no_way_out (German Edition)
holte tief Luft. »Jake und der Doc müssen dir irgendwelche bewusstseinsverändernden Medikamente gegeben haben. Kein normaler Mensch hätte sonst getan, was du getan hast. Und kein normaler Mensch würde einem Freund das zutrauen, was du mir zutraust.«
Das war eine lange Rede gewesen, selbst für einen, der gerne laberte, und eine ziemlich klare, für einen mit einem kaputten Kopf. Ich schaute immer noch in den Himmel. In einem hatte Smiley recht: Ich war kein normaler Mensch. So viel wusste ich auch in meinem durchgeknallten Zustand. Smiley glaubte, es liege an Medikamenten. Aber Medikamente erklärten nicht alles. Auch wenn Smiley ein wirklich tolles Wort dafür kannte. Bewusstseinsverändernd . Möglich, dass die Medikamente, die Doc Walter mir gegeben hatte, mein Bewusstsein beeinflusst hatten und es immer noch taten, doch Tatsache war: Normale Leute hatten irgendwo einen Punkt, an dem sie stoppten. Ich hatte das Stoppschild längst überfahren. Bei mir war mehr als nur die Birne kaputt. Ich hatte ein Loch in der Seele. Was ich getan hatte, entschuldigten keine Medikamente dieser Erde. Alleine dafür gehörte ich für Jahre in den Knast. Und wer weiß, vielleicht hatte ich sogar Jakes Lady auf dem Gewissen und verdrängte das einfach. Es war wie auf einer Achterbahn. Alles ging viel zu schnell. Ich raste mit Vollgas durch einen Albtraum. Irgendwo auf diesem schwindelerregenden Ritt, bei dem es einen jederzeit aus der Bahn hauen konnte, lag die Wahrheit. Ich sah sie nicht. Jedes Mal, wenn ich den Punkt erreichte, an dem ich zu wissen glaubte, was abging, katapultierte es mich in eine neue Tiefe.
Ich starrte auf das Tattoo, das ich mir damals geritzt hatte, als ich am Ende gewesen war. I’m in hell . Da war ich immer noch und ich sah keinen einzigen Weg hinaus. Ein höllischer Schmerz fraß mich von innen her auf. Ich hatte lebenslänglich. Mit mir.
»Und wenn ich es doch war?«, fragte ich. »Ich alleine? Wenn Jakes Männer einfach nur Sicherheitsleute, Fahrer und Bodyguards sind, und keine bösen Killer?«
Smiley schüttelte den Kopf. »Du hast zwar wirklich eine Menge gewaltigen Mist gebaut, aber der Typ, der mit mir unten am Fluss gelebt hat, ist kein Mörder.«
Mir schossen Tränen in die Augen.
»Das findet übrigens auch Edy. Das mit dem Mörder.«
»Findet sie.«
»Ja, findet sie.«
Entweder hatte Smiley einen Filter im Ohr, oder die Leitung zu seinem Gehirn war mal wieder falsch verknotet.
»Das klang für mich ganz anders«, sagte ich.
»Hör ihr doch einfach mal zu.«
Ich hatte Edy zugehört. Im Gegensatz zu Smiley hatte ich jedes Wort verstanden, das sie mir gesagt hatte.
»Guck mich nicht so an.« Er klopfte gegen seinen Schädel. »Der funktioniert ganz ordentlich. Zumindest nicht schlechter als sonst. Edy hat es mir gesagt. Das mit dem Mörder, nicht das mit dem Schädel. Sie möchte mir dir …«
»Hat sie?«, fiel ich ihm in sein Gelaber. »Weil sie mich so nett findet, oder was?«
Smiley seufzte. »Nein. Sie mag den Typen nicht, der du geworden bist. Den anderen hat sie nie kennengelernt und du tust wirklich alles, ihn sehr gut vor ihr zu verstecken.«
Der andere ist weg, wollte ich sagen. Den gibt es nicht mehr. Wahrscheinlich hat es den gar nie gegeben. »Du hättest Therapeut werden sollen«, sagte ich stattdessen.
»Bin ich ja«, kam postwendend Smileys Antwort. »Nur bezahlt niemand meine Rechnungen.« Er schien darauf zu warten, dass ich lachte. Da konnte er lange warten.
»Bring sie weg. Das ist das Sicherste, was du für sie tun kannst. Glaub mir.«
»Ich würde dir ja gerne glauben.« Smiley kratzte sich am Kopf. »Aber Edy ist sicher, dass Jakes Männer hinter der Sache stecken.«
»Es gibt da einen Haken.« Ich fühlte mich wie ausgespuckt und klang auch so. »Wenn Jakes Männer hinter dieser Sache stecken würden, hätten sie Edy schon in der Villa umgebracht. Und mich hätten sie als Täter präsentiert. Oder sie wären längst hier. Sind sie aber nicht. Außer uns ist da niemand.«
Auf Smileys Gesicht legte sich ein Ausdruck, der mir überhaupt nicht gefiel.
»Was ist?«, fragte ich.
»Deswegen bin ich gekommen. Um dich zu warnen. Wir werden nicht mehr lange allein hier sein. Die Bullen haben bei mir herumgeschnüffelt und eine Menge Fragen gestellt. Die kommen wieder. Und dann finden sie uns.«
»Nett, dass du mir das auch irgendwann noch gesagt hast«, schnauzte ich ihn an. »Vielen Dank.«
Smiley öffnete den Mund. Ich gab ihm keine Chance, etwas zu
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