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no_way_out (German Edition)

no_way_out (German Edition)

Titel: no_way_out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Gabathuler
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und setzte mich rittlings auf Edy. Mit zitternden Händen löste ich den Schnürsenkel aus meinem linken Springer. Es dauerte ewig, bis ich ihn aus dem Schuh bekam und Edy damit die Arme auf dem Rücken zusammengebunden hatte. Die ganze Zeit über rechnete ich damit, Jake in die Einfahrt einbiegen zu hören. Mir war so übel, dass mir immer wieder alles vor den Augen verschwamm. Mein Kopf stand kurz vor der Explosion.
    Wieder knarrte es. War da jemand?
    Vorsichtig verlagerte ich mein Gewicht von dem Körper unter mir auf meine Knie. Obwohl ich auf den Schmerz vorbereitet war, konnte ich nicht verhindern, dass ich laut aufstöhnte.
    Edy nutzte ihre Chance. Sie stieß ihren Ellbogen gegen mein verletztes Bein und versuchte, unter mir wegzukriechen. Ich packte sie an der Fessel um ihre Handgelenke. Taumelnd kam ich auf die Beine und riss Edy hoch. Dabei stolperte ich über meine Tasche. Sie kippte um. Es klirrte und ein blutverschmiertes Messer schlitterte über den Boden. Mein Messer!
    »Du Schwein«, flüsterte Edy. »Du elendes Schwein.«
    Ich starrte auf das Messer. Unter meinen Füßen bebte die Erde. Gleich würde der Boden unter mir aufbrechen, um mich zu verschlingen. Ich hab sie nicht umgebracht, wollte ich sagen, aber ich hatte keine Stimme mehr. Es war egal. Edy würde mir nicht glauben. Niemand würde mir glauben. Ein Hund bellte. Über uns knarrte es. In meinem Kopf gab es einen Kurzschluss. Es funkte, und ich tat das Falsche. Nur, in jenem Moment erschien es mir als das einzig Richtige.
    In einer blitzschnellen Bewegung schnappte ich mir das Messer und zog Edy an mich heran. »Du machst jetzt genau das, was ich dir sage, verstanden?«
    Edy versteifte sich, aber sie konnte ihre Angst nicht unterdrücken. Kleine, stoßartige Erschütterungen gingen durch ihren Körper und übertrugen sich auf meinen. Wir standen beide an einem Abgrund und ich wusste keinen Weg zurück.
    »Wo sind die Autoschlüssel?« Wenigstens schrie ich nicht mehr.
    »Eingangshalle«, presste sie aus sich heraus. »Kommode.«
    Ich hob meine Tasche auf und drängte Edy vor mir her durch den Flur. In einer Glasschale lagen vier Schlüssel. Zwei glitten aus meinen schweißnassen Händen, die beiden anderen stopfte ich in meine Hosentasche und riss die Haustür auf.
    Direkt vor mir stand einer. Ich schrie. Er wich zurück.
    »Wer bist du?«, brüllte ich.
    »Nachbar. Ich hab Schreie gehört und wollte …«
    »Verschwinde, oder ich bring sie um!«
    »Mach keinen …«
    »Verschwinde!«
    Er hob die Hände und wich langsam zurück. »Lass das Mädchen los«, bat er. »Lass sie gehen.«
    »Sag den Bullen, sie sollen sich von mir fernhalten. Ich habe eine Geisel.«
    »Bitte«, flehte Edy.
    »Hau endlich ab!«, schrie ich den Typen an.
    Stolpernd verschwand er in der Dunkelheit.
    Ich zerrte Edy zu den Garagen, einem länglichen Bau mit mindestens sechs Türen. Als wir nah genug dran waren, ließ ich das Messer in die Tasche gleiten, drückte Edys Arme nach oben, bis sie sich vor Schmerz nicht mehr bewegte, und zog die Schlüssel aus der Hosentasche. Hektisch presste ich auf ihnen herum. Zwei der Türen öffneten sich.
    In der einen Box stand ein uraltes rotes Cabrio, ein tolles Gefährt, aber nicht, wenn man gerade die große Flucht vorbereitete. Der andere Wagen war der schwarze Jaguar, mit dem mich Jake über den Haufen gefahren hatte. Auch nicht gerade unauffällig, aber immerhin besser als der rote.
    »Lass mich gehen«, sagte Edy heiser. »Das bringt doch nichts. Der Nachbar hat die Polizei gerufen. Mehr könnte ich auch nicht tun.«
    Ich schob sie vor mir her, um den Wagen herum, und suchte das Schloss für den Kofferraum.
    »Nein!«, schrie Edy voller Panik. »Nicht in den Kofferraum!«
    Sie trat nach mir und traf meine Wunde. Halb besinnungslos vor Schmerz stieß ich sie zurück. Ihr Kopf schlug gegen die Mauer. Leise stöhnend sackte sie zusammen. Ich fing sie auf und drückte sie gegen den Wagen, während ich mit zitternden Fingern nach dem Schloss tastete. Als ich es endlich fand, brauchte ich ein paar Anläufe, bis ich es aufhatte. Ich zog Edy an mich, öffnete den Deckel und hievte sie in den Kofferraum. Etwas knallte scheppernd auf dem Boden auf. Erschrocken schlug ich den Deckel über Edy zu und suchte nach dem heruntergefallenen Gegenstand. Ein Stück vom linken Hinterrad entfernt entdeckte ich ihr Handy. Ich hatte gehört, dass man die Dinger orten konnte, und ließ es liegen, aber meine Tasche, die mir vor der Garage beim

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