No more heartbreak
nickt.
»Neid. Ich war noch nie irgendwo, von Baseball-Auswärtsspielen mal abgesehen.«
»Wo willst du denn hin?« Mit dem Zeigefinger löst sie einen Karamellklumpen von ihrem Backenzahn.
»Überallhin.«
»Ich auch. Irgendwann mal. Aber nur an Orte, über die Reiseführer geschrieben werden. Den Lonely Planet Wichita gibt es schließlich nicht.«
Ben lacht.
»Wenn alles klappt, wirst du nächstes Jahr an einem brandneuen Ort sein, oder?«
»Ja, schon«, sagt er, und ihm wird klar, dass Kenyon immer weniger Reiz für ihn hat, verglichen mit Max’ Gesellschaft, die immer interessanter zu werden scheint. »Und warum ziehst du dich in einem leeren Zimmer aus?«, wechselt er das Thema und schiebt alle Gedanken an seine akademische Zukunft beiseite.
»Na ja, ich wollte es eigentlich oben machen – ein bisschen Kohle verdienen –, aber es waren alle dagegen.«
»Idioten«, sagt Ben und erlaubt sich, den Blick einen Moment lang zu der Stelle wandern zu lassen, an dem der Schwung von Max’ Brust in ihrem offen klaffenden Bustier zu erahnen ist. Er fragt sich, ob es bescheuert war, sie nicht gleich bei ihrer ersten Begegnung um ein Date zu bitten. Jetzt sind sie bereits in der Freunde-Zone gelandet und es wäre merkwürdig. Aber als er sie einen versprengten Karamellfaden von ihrer Hand ablecken sieht, will er nichts anderes tun, als sie küssen. Will ihr Gesicht in beide Hände nehmen und seinen Mund auf ihren legen, spüren, wie ihre Arme sich um seinen Hals legen und ihr Bustier herunterrutscht …
»Ben?«
»Ja?«
»Ich habe dich gefragt, warum du hier im Dunkeln sitzt. Wo warst du gerade?«
Das kann er ihr auf keinen Fall sagen. »Ach, mein Kumpel hat gerade soziales ADS und kann nicht stillsitzen. Er war überzeugt davon, dass wir bei der nächsten Highschool-Hausparty endlich alle Supermodels der Stadt treffen würden. Dies ist die siebte Party, auf der wir heute Abend gewesen sind, und der Lohn für meine Mühe sind die paar Süßigkeiten. Er war so was von hyperaktiv, dass ich nicht einmal aufs Klo gehen konnte. Also habe ich ihm gesagt, er soll alleine auf die nächste Party ziehen, weil ich morgen früh raus muss.« Das stimmt zwar, und trotzdem musste er unbedingt noch überprüfen, ob Max ihm zurückgesmst hat.
»Und jetzt musst du mit mir abhängen.« Max verzieht ihren roten Mund zu einem Lächeln.
Das bringt das Fass zum Überlaufen. Er zwingt sich, nicht weiter nachzudenken, beugt sich vor und …
»Max!« Zach stürmt ins Zimmer, gefolgt von Tom, Phoebe, Josh und allen anderen Marvel-Superhelden, die sie oben gefunden haben.
»Wir besiegen die Menge und machen eine Privatparty! Wuu-huu!« Zach ignoriert Max’ halb bekleideten Zustand und springt auf den Couchtisch. Sie lächelt dankbar. Er hat ihr eine private Tanzfläche geschaffen, auf der sie unbeobachtet Spaß haben kann. Max weiß, dass Hugo sich nie im Leben in einem Superhelden-Kostüm aus dem Haus wagen würde – selbst wenn er wollte.
Phoebe geht zu der Anlage an der Wand und schafft es irgendwie, die Musik anzustellen, die auch oben läuft. Tom bittet alle, die Gläser zu heben. »Würdest du?«, bittet Max ihrerseits und deutet auf ihre Stiefel. Ben macht sie zu und sie schließt den Reißverschluss ihres Tops. Dann streckt sie ihm die Hand entgegen und zwingt sich dazu, nicht darüber nachdenken – nicht einmal für eine Sekunde –, ob Ben Cooper sie etwa gerade küssen wollte.
Sie zieht ihn auf den Couchtisch und gibt sich endlich rückhaltlos der Musik hin. Sie schwitzt, zerzaust ihr Haar, zieht mit Phoebe und Zach Grimassen. Aber ihre Glückseligkeit dauert nur genau vier Songs lang. Das Gerücht von der Party-in-der-Party hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet, und gerade als Max die Hände zu Alejandro in die Luft reißt, strömen die maskierten Massen ins Zimmer und zerstören ihren Rückzugsort. Max’ gedankliche Dauerschleife von Isterdas? Isterdas? Isterdas? läuft wieder an und macht es ihr unmöglich, im Rhythmus zu bleiben. Ben scheint nichts davon zu bemerken, lächelt sie an und schwingt sein Jackett durch die Luft. Aber Max kann nur noch daran denken, dass Hugo immer vielleicht da sein wird, wenn sie an der NYU ist und tolle neue Freunde gefunden hat, mit denen sie auf Partys gehen und Grimassen schneiden kann. Er wird es ihr immer unmöglich machen, zu bemerken, dass es auch noch andere, sehr charmante – und sehr gut aussehende – Jungs gibt, die sie möglicherweise küssen möchten.
KAPITEL
Weitere Kostenlose Bücher