no_way_out (German Edition)
vor allem für die Firma. Sicherheitsleute, Fahrer, aber auch Leute, die Jake sonst irgendwie nützlich sein können. Solche wie Walter, der Doktor, der Mick verarztet hat. Ein paar von diesen Männern haben auf mich und Mam aufgepasst.« Durch ihren Körper ging ein Zittern. »Wenn … Wenn sie zu viel getrunken hatte, brachten sie sie diskret nach Hause.«
»Aufgepasst?«, fragte Smiley. »So richtig? Wie Bodyguards?«
»Manchmal.«
Ich stellte mir vor, wie Edy mit einem Typen wegging und dabei die ganze Zeit einen Bodyguard an der Backe hatte. Nicht gerade das, was man sich unter Freiheit vorstellt.
»Und wo waren diese Männer, als du …« Smiley geriet ins Schleudern. »Ich meine, als du versucht hast … Warum haben sie es nicht verhindert?«
Edy starrte auf ihre Hände, von denen nur die zerkratzten Fingerspitzen mit den abgebrochenen Nägeln aus dem Ärmel des Pullovers herausschauten. »Weil sie es vielleicht getan haben?«, fragte sie tonlos.
Smiley sah aus wie vom Blitz getroffen. »Das hat Mick vorhin gemeint? Dein Selbstmordversuch war gar keiner?«
»Ich habe es nie verstanden. Weil ich nie daran gedacht hatte, mich umzubringen. Selbst wenn ich es gewollt hätte, hätte ich nicht gewusst, wie man es macht. Ich meine, wie man es richtig macht.« Sie hob den Kopf und sah mich an. »Du hast mich zum Nachdenken gebracht. Was, wenn ich es wirklich nicht selbst getan habe?«
Es musste die Hölle sein für sie. Zu ahnen, dass die Männer, die für ihre Sicherheit sorgen sollten, vielleicht ihre größten Feinde waren. Edys ganze Welt lag in Trümmern vor ihr. Sie tat mir unendlich leid. Allerdings nicht für lange, denn ihr Blick wurde hart und kalt. In mir zog sich alles zusammen. Gleich würde irgendein Gewitter über mich hereinbrechen. »Eigentlich bleibt nur noch eine offene Frage«, sagte sie mit der gleichen Kälte in der Stimme wie in den Augen. »Bist du einer von Jakes Männern und lügst dich gerade sehr geschickt aus der Sache raus, oder bist du wirklich unschuldig?«
Ihre Frage bohrte sich durch mich hindurch und spießte mich auf. Wahrscheinlich kippte ich nur deshalb nicht um.
»Hä?«, krächzte Smiley. »Wovon sprichst du?«
Ich verdammter, verdammter, verdammter Idiot hatte vergessen, wer sie war. Eine Spinne, die ihren Opfern zusah, wie sie sich in ihrem Netz verheddern.
»Sie spricht davon, dass ich ein irrer Killer sein könnte, der mit ihrem Jakey-Daddy unter einer Decke steckt.« Ich wollte Edy jedes einzelne Wort heimzahlen. »Weißt du, was ich denke?«, fragte ich genauso kalt wie sie. »Jakes Männer haben dir nichts getan. Du willst nur, dass es so ist, denn wenn es nicht so ist und niemand dir das Handgelenk aufgeschnitten hat, sondern du, du ganz alleine, dann bist du genau so ein beschissener, kaputter Freak wie ich.«
Meine Worte schienen an ihr abzuprallen. Erbarmungslos drückte sie den Spieß noch etwas tiefer in mich hinein. »War der Unfall wirklich ein Unfall oder ein abgekartetes Spiel? Eine Show für Mam und mich, um dich bei uns einzuschleusen? Wie viel hat Jake dir dafür bezahlt?«
»Ein Spiel.« Es gelang mir, mich zu beherrschen, obwohl es in mir drin brodelte. »Es war ein Spiel. Weil ich gerne durch die Luft segle und dann aus dem Kopf blute wie ein Schwein. Weil ich mich gerne von einer verwöhnten Tusse als Müll beschimpfen lasse. Weil es nichts Schöneres gibt, als das einzige Bild seiner Schwester in Fetzen auf dem glitzernden Wasser eines Pools zu sehen. Macht alles jede Menge Spaß.«
»Hört auf!«, flehte Smiley. »Das ist nicht lustig.«
»Nein«, sagte Edy, »das ist es nicht.«
Ich sagte nichts mehr. Auf dem Spielplatz in meinem Schädel standen plötzlich riesige Dominosteine, die der Irrsinn einen nach dem anderen umkippte, jeder Stein mit einem Zeichen versehen, bis der letzte umfiel und alles klar war.
Ich warf mich auf Smiley, schlang meine Hände um seinen Hals und drückte zu. Dieser Scheißkerl. Noch nie war ich so nahe dran gewesen, jemandem zu vertrauen wie ihm. Und ausgerechnet er hatte mich verraten. Ich rastete völlig aus.
Edy knallte mir ein Stück Holz auf den Rücken. Sie schlug so lange zu, bis ich von Smiley abließ.
»Bist du jetzt total verrückt geworden?«, schrie sie mich an.
Ich wusste es nicht. Ich wusste gar nichts mehr. Ich wusste nur, dass schon lange nichts mehr so wehgetan hatte wie das hier.
»Was ist los mit dir?«, fragte Edy. »Was um Himmels willen ist los mit dir?«
»Frag doch Smiley,
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