No Sex in the City
ihr jetzt eintreten.«
Das Zelt sah beeindruckend aus. Tische, so weit das Auge reichte, kleine funkelnde Kerzen und Distelgestecke. Vom irregeleiteten Esel keine Spur. Katie war begeistert, wo immer sie hinschaute. Okay, sie wusste zufällig, dass die Tischtücher aus Papier waren. Und ein paar junge Techniker hatten Erste Hilfe in Anspruch nehmen müssen, nachdem sie im Zuge einer langen Nacht in der Meerjungfrau auf die Idee verfallen waren, dass nun Zeit zum Distelnsammeln sei. Und etwa sechzig Kerzen waren langsam vor sich hinschmelzende Nikoläuse, die sie in letzter Minute in Ermangelung weiterer weißer Kerzen in einem örtlichen Souvenirladen entdeckt hatte . Aber in dem gedämpften Licht hier war das Ganze ein Märchenland.
Alle saßen bereits, und die Artillerie der Kellner stand stramm. Lachlan führte sie genau in die Mitte, und alles verstummte, als würden sie jetzt zu tanzen anfangen oder so. Katie fühlte sich entsetzlich unbehaglich.
»Du bist da hinten!«, sagte Lachlan zu Iain. »Tisch siebenundneunzig.«
»Und du bist hier«, sagte Lachlan und geleitete Katie zu dem größten Tisch, der am Kopfende des Zeltes stand. Zu Harrys Rechten war ein freier Platz.
Er sah in sein Glas, als sie näher kam, erst im letzten Moment hob er das Gesicht und schaute ihr in die Augen.
Und ihr ging ein Licht auf. Wie aus dem Nichts wusste sie plötzlich Bescheid. Sein üblicher grübelnder und verschlossener Blick war vollkommen verschwunden. Sie hatte die Szene im Nachtclub immer für einen trunkenen Aussetzer gehalten. Ihre eigene Einsamkeit hatte sie so sehr beschäftigt, dass ihr die seine nie aufgefallen war. Männliche Aufmerksamkeit war ihr zu fremd, als dass sie noch einen Blick dafür hatte.
Und nun musste er natürlich denken, dass die Sache gegessen war, warum hätte sie wohl sonst mit Iain gemeinsam das Zelt betreten sollen. Sie sah ihn an. Aber er hatte den Blick schon wieder gesenkt und starrte auf seinen leeren Teller.
Sie hatte es getan. Sie hatte auf das falsche Pferd gesetzt. Sie war blind gewesen für das, was unter ihren Augen passierte. Der Türspalt, den sie gesehen hatte ... der Zipfel vom herbeigesehnten Leben. Vielleicht war es nie Iain gewesen. Vielleicht war es immer Harry gewesen.
Lachlan räusperte sich hinter ihr, und ihr fiel auf, dass fünfhundert hungrige Augenpaare sie anstarrten. Schnell setzte sie sich auf den leeren Stuhl neben Harry.
»Beschäftigt?«, fragte der, und seiner Stimme war der Schmerz anzuhören, während um sie herum die Gespräche wieder auflebten und Kelpies Armee sich in Bewegung setzte und die Suppe servierte.
»Hör mal, Harry ...«, begann Katie, dann wusste sie nicht weiter. Sie konnte schließlich nicht sagen: Wenn du mich liebst . Und was wäre, wenn sie sich irrte? Und wie würde der Satz überhaupt enden? Sie schluckte und blickte zu ihm hinüber. Er hatte sich nach links gewandt, wo eine stattliche und hochnäsige Frau saß, die Katie nicht kannte. Er hatte ein Gespräch mit ihr angefangen und versuchte, vollkommen ungerührt zu wirken. Sein Nacken allerdings strafte ihn Lügen. Zu Katies Rechten saß Kennedy und verriet einer rehäugigen vollbusigen Blondine die Anzahl seiner Schlafräume. Katie konzentrierte sich auf ihre Suppe, trank ein paar Schluck Wein, und ihre Gedanken rasten. Louise saß auf der anderen Seite des Raumes und schien in ein ziemlich tiefes Gespräch mit Craig, dem Tierarzt, versunken. Olivia war schon wieder auf den Beinen, lief durch den Raum, redete mit jedem und keinem und schien einen ziemlich scharfen Anti-Golfplatz-Ton anzuschlagen. Sicher würde sie kein Essen anrühren, das irgendetwas anderes als Soja enthielt.
Hilfe war nicht in Sicht. Katie ärgerte sich maßlos über sich selbst. Wie konnte sie nur so naiv sein? Okay, sie war nicht Beyonce Knowles, aber hier oben waren die Dinge eben anders. Sie hätte sich vielleicht ein wenig in Harry Knowles hineinversetzen können. Harry musste die ganze Zeit gedacht haben, dass sie ihn verspottete. Sie schloss die Augen.
Die stattliche Frau hatte sich jemand anderem zugewandt, und Katie spürte plötzlich Harrys mächtige Gestalt neben sich.
Er räusperte sich. »Nun, wer hätte das gedacht, was?«, sagte er mit brummiger Stimme.
Katie blickte ihn verstohlen an. Er sah aus, als versuchte er, unglaublich stark zu sein. Ihr Herz schlug heftig.
»Das Ganze hier?«, sagte sie. »Es ist ... einfach toll, nicht wahr?«
Er nickte.
»Und alle scheinen sich prächtig zu
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