no_way_out (German Edition)
Gewalt von jugendlichen Außenseitern ist ein neues Phänomen«, erklärt Klaus Peter Niedermeier, Sprecher des BtN. »So, wie es aussieht, müssen wir mit weiteren Verbrechen rechnen. Wir setzen uns für eine härtere Gangart gegenüber Kriminellen ein und sind für die Prüfung neuer Möglichkeiten, um dieser Wahnsinnsgewalt ein Ende zu setzen.« Im links-grünen Lager wehrt man sich gegen zu radikale Forderungen und ruft zur Besonnenheit auf.
Während die Emotionen hochgehen, fleht Jakob Linder, der zweite Ehemann von Isabella Linder, den Entführer seiner Stieftochter an, ihr nichts zu tun. »Sie hat genug durchgemacht«, sagt er in seinem Appell an den Entführer.
Editha Linder hatte vor drei Jahren den Verlust ihres Vaters zu betrauern. Kurz danach kam ihr Freund bei einem Unfall ums Leben. Jakob Linder fürchtet, dass der Tod ihrer Mutter und die Gefangenschaft in der Hand eines skrupellosen Verbrechers Editha zerbrechen könnten. »Ich mache mir Vorwürfe«, sagt ein sichtbar erschütterter Jakob Linder, der nur wenige Stunden vor der Tat zu einer Geschäftsreise aufgebrochen war. »Ich habe diesen jungen Mann zu uns ins Haus gebracht, nachdem er mir vor den Wagen gelaufen ist. Hätte ich das bloß nicht getan und wäre ich nur an jenem Abend nicht weggegangen.«
Der mutmaßliche Täter Mick S. handelte äußerst skrupellos. Die Polizei äußert sich weder zu den genaueren Tatumständen, noch zum Stand der aktuellen Ermittlungen. Bekannt ist jedoch, dass Mick S. einen Nachbarn, der zu Hilfe eilen wollte, mit einem Messer bedroht hat.
Die Polizei bittet die Bevölkerung um Ruhe und Besonnenheit und fordert sie auf, allfällige Beobachtungen, die über den Verbleib der Geisel und des Geiselnehmers Aufschluss geben könnten, unverzüglich zu melden.
Jasper Candinas @jacandinas
@BtN Nicht jeder, den ihr zum Kriminellen stempelt, ist einer. #GfLeon
Die Zeitung hatte nicht an Bildern gespart. Es gab Fotos von Jake, Isabella und Edy. Jake, mit blitzenden Augen und vor Selbstsicherheit strotzend, der typische erfolgreiche Unternehmer mit einem Mir-gehört-die-Welt-Lächeln. An seiner Seite Isabella, puppenhaft schön, ein wenig wie ferngesteuert. Edy hatte ihr Tussengesicht auf. Leicht gelangweilt, arrogant, distanziert.
Von mir hatten sie ein Polizeifoto ausgegraben, auf dem ich ziemlich zerzaust aussah. Meine Haare standen in alle Richtungen und eine Schürfung auf der rechten Wange zeugte von einem Kampf mit den Bullen. Ich sah genauso aus wie einer, der all die schrecklichen Dinge tun würde, die sie über mich schrieben. Böse, böse Dinge . So hatte es Isabella gesagt.
Sie hatte noch etwas anderes gesagt. Etwas Wichtiges. Da war ich mir sicher. Es fiel mir nicht ein, nicht sofort. Also schaute ich auf das Gesicht in der Zeitung, bis ich Isabellas Stimme klar und deutlich in meinem Kopf hatte.
Er wollte das Geld und die Firma. Aber das bekommt er nicht. Das bekommt Edy.
Darum konnte sich Jake nicht einfach scheiden lassen! Er würde alles verlieren. An seine Stieftochter. Es war alles da. Direkt vor mir, in der Zeitung. Jake hatte nie vorgehabt, mich nach dem Essen irgendwohin zu fahren. Er hatte uns betäubt und Isabella umgebracht. Das Knarren, die Gestalt am Fenster, das war er gewesen. Er musste seinen Wagen irgendwo in der Nähe geparkt haben und kurz nach mir verschwunden sein, zu seinem Termin, der ihm das perfekte Alibi lieferte.
Ich sprang hoch und wäre beinahe wieder hingeknallt. Schwarze Flecken flimmerten vor meinen Augen. Ich wartete nicht, bis ich geradeaus gehen konnte. Wie ein Betrunkener torkelte ich zu Smiley und Edy zurück.
»Hunger?«, fragte Smiley.
»Ich war’s nicht«, krächzte ich.
»Schon gut, ich glaube dir ja.« Smiley hatte den Tonfall eines Pflegers in der Klapse drauf.
»Die Firma gehörte dem richtigen Vater. Der richtige Vater ist tot. Die Mutter hat sie geerbt. Die Mutter ist tot. Edy bekommt alles. Weil sie noch nicht tot ist.«
Das war eine ziemlich wirre Ansage gewesen, aber besser bekam ich es in meiner Aufregung nicht hin. Smiley starrte mich mit großen Augen an. Aus Edys Gesicht wich die Farbe.
»Du hast nicht gewusst, wie man es richtig macht.« Meine Stimme überschlug sich. »Du trinkst nicht. Du hättest sterben können. Oder sterben sollen. Wer hat dich gefunden?«
Edy war kreidebleich. »Mam. Sie … Sie ist früher als geplant nach Hause gekommen. Ich wäre sonst …«
»Wovon redet ihr eigentlich?«, fragte Smiley
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