no_way_out (German Edition)
Medienleute und Gaffer. Sogar vor dem Eingang draußen warten sie. Sie haben mich beinahe nicht durchgelassen.«
Wir konnten nichts für Jasper tun. Nur darauf warten, dass er sich meldete. Ich hatte immer gedacht, es gäbe nichts Hoffnungsloseres, als in der Scheiße zu stecken. Das stimmte nicht. Nichts, aber auch gar nichts tun zu können, war viel schlimmer. Das Warten fraß mich von innen her auf. Johanna brach in Hektik aus. Sie las Onlinemeldungen und schrieb Mails an Verbündete. Ich hatte genug vom Internet. Das löste kein einziges unserer Probleme.
»Es wird Zeit, Jake festzunageln«, sagte ich zu Smiley. »Heute Nacht. Morgen ist es zu spät.«
»Bin dabei.«
Er verschränkte seine Arme und machte ein Gesicht wie ein zu allem entschlossener Indianerhäuptling. Ich lachte nicht. Es war so weit. Wir würden in den Sonnenuntergang reiten. Er und ich. Ohne eine wirklich große Chance auf einen Sonnenaufgang am nächsten Morgen. Auf eine ganz verrückte Art fühlte sich das gut an.
Der Klingelton eines Handys zerriss die ganze feierliche Stimmung.
»Jasper!«, rief Johanna. Sie kam zu uns ins Wohnzimmer und stellte den Lautsprecher ein, damit Smiley und ich mithören konnten.
Er hatte sich zu einem Freund durchgeschlagen und dort versteckt. Abgesehen von einem kaputten Handy und einer blutigen Beule am Kopf ging es ihm gut. Behauptete er. Er klang nicht wie einer, der Angst hatte, eher wie einer, der wütend ist. »Wir müssen kämpfen! Die Menschen auf unsere Seite bringen, sie mobilisieren.«
»Mobilisieren. Kämpfen.« Johanna schleuderte die Wörter nicht nur ins Telefon, sondern gleich auch in Richtung von Smiley und mir. »Begreift ihr überhaupt, wie gefährlich der Kampf geworden ist?«
»Kämpfen ist immer gefährlich«, sagte Jasper.
Johanna schaltete den Lautsprecher aus und verschwand mit dem Telefon in ihr Zimmer. Smiley und ich hörten, wie sie auf Jasper einredete. Nach einer Weile kam sie zurück und hielt mir das Gerät hin. »Er will mit dir reden. Sag ihm, es reicht!«
Ich verzog mich mit dem Handy in die Küche.
Jasper machte es kurz. »Ihr müsst aus der Wohnung raus. Es wird zu unsicher.«
»Wollten wir sowieso. Könnte ziemlich schwierig werden. Da draußen sind eine Menge Leute.«
»Ich lasse mir etwas einfallen und melde mich. In meinem Schreibtisch findest du ein Handy. Ich ruf dich an.«
»Da ist noch was.« Ich zögerte, aber es war wichtig. Jasper musste wissen, an wen er sich wenden konnte und an wen nicht. »Daniel. Er könnte ein Bulle sein.«
Eine Weile blieb es still. »Wie kommst du darauf?« Ich erzählte ihm von unserem Verdacht.
»Warum hast du mir das nicht früher gesagt?«
»Ich hatte Angst, dass du mir nicht glauben würdest.«
»Hätte ich auch nicht.«
Er glaubte mir auch jetzt nicht. Ich konnte es an seiner Stimme hören. »Bis dann«, verabschiedete er sich knapp und klickte mich weg.
Das Warten begann von Neuem. Johanna war kaum mehr auszuhalten. Smiley begriff nicht, wie ihm geschah. Im einen Moment drückte sie ihn an sich, im nächsten stieß sie ihn von sich weg. Ich sah, wie sehr er darunter litt, konnte ihm aber nicht helfen, weil ich selber das Gefühl hatte, unter Strom zu stehen.
Es kam mir vor wie eine Erlösung, als endlich das Handy klingelte, das ich mir aus Jaspers Zimmer geholt hatte. Jaspers Anweisungen waren knapp und klar. »Und noch was«, sagte er, bevor er das Gespräch beendete. »Wir haben keinen Hinweis darauf gefunden, dass Daniel ein Bulle ist. Keinen einzigen.«
Jasper Candinas @jacandinas
Diese Unruhen gehen uns alle an. Wir müssen uns entscheiden, was für eine Art Gesellschaft wir wollen. Wir kämpfen für eine, die frei ist. #GfLeon
Jasper lenkte die Medienleute und Gaffer vor dem Haus ab. Es war eine ziemlich einfache Sache. Er musste nur auf den Eingang des Wohnblocks zuspazieren. Als ihn die ersten Wartenden sahen, rannten sie ihm entgegen. Wer immer an einem der anderen Eingänge gelauert hatte, bekam den Aufruhr mit und hetzte in Richtung Haupteingang. Während sich Jasper umringt von einer größer werdenden drängelnden Horde zur Tür kämpfte, verschwanden Smiley und ich durch einen Seitenausgang.
Ein Wagen fuhr auf uns zu und verlangsamte die Fahrt. Ich riss die hintere Tür auf. Smiley und ich stiegen ein.
»Hallo, Levi«, begrüßte ich den Fahrer.
»Hallo, Brückenspringer.« Ich sah im Rückspiegel, wie er grinste. »Immer schön von einer Scheiße in die nächste,
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