No Sex in the City
Bäume tötet.«
Hier lehnte Iain sich vor. »Hören Sie, sind Sie vom Lande?«
»Ja«, antwortete Katie schnell. Nun ja, sie war fast mal auf Kosten des Duke of Edinburgh zu einem kombinierten Arbeitseinsatz plus Campingurlaub gefahren. Es war nicht ihr Fehler, dass es so regnerisch gewesen war und ihre Mutter den lauten und nervtötenden Wutanfällen ihrer Tochter nachgegeben und sie zu Hause behalten hatte, gemütlich bei Dr Who und heißer Schokolade. Das ein oder andere hatte Katie von ihrer durchtriebenen jüngeren Schwester schon gelernt.
»Okay, dann werden Sie es also verstehen. Wenn Sie mit genmanipulierten Tannen kreuzen, weil Sie von den EU-Ent-schädigungen profitieren, dann überrascht es niemanden, wenn Sie aus den roten Zahlen kommen und gleichzeitig eine Reiherpanik ausbricht.« Er schnaubte verächtlich über Harrys lächerliche Position.
»Reiche? Hier? Ich dachte, wir sind in Schottland.«
Iain starrte sie misstrauisch an. »Okay ... Lassen Sie uns mal kurz davon ausgehen, nur so zum Spaß, dass Sie nicht vom Land sind.«
Katie holte ihr Notizheft raus.
»Es ist so. Wenn Sie eine einzige Baumart anpflanzen statt viele verschiedene Arten, müssen Sie davon ausgehen, dass Tiere, die abwechslungsreiche Habitate bevorzugen, sich verziehen. Das hat Auswirkungen auf die Umwelt und letztlich auch wieder auf die Pflanzen selbst.«
»Klingt schrecklich«, sagte Katie. Es klang schrecklich. Auch wenn sie nicht genau wusste, weshalb.
»Ist es auch«, sagte Iain und klopfte mit der Faust auf den Tisch, was lauter verdächtige Geräusche klirrenden Porzellans erzeugte. »Deshalb müssen Sie ...??«
»Katie«, sagte Katie.
»Deshalb musst du mir helfen, Katie. Dieser Mann tötet Bäume.«
»Ja!«, sagte Katie und war Feuer und Flamme. »Oh nein, vergiss es. Das geht nicht. Ich arbeite für ihn.«
»Hier geht es nicht um ihn oder mich«, erläuterte Iain und starrte sie an. »Es geht um die Bäume, Katie.«
Sie sah ihm in die Augen, dann wurde der Moment von einem Handysignal gestört. Ein schöner maskuliner Klingelton, dachte sie unwillkürlich.
»Kinross. Ja? Oh Mann. Sehr wahr, sehr wahr, okay.« Er klappte das Handy zusammen. »Tut mir leid. Ich muss gehen. Irgend so ein blödes Schaf hat Achtlinge geworfen, das wird vermutlich eine Titelstory. Einen Drink heute Abend?«
Die Einladung kam so unvermittelt, dass Katie ihre Bedeutung nicht einschätzen konnte. War das ein Rendezvous, oder ging es um die Fortsetzung einer geschäftlichen Unterredung? Sie sollte sich wirklich nicht mit dem Feind verbrüdern - selbst wenn es ein heißer Typ war. Andererseits war die Alternative, sich im Heuboden mit Louise unter zwei Decken zu verkriechen, da konnte man ja wohl nicht wählerisch sein.
»Mmh, okay. Wo?«
Iain, der nun in den Parka schlüpfte, zuckte mit den Schultern und lachte. »Nun, such dir was aus. Es gibt das Rum und das Thump und die Meerjungfrau und . tja, das war’s schon.«
»Die Meerjungfrau bitte«, sagte Katie entschlossen. Der Name klang ansatzweise verheißungsvoll.
»Wir mögen es wild, nicht wahr? Okay, wir sehen uns um sieben. Denk dran ...« Er zeigte streng auf den akustisch aufgerüsteten Raum. »Kein Wort zu niemandem. Sonst sitzt dir Mr Beaumont wie ein Puma im Nacken.«
Der betagte Mr Beaumont flüsterte ins Telefon, ohne auch nur einmal aufzublicken. Vielleicht konnte er nicht.
»Ein Puma«, warnte Iain sie noch einmal. Dann war er verschwunden.
Katie schlich hinterher, als er schwungvoll aus dem Türmchen verschwand. Sie konnte sehen, dass Louise ihm wehmütig hinterhersah. Dann schaute sie erwartungsvoll zu ihr auf.
»Ich muss zurück ins Büro«, sagte Katie förmlich. Tatsächlich brauchte sie jetzt fünf Minuten für sich.
»Und?«, fragte Louise, als sie das kleine Gebäude verließen. Den Mann am Empfang hatte sie noch mit ein paar bösen Blicken bedacht.
Katie war nicht schlauer als zuvor. »Und was?«
»Was schon? Hast du den Mann angetroffen?«
»Iain?«
»Na klar, Iain, natürlich. Du kennst ihn ja schon so gut. Ja, wie war Iain. Jeder liebt Iain. Iain und Katie.«
»Halt den Mund, Louise«, sagte Katie und versuchte, nicht rot zu werden.
»Raus damit. Yeah, der erste heiße, nicht-psychotische Mann, dem wir seit Monaten begegnen, und du gibst die heilige Johanna.«
»Na ja, er scheint okay zu sein«, gab Katie zu. »Die erste Person hier, die uns nicht auf den ersten Blick hasst, zumindest.«
»Das ist gut«, sagte Louise. »Das ist ganz klar
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