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no_way_out (German Edition)

no_way_out (German Edition)

Titel: no_way_out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Gabathuler
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in der Mitte der Sitzgruppe und forderte mich auf reinzuhauen.
    Drei Tage ohne richtige Nahrungsaufnahme verlangten vorsichtige Zurückhaltung, zumindest, bis sich der Magen wieder ans Essen gewöhnt hatte. Während ich es also langsam anging, verschwand Jake noch einmal nach drinnen und kam mit den Getränken zurück.
    Ich ließ mir Zeit mit dem Bier. Auf nüchternen Magen Alkohol in ein System zu kippen, in dem noch Restmengen undefinierbarer Substanzen schwammen, schien mir ein ziemliches Risiko zu sein. Doch mit dem Essen kam der Appetit. Das Zeug sah nicht nur köstlich aus, sondern schmeckte auch so. Ich erhöhte das Tempo, sowohl beim Essen als auch beim Trinken. Bald war die erste Flasche Bier leer, dann die zweite. Jake verschwand im Haus, um Nachschub zu holen. Dabei musste er irgendwie mit der Tusse zusammengeprallt sein, denn die beiden lieferten sich ein kurzes, heftiges Wortgefecht. Sie wollte weg, er verbot es ihr, sie ging trotzdem.
    Neben mir hörte ich ein Stöhnen. Ich dachte, es sei wegen des Streits, aber als ich mich umdrehte, sah ich, wie sich der Kopf von Jakes Lady nach unten senkte. Sie kippte zur Seite und fiel in einen tiefen Schlaf.
    Ich kicherte. Genauso dämlich wie vorhin die Lady. Das ist ein schlechtes Zeichen , mahnte Smiley. Was tat der denn hier? Erstaunt drehte ich mich um. Hinter mir hingen nur die Blätter einer Palme. Ich wollte sie auseinanderdrücken, um Smiley sehen zu können, doch bevor ich meine Arme anheben konnte, hatte ich vergessen, wieso ich mir von einer Palme die Nase kitzeln ließ. Es war egal. Der Sessel fühlte sich angenehm weich und kuschelig an. Meine Augenlider wurden schwer. Ich versuchte vergeblich, sie zurück nach oben zu drücken. Ganz weit hinten in meinem Kopf hörte ich Smiley, der mir energisch befahl, aufzupassen.
    Achtzehn Meter. Ich saß auf dem Brückengeländer und sah nach unten. Es schien gar nicht so weit bis zum türkisgrünen Wasser, das wie eine kühlende Verlockung unter mir lag. Ich stieß mich vom Geländer ab. Zu meiner großen Überraschung fiel ich nicht. Ich flog. Ein angenehmer Wind umspielte mein Gesicht, trug meinen Körper sanft durch die Luft. In weiten Kreisen näherte ich mich der Wasseroberfläche. Kurz bevor ich sie erreichte, fiel mir ein, dass ich nicht schwimmen konnte. Das Wasser wechselte seine Farbe in ein tiefes Schwarz. Bunte Papierfetzen trieben über dem bodenlosen Schlund. Auf jedem war das Gesicht meiner Schwester. Ich schlug wie wild mit den Armen, um wieder zurück nach oben zu fliegen. Der Wind wechselte die Richtung und drückte mich nach unten. Ich geriet ins Trudeln, stürzte hilflos in die Tiefe und tauchte in eine dunkle, alles verschlingende Stille.

 
    Jasper Candinas @jacandinas
    Wenn der Mensch auf sich und seine Ängste zurückgeworfen wird, zeigt sich sein wahres Ich. #GfLeon
     
     
     
    Ich wachte auf, und noch bevor ich mich erinnerte, wo ich war, wusste ich, dass ich tief in Schwierigkeiten steckte. Ein furchtbarer Geruch brachte meine Nervenenden zum Vibrieren. Meine elektrisierte Haut fühlte fremde, kalte Haut. Ich zuckte zurück. Das einzige Geräusch, das ich hören konnte, war mein wild klopfendes Herz. Wie ein Stromstoß schoss die Angst durch mich hindurch und katapultierte mich aus dem Bett. Eine Weile stand ich wankend da, dann zwang mich ein stechender Schmerz in meinem Bein in die Knie.
    Umgeben von der Dunkelheit, die das Geräusch meines viel zu schnellen Atems verstärkte, wurde mir bewusst, wonach es roch. Nach Tod.
    Panik brach über mich herein wie ein Wasserfall. Von hinten, von der Seite, von vorn. Sie füllte mich wie einen Ertrinkenden. Ich musste etwas tun, bevor ich keine Luft mehr bekam. Ich hatte nur nicht die leiseste Ahnung, was. Kurz bevor mir die Sicherungen rausknallten, übernahm der Instinkt. Ich riss den Mund auf und sog Luft in mich hinein, erst gierig, dann ganz bewusst, bis ich wieder normal atmete. Dabei versuchte ich, an nichts zu denken. Einfach nur zu atmen. Das half. Nach und nach erkannte ich, dass es nicht ganz so dunkel war, wie ich geglaubt hatte. Durch eine Glasfront fiel Mondlicht in den Raum.
    Ich war in dem Zimmer, in dem ich die letzten Tage verbracht hatte. Durch den schrecklichen Geruch des Todes drang noch ein anderer. Süß und schwer. Das Parfum gehörte zu Jakes Lady. Genauso wie die langen, hellen Haare, die sich über das Bett ergossen, auf dem ich eben noch gelegen hatte. Die dunklen Flecken hätten Schatten sein können, aber ich

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