no_way_out (German Edition)
wusste es besser. Das war Blut.
Ich presste meine Handflächen gegen meinen Kopf. Was ging hier ab? Warum war da Blut? Warum roch es nach Tod? Hatte ich Jakes Lady umgebracht?
Beinahe hätte ich losgeschrien. Ich presste mir die Hand auf den Mund und schmeckte Blut. Würgend rappelte ich mich hoch. Taumelte in Richtung Tür. Stolperte über Kleider. Verfing mich mit den Füßen in ihnen. Kleider? Hatte ich überhaupt welche an? Meine weit über jedes Limit strapazierten Sinne jagten ein Chaos an Signalen durch mein Hirn. Diese Signale auch nur halbwegs zu bündeln, kostete mich einen gewaltigen Kraftaufwand. Als sich endlich so was wie ein minimales Gespür für meinen Körper einpendelte, stellte ich fest, dass ich nackt war. Warum? Hatte ich mit Jakes Lady geschlafen? Und dann? Was hatte ich getan?
In einem irrwitzigen Tempo schossen Gedankenblitze durch meinen Kopf. Anziehen! Abhauen! Die Kleider! Auf dem Boden. Licht. Nein. Nicht anmachen! Andere wecken. Jalousien. Herunterlassen. Keine Zeit! Abhauen!
Der Mond verschwand hinter einer Wolke und ließ mich im Dunkel zurück. Ich kroch über den Teppich, tastete nach Kleidungsstücken, roch daran, zog an, was ich glaubte, es gehöre mir. Sogar meine Springer fand ich. Ich schlüpfte hinein. Binden musste ich sie später. Jetzt …
Das Licht ging an, grell wie ein Scheinwerfer. Ich hob schützend die Hände vor mein Gesicht und sah rot. Rote Hände. Rote, blutverschmierte Hände. Dann ging das Schreien los. Ich zwang meinen Blick von meinen Händen und schaute hoch, direkt in die weit aufgerissenen, toten Augen von Jakes Lady. Eisiges Entsetzen quetschte mir das letzte bisschen Luft aus der Lunge, löste meinen Verstand auf, löste mich auf, löste alles auf. Wenn es nicht so laut geschrien hätte, wäre ich wahrscheinlich weggetreten.
Ich zwang meinen Blick von Jakes toter Lady, hin zur Tür. Dort stand die Tusse, ein hysterisches Bündel Mensch mit nacktem, unerträglichem Schmerz in den Augen, hinausgeschleudert aus ihrer Welt in ein anderes Universum, eins, das Lichtjahre entfernt lag und von dem es keine Rückkehr gab. Ich wusste, wie sich das anfühlte. Einen Augenblick lang war ich mitten in ihrem Herz. Es wurde totenstill.
Irgendwo im Haus knarrte es. Das Geräusch brach den Bann. Mit einem gellenden Schrei schoss die Tusse auf mich zu, warf sich auf mich, begrub mich unter sich und schlug auf mich ein. Ihre Stimme kreischte in mein Ohr und drang in meinen Schädel, der so wehtat, wie mir noch nie etwas wehgetan hatte.
Ich schlug zurück.
Bis das Schreien aufhörte. Und auch dann noch. Immer weiter. Irgendwann hörte ich auf und lag keuchend auf dem Fußboden. Neben mir lag die Tusse. Sie bewegte sich nicht mehr. Sie war so tot wie ihre Mutter.
Mir liefen die Tränen übers Gesicht und der Rotz aus der Nase. Ich flehte das Schicksal an, Jake möge uns finden, am besten mit einer Pistole bewaffnet, und mich einfach abknallen.
Aber Jake kam nicht.
Niemand kam.
Ich war allein mit zwei Toten.
Ich konnte aufstehen und gehen.
Hoffen, dass mich die Bullen nie schnappten und mich die Hölle nie verschlang.
Pass auf dich auf , flüsterte Smiley.
Zu spät. In diesem Moment hätte ich alles dafür gegeben, noch einmal mit ihm am Fluss zu sitzen, mich volllabern zu lassen, um dann zu bleiben.
Achtzehn Meter von der Brücke bis nach unten. Zwei Meter von mir bis zum Bett mit der Toten. Einen halben Meter zwischen mir und der Tusse, die keine Tusse mehr war, sondern ein Mensch, dem ich die Seele aus dem Körper geprügelt hatte.
Edy, dachte ich, sie hieß Edy. Wie ein Kerl. Und ich hatte sie umgebracht.
Ein Stöhnen mischte sich mit meinem Schluchzen. Es kam von Edy. Ich hatte sie nicht getötet, nur bewusstlos geschlagen. Die Erleichterung bahnte sich ihren Weg als heiserer Schluchzer aus meiner Kehle. Edy begann sich zu rühren. Noch einmal schlagen konnte ich sie nicht. Also tat ich das Erstbeste, das mir einfiel: Ich rollte sie auf den Bauch und zerrte ihre Hände auf den Rücken, um sie zu fesseln. Und dann sah ich die Narbe. Eine weiße Linie am linken Handgelenk. Der Anblick änderte alles. Ich starrte auf die weiße Linie und konnte nicht weiter zudrücken. Mein Griff lockerte sich.
»Ich bring dich um!« Edy musste jedes einzelne Wort mühsam aus sich herauspressen. Trotzdem klang es wie ein Schwur. Wenn ich sie jetzt wegen dieser weißen Linie losließ, entwischte sie mir und alarmierte die Bullen.
Ich verdrängte den Gedanken an die Narbe
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