No Sex in the City
»Erzählen Sie ihm einfach, dass Sie neu hier sind und auf freundliche Zusammenarbeit hoffen.«
»Das funktioniert meiner Erfahrung nach nicht bei Journalisten«, sagte Katie. »Vor allem nicht bei übel gesonnenen.«
»Nun, was sind also Ihre großen Pläne, Frau Wer-auch-immer-Sie-sind?«
Das wusste Katie auch nicht, aber in dieser Atmosphäre offener Feindseligkeit ergriff sie schon jetzt Partei für Iain Kinross. »Lassen Sie mich hingehen und mit ihm reden«, sagte sie und bemühte sich um Professionalität.
» Genau. So mit Augenklimpern und so. Siehst du, Derek, ich habe dir doch gesagt, dass wir ein Mädel hier brauchen.«
»Klar, Chef.«
»Sie sind wie Mr Burns und Mr Smithers von den Simpsons.«
Katie war zuverlässig Louise in die Arme gelaufen, denn Fairlish bestand nur aus drei Straßen, und nur eine Person lief dort herum.
»Klasse«, sagte Louise. »Ich bin am Verhungern. Lass uns die Zelte abbrechen und verschwinden. In fünf Stunden können wir in Glasgow sein. Das wird ein Spaß.«
»Ich denke, so einfach ist das nicht«, sagte Katie und sah sich um. »Weißt du was, Starbucks würde hier richtig absahnen.«
»Bei wem denn? Als Konkurrenz zu Mrs Miggin’s Pie Shop?« Louise deutete mit dem Kopf auf eine kleine Bäckerei mit Teeladen. Das Haus hatte immer noch die alten Rundglasscheiben in den winzigen Fensteröffnungen und war rosa gestrichen. Mit den beschlagenen Scheiben sah es gemütlich und einladend aus. »Aber warum eigentlich nicht? Sie können die obere Straße nehmen und wir die untere, und dann werden wir ja sehen, wer zuerst im Flagshipstore von LK Bennett einkauft.«
Die schwere Tür der Bäckerei knarzte, als sie eintraten. Der Laden war heiß, klamm und voller alter Männer, die sich in ihrem musikalischen Akzent unterhielten. Plötzlich war alles still. Katie und Louise waren etwa so groß wie die meisten hier.
»Haben Sie Kaffee?«, fragte Louise den freundlichen rothaarigen Typen hinter dem Tresen, was absolut okay gewesen wäre, wenn Louise ihre Worte nicht auf groteske Weise überbetont hätte und ihr Anliegen nicht auch noch durch das internationale Zeichen für Kaffee unterstrichen hätte, indem sie in ihrer Hand imaginäre Bohnen schüttelte.
Neben dem Typen stand eine junge, große, linkische Frau mit einem missmutigen Gesicht, und man hätte sie fast schön nennen können, wenn sie nicht eine teigartige, altmodisch mit einem Gummiband geraffte Haube getragen und einen mörderischen Blick zur Schau gestellt hätte.
»Ähh, Kaffäääh?«, sagte sie und schüttelte ihre Hand nicht minder bescheuert als Louise zuvor. »Ähhh, weiß nicht. Mr McKenzie, haben wir Kaffäääh?«
Mr McKenzie sah die beiden Frauen durchaus wohlwollend an. »Spinn nicht rum, Kelpie«, sagte er. »Bring ihnen welchen.«
Kelpie gab den störrischen Teenager und ging zu einer silbernen Kanne in der Ecke, schaufelte zwei Löffel Instantkaffee in Styroportassen, schüttete dann Milch hinein und fügte, ohne zu fragen, zwei Stückchen Zucker hinzu.
»Sonst etwas, die Damen?«, fragte Mr McKenzie freundlich. »Makkaroni-Pie?«
»Da muss ich erst in meiner Atkins-Liste nachschauen«, sagte Louise. Katie trat sie.
»Hmph.«
Nichts in der Vitrine vor ihnen sah besonders verlockend aus. Da lagen hellbraune Platten von etwas, das vielleicht Sahnekaramell war, nur härter, dann gab es runde Kuchen mit einem Loch in der Mitte, aus dem alles Mögliche herauszuschauen schien, von Rhabarber bis Hackfleisch. Dann lagen da ins Riesenhafte mutierte Wurstbrötchen und etwas, das Blätterteigtaschen mit Hackfleisch sein mochten, wenn es nicht doch etwas ganz anderes war. Beide starben sie vor Hunger. Plötzlich erblickte Katie die Scones.
»Zwei ... ähm, von denen da.« Sie wusste nicht mehr, wie man das ausspricht. »Von den Makronen?«
»Nein, ähm, die .«
»Franzosentörtchen?«
Was um Himmels willen waren Franzosentörtchen?
»Von den skuuhns«, sagte Louise. Katie zuckte zusammen. Kurze Pause, dann brachen alle in Gelächter aus.
»Gerne«, sagte der Mann hinter der Theke mit dem freundlichen Gesicht. »Sollen es Rusinen-Skuuhns oder Keese-Skuuhns sein?«
So freundlich nun auch wieder nicht.
Louise und Katie fanden eine Bank in einer Art winzigem öffentlichen Park, direkt oberhalb des Hafens. Die Boote kamen zurück, obwohl es erst zehn Uhr morgens war. Sie sahen schön und zeitlos aus, ihre in munterem Rot und Grün gestrichenen Planken hoben sich vom dunklen Wasser ab. Katie warf den
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