No more heartbreak
fragte sich, wie genau er seine Worte gemeint hatte. Sollte sie eine Studienreise in die Region buchen oder war sie eingeladen?
»Du würdest es lieben.«
Davon war Max überzeugt. Ihr würden eine Menge Dinge gefallen.
»Hmm«, machte sie, weil sie weder eine nicht vorhandene Einladung annehmen noch eine tatsächliche ablehnen wollte.
Hugo verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Ich verstehe. Weihnachten gehört der Familie – mit allen Ritualen und dem ewig gleichen Ablauf. Aber vielleicht kannst du ja über Silvester kommen?«
»Ja«, sagte Max ohne Zögern, setzte sich auf und legte ihm die Hände auf die nackte Brust. »Ja!«
Damals wusste sie noch nicht, dass er weniger als ein Jahr später ein Fremder für sie sein würde …
»Er …« Knall. »Hat gesagt …« Zack. »Wir …« Bumm. »Seien seelenverwandt.«
Zwanzig Minuten später ist Bridget schweißüberströmt – und grinst. »Das war irre«, sagt sie und nimmt die Wasserflasche, die Max ihr hinhält. »Ich habe noch nie kapiert, warum Leute boxen. Aber jetzt ist es mir klar. Es elektrisiert den ganzen Körper. Besser als Knutschen.«
»Ich habe dir eine Zehnerkarte gekauft, also komm so oft her, wie du willst. Außerdem noch eine DVD , damit du zu Hause trainieren kannst. Auch in die Luft boxen fühlt sich gut an, wenn die Absicht dahinter stimmt.« Max bringt Bridget zum Fahrstuhl und schaut dann die rosafarbenen Handschuhe an. Auch sie spürt den Drang, die nagende Sorge um ihre Zukunft zu verprügeln, die Hugo in ihr ausgelöst hat. Sie marschiert zurück in den Trainingsraum, wo der Sandsack sich von Bridgets Wut noch nicht ganz erholt hat.
Ihr Handy piept. Eine SMS von Ben, ihrem neuen Kumpel. »Heute Abend Party im Soho House, ab 10. Ich muss dort sein, also du auch.« Sie lächelt.
Als sie ihre Hände einwickelt, treffen nacheinander drei weitere SMS ein: Eine Kundin ist nach einem Süßigkeiten-Fressanfall zusammengebrochen und kann nicht aufhören zu weinen. Eine Kundin steht vor dem Haus ihres Ex, hat einen Eierkarton in der Hand und muss den Inhalt unbedingt gegen seine Fenster schleudern. Die nächste Kundin hat eine Freundin, die ebenfalls Max’ Dienste benötigt, weil ihr Ex sie gerade über Facebook von seiner Halloween-Party ausgeladen und seinen Beziehungsstatus auf »Single« gesetzt hat.
Ein Trainer bietet Max an, ihr die Handschuhe zu schnüren. »Willst du den Sandsack benutzen?«, fragt er.
Max schüttelt bedauernd den Kopf. Keine Zeit. Sie wickelt ihre Hände wieder aus und steckt die Bandagen für ihre nächste Kundin in die Tasche. Sie wird woanders gebraucht. »Danke, aber leider muss ich los. Ein anderes Mal.« Dann eilt sie zum Fahrstuhl.
Als sich Max endlich für die Party umziehen kann, ist die Sonne schon lange untergegangen. Es ist das erste Halloween seit dem Bestehen von Ex Inc., und sie fragt sich, ob ihre Arbeit ihr die Freude an diesem Feiertag verderben wird. Psychologen hassen Weihnachten schließlich auch. Dabei war Halloween bisher immer ein toller Ausgehabend mit ihren neuen Freunden – die erste Gelegenheit, bei der es Max in die Gruppenfotos schaffte, die später gerahmt oder an Schlafzimmerwände gehängt wurden. Jetzt braucht sie einen Abend Spaß mit ihrem ältesten Freund. Zach hat sie in den vergangenen Wochen sehr kühl und geschäftsmäßig behandelt. Sie müssen eine Auszeit von der Arbeit nehmen und einfach wieder Spaß haben.
Ihr Ziel liegt im Meatpacking District. Sie hat in US Weekly einen Bericht über den Privatclub gelesen, in den Ben sie eingeladen hat, aber dass sie einmal dort hingehen würde, hätte sie nie zu hoffen gewagt. Offenbar geht der Sohn des Managers in Bens Klasse. Außerdem liegt der Club ganz in der Nähe der NYU . Das ist die perfekte Gelegenheit für Max, um allen zu zeigen, dass sie auch in Hugos unmittelbarer Nachbarschaft ganz sie selbst sein kann.
Nachdem sie ihre letzte Locke festgesprayt und ihren Reißverschluss hochgezogen hat, justiert sie noch ihr Dekolleté. Danach trägt sie sorgfältig ihr AugenMake-up auf, getreu der Anleitung, die sie sich an den Schminkspiegel geklebt hat. Im Spiegel sieht sie hinter sich die fünfte Treppenstufe mit dem losen Brett, unter dem die Schuhschachtel liegt. In der befindet sich ein Bild von Hugo und ihr als Harry Potter und Lord Voldemort. Was bei ihrem langweiligen Schul-Halloween eine Riesensache war. Auch wenn Max’ eigentliche Idee war, als Kate Middleton und Prinz William zu gehen. Und dann kommt die
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