no_way_out (German Edition)
ungeduldig.
»Versteht doch! Edy hat versucht, sich umzubringen, aber sie war es nicht. Eine wie sie bringt sich nicht um. Es war Jake.« Ich verhedderte mich in meinen Worten. »Jake hat sie betäubt. Wie mich. Und dann, dann hat er …«
Ich sah, wie Edy Smiley den Arm hinhielt, und hörte auf zu reden.
»Nach Yanniks Tod«, sagte sie leise.
»Wer ist Yannik?«
»Er war mein Freund.«
»Scheiße«, flüsterte Smiley. »Das tut mir leid.«
Seine Worte gingen mir direkt unter die Haut, dorthin, wo auch Edy war, egal, ob ich das wollte oder nicht. Vielleicht war ich auch unter ihrer Haut, aber nicht so, wie sie unter meiner, sondern auf eine schreckliche Art, die sie nie vergessen würde, eine, die ihr Träume bescherte, die man niemandem wünscht. Keine Entschuldigung dieser Welt würde diese Träume je ausradieren. Ich hätte trotzdem sagen sollen, dass es mir leidtat. Das mit Yannik. Alles. Ich tat es nicht. Meine Gedanken mussten aus meinem Kopf, bevor sie mir entglitten und wieder nichts mehr Sinn ergab. Rasend schnell und total ungeordnet sprudelten sie aus mir heraus.
»Jake hat beide umgebracht. Erst Edys Vater, dann ihre Mutter. Bei Edy hat er es auch versucht. Wenn alle tot sind, gehört alles Jake. Jake! Versteht ihr? Isabella hat gesagt, dass er das Geld und die Firma will. Aber er bekommt sie nicht. Du bekommst sie, Edy. Isabella hat es mir ver…«
»Moment mal«, fiel mir Smiley ins Wort. »Du glaubst also, dass Jake ein Killer ist?«
»Es wäre doch möglich«, sagte ich verzweifelt. »Es wäre doch möglich, oder nicht?«
Edy zerfetzte alles, was ich gesagt hatte. Sie brauchte dazu viel weniger Wörter als ich. »Vergiss es! Jake bringt niemanden um.«
»Auf jeden Fall nicht Isabella.« Smiley sah mich entschuldigend an. »Er war geschäftlich unterwegs. Das steht in der Zeitung.«
»Nicht alles, was in der Zeitung steht, stimmt! Das weißt du!«, versuchte ich, Smiley zu überzeugen. »Jake hat mir versprochen, er würde mich nach dem Essen fahren, wohin ich will. Warum sollte er das tun, wenn er es gar nicht vorhatte?«, fragte ich. »Er hat gelogen. Und du …« Ich suchte Edys Blick. »Du hast gezögert. Das hast du doch! Letzte Nacht, als ich dir sagte, es könnte Jake gewesen sein. Du warst nicht sicher. Es hat geknarrt im Haus. Erinnerst du dich?«
Edys Augen waren auf mich gerichtet, aber ihr Blick ging durch mich hindurch. »Ich erinnere mich. Deshalb bin ich ja nach unten gegangen. Ich war spät nach Hause gekommen und hörte seltsame Geräusche. Aber da war niemand. Nur du.«
Nur ich.
Ich wollte kein Mörder sein!
»Warum war Mams T-Shirt in deiner Tasche?«, fragte sie.
»Ich weiß es nicht!« Meine Stimme kippte. Ich sah das T-Shirt aus der Tasche vor mir und plötzlich roch ich es, fühlte ich es. Nicht hier, nicht jetzt, sondern in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort. »Jake hat es mir nach dem Unfall an die Wunde am Kopf gedrückt«, flüsterte ich.
»Er hat dir ein T-Shirt von Edys Mutter an den Kopf gedrückt?«, fragte Smiley. »Warum?«
Ich hatte keine Ahnung. Mein Schädel war ein leer gefegter Spielplatz, auf dem sich der Irrsinn austobte. Ausgelaugt und stumm wartete ich darauf, von Edy erledigt zu werden. Sie blieb still, genauso still wie Smiley. Eine ganze Weile lang hörte ich nur das Rauschen des Wassers und fragte mich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn mich der Fluss nicht in die Mündung gespült hätte. Dann wäre es jetzt vorbei.
Es war Edy, die die Antwort auf Smileys Frage fand. »Wenn Mick die Wahrheit sagt, dann hat Jake das so geplant. Alles. Von Anfang an. Den Unfall. Den Mord, samt Beweisen. Wie das blutige Messer und das T-Shirt in seiner Tasche.« Ihre Stimme war so leer wie ihr Blick. Als hätte sie eine Tür zu einem Raum geöffnet, in den sie nicht schauen wollte, weil zu schreckliche Dinge darin verborgen waren.
»Oh, Mann«, krächzte Smiley.
»Aber es war nicht Jake.« Langsam gewann Edy die Kontrolle über ihre Stimme zurück. »Jake macht sich die Hände nicht schmutzig. Dafür hat er seine Männer. Er muss längst weg gewesen sein, als ich Mick und Mam gefunden habe.«
»Seine Männer?«, fragte Smiley verwirrt. »Habe ich etwas verpasst? Sind das jetzt die Bösen, die ins Spiel kommen?«
Jakes Männer. Edy hatte mir mit ihnen gedroht. Für mich waren sie immer die Bösen gewesen. Und für Edy?
»Jake hat Männer für alles.« Edy zog die Ärmel des Pullovers über ihre Hände. »Sie sind da, wenn er sie braucht,
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