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no_way_out (German Edition)

no_way_out (German Edition)

Titel: no_way_out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Gabathuler
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keine Zeichen, sie sind schlicht zu langsam und zu wenig gut für Jakes Männer.«
    »Daniel hätte Verstärkung anfordern können. Vielleicht sind uns die Bullen in die Senke gefolgt, konnten aber nicht eingreifen, weil da schon eine Horde Internetfreaks war«, versuchte ich Smiley doch noch zu überzeugen.
    »Dann hätten sie uns pflücken können, als wir oben bei den Autos ankamen.« Smiley schüttelte den Kopf. »Nein. Bullen geben keine Zeichen. Sie weichen Verbrechern nicht aus. Sie verhaften sie, wenn sie die Gelegenheit dazu haben. Punkt.«
    Er hatte recht. Meine Gedanken drehten sich trotzdem weiter. Die Leitungen in meinem Kopf heizten sich auf, bis er sich anfühlte wie ein Dampfkessel. Plötzlich fiel der Druck ab. Ich sah die Antwort und sie schien mir klar und logisch. »Wenn sie uns verhaftet hätten, gäbe es Zeugen. Uns. Wir würden nicht dasselbe aussagen wie Edy. Jake müsste handeln. Das würde Edy in Gefahr bringen. Mensch, Smiley, die Bullen wissen Bescheid und geben uns zu verstehen, dass wir untergetaucht bleiben sollen.«
    »Vergiss es! Kein Bulle dieser Erde lässt Typen wie uns laufen! Die hätten uns schon längst still und heimlich kassiert, wenn sie uns aus dem Weg haben wollten.« Smiley drückte seine Hände gegen die Schläfen. »Wir drehen uns im Kreis. Mir ist schwindlig und mein Kopf explodiert gleich. Ich leg mich ein wenig hin. Ruf mich, wenn du mich brauchst.«
    Er stand auf und verzog sich ins Gästezimmer. Ich blieb sitzen und dachte weiter nach.
    Die hätten uns schon längst still und heimlich kassiert . Vielleicht hatte Daniel genau das versucht nach der Flucht aus Margots Haus! Oder auch nicht. Vielleicht war er einfach irgendein netter Typ, der nichts anderes wollte, als etwas Gutes für Gerechtigkeit für Leon zu tun, und ich hatte ihn niedergestochen. Es war einfach unmöglich, da noch durchzublicken!
    Ich setzte mich wieder an den Laptop und suchte im Internet nach Edy. Jetzt, wo ich allein war und mir niemand über die Schulter schaute, fiel es mir leichter, die Seiten aufzurufen, in denen die Medien über ihren Selbstmordversuch berichteten. Mitten in einem der Artikel stieß ich auf ein altes Familienfoto. Es zeigte eine glückliche Familie. Isabella war wunderschön und strahlte in die Kamera, als hätte sie das Glück gefunden. Edys Vater sagte, Edy hätte sein Leben erst komplett gemacht.
    Ich hatte keine Ahnung, wie es war, eine Familie zu haben und geliebt zu werden. Außer Sina hatte ich nicht wirklich eine gehabt und obwohl Sina noch lebte, fühlte sich das Nichts in mir an manchen Tagen so leer an, dass es mich aufzusaugen drohte. Edy hatte alles verloren. Ihr Nichts musste ein unendliches, riesiges schwarzes Loch sein. Kein Wunder, hatte sie sich darin total verloren.
    Schnell schloss ich die Seite und warf einen Blick auf die aktuellen Meldungen. Die neuste Schlagzeile drehte mir den Magen um.
     
Sexvideo von Isabella Linder und ihrem Mörder aufgetaucht!
     
    Sexvideo? Ich hatte nicht mit Isabella geschlafen! Oder doch? Jagte ich Phantome? Suchte ich so verzweifelt in Jake den Schuldigen, weil ich nicht wahrhaben wollte, dass ich Isabellas Mörder war? Eine Bewegung meiner Finger, und der Artikel wäre weg gewesen. Ich zögerte und folgte dann dem Link.
    Die Aufnahmen waren unscharf, aber es war hell. Viel zu hell für den Abend. Die Sonne schien ins Zimmer. Warum? Sie war beinahe untergegangen, als ich mit Jake und Isabella auf der Veranda gesessen hatte!
    Verwirrt schaute ich zu, wie Isabella sich über mich beugte, mit meinen Piercings spielte und ihre Hand zu meinem Ausschnitt gleiten ließ.
    All das war wirklich passiert. Aber nicht in der Nacht, in der Isabella umgebracht worden war. Was ich mir da anschaute, war Edys Film. Den, den sie mit dem Handy auf ihrem Sprungbrett gemacht hatte. Der Film hörte in dem Moment auf, als Isabella ihre Brüste vor mein Gesicht hielt. Es war ein klarer Fall. Genauso klar wie der Rest des Artikels, in dem stand, dass ich mich von älteren Frauen aushalten ließ und auch mit ihnen schlief.
    Wie die Aufnahmen ins Netz gelangt waren, spielte keine Rolle. Sie waren da und sie bewiesen, was für ein Mistkerl ich war.
    Die Stimmung kippte. Die Webseite von Gerechtigkeit für Leon wurde mit Kommentaren der untersten Schublade eingedeckt. Kurz nach dem Mittag deaktivierte jemand die Kommentarfunktion auf der Seite. Gleich darauf summte zum ersten Mal die Türklingel. Ich fuhr vor Schreck hoch und wusste nicht, was ich

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