Blick hineinzuwerfen. Aber als sie die silberne Klinke nach unten drückte und ihr der Duft von neuem Stoff – der Duft von Kaufhäusern, Verwandlung und Hoffnung – in die Nase stieg, war sie verloren. Der Name Kleiderzimmer wurde dem nicht gerecht, was sie hier vorfand. Es war ein riesiger Raum voller Ständer mit brandneuen Klamotten. So neu, dass noch niemand sie jemals getragen hatte. So neu, dass diese Kleider – die Farben, die Schnitte, der Stil – bisher nur den wenigen Menschen bekannt waren, die sie entworfen und gefertigt hatten. Und den Menschen, die in diesem Zimmer gewesen waren. Die Sorgfalt, Mühe und Inspiration, die jeden einzelnen Nadelstich ermöglich hatten, füllten Max mit neuer Kraft. Sie war umgeben von endlosen
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