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no_way_out (German Edition)

no_way_out (German Edition)

Titel: no_way_out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Gabathuler
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gelesen.«
    »Genau das.«
    Während wir durch die Dunkelheit fuhren, erzählte ich Smiley von den Leuten, die damals dabei gewesen waren. Ich hatte sie unterwegs kennengelernt, an Bahnhöfen, in besetzten Häusern, im Sommer in Parks. Sie alle redeten vom gemeinsamen Kampf. Von Freiheit. Hingen an ihren Erinnerungen oder der Flasche oder an beidem, je nachdem, und hackten auf jenen herum, sie sich dem System und damit dem Feind angepasst hatten. Ich hörte ihnen nie lange zu. »Freiheit gibt es nicht«, sagte ich zu Smiley. »Wir sind alle Gefangene unserer Vergangenheit. Sogar so reiche Leute wie Edy oder so kluge Leute wie Margot.«
    Smiley schaute auf die Mittelstreifen, die auf uns zukamen und unter uns abzutauchen schienen. »Ich nicht«, verkündete er, nachdem wir bestimmt hundert oder mehr Mittelstreifen weggefahren hatten.
    »Du lebst in einer Hütte auf dem Land deines Großvaters. Mitten in seinem Schrott, von dem du wahrscheinlich kein Stück weggeworfen hast«, rechnete ich ihm vor. »Noch mehr in der Vergangenheit leben kann man gar nicht.«
    »Deswegen bin ich noch lange nicht ihr Gefangener.«
    Smiley öffnete das Fenster, steckte seinen Kopf hinaus und rief: »Ich bin ein freier Mann. Ich lebe mit der Vergangenheit, nicht in ihr, und ich bin nicht ihr Gefangener!«
    Der Fahrtwind zerzauste seine Haare. Mir fiel ein Foto mit einem Hund ein, das ich mal gesehen hatte. Der Hund hatte seinen Kopf aus dem Autofenster gestreckt, genau wie Smiley. Ich musste lachen.
    Smiley zog den Kopf ins Wageninnere zurück. »Das ist nicht witzig«, grummelte er. »Du solltest dir das hinter deine Löffel schreiben und versuchen, danach zu leben.«
    Nun, das konnte schwierig werden, denn wir rasten geradewegs einem Leben in einer unfreien Zukunft entgegen.
    »Brückenspringer. Hast du gehört? So nennen sie uns.« Er schlug die Hand auf das Armaturenbrett. »Hey, wir sind so was wie Helden.«
    »Leute, die Kurt heißen, sind keine Helden«, zog ich ihn auf.
    »Hast du was gegen den Namen?«, fragte er völlig aufgekratzt.
    »Nein.« Ich lachte schon wieder. Ich glaube, ich war noch aufgekratzter als er. Musste was mit dem Adrenalin zu tun haben.
    Smiley blätterte durch die Karten, die er ausgedruckt hatte. »Ist nicht mehr weit. Wir sollten uns langsam um die Farbe kümmern.«
    Das war Teil unseres Plans. Er war immer noch ein bisschen löchrig, aber ein paar der Löcher hatten wir gefüllt, während wir auf Jasper gewartet hatten.
    Wir fuhren nicht direkt zu Jake. Unser Ziel war die Klinik Wiesenau, dort, wo ich meinen Körper für irgendwelche Tests hingehalten und im Gegenzug einen Chip gespritzt bekommen hatte.
    Eigentlich hatten wir vorgehabt, nach Beweisen zu suchen, aber diesen Plan hatten wir schnell aufgegeben. Ich war in dieser Klinik gewesen. Einfach mal so das Alarmsystem überlisten und dann schnell in einem Labyrinth von Räumen genau die Akte mit den Testversuchen zu finden, war reines Wunschdenken. In Wirklichkeit war das unmöglich. Zumindest für zwei Typen wie Smiley und mich. Smiley fand das schade, aber er musste einsehen, dass wir beide die Falschen für so ein großes Ding waren. Die knallharte Wahrheit war: Wir hatten das einfach nicht drauf.
    Trotzdem hatten wir uns für den Zwischenstopp bei der Klinik entschieden. Wir wollten damit die Dinge gegen Jake ins Rollen bringen. Alles, was wir dazu brauchten, waren ein paar Farbdosen.
    Ich wählte ein heruntergekommenes Geschäft in einem kleinen Dorf, eins, das bestimmt keine Alarmanlage hatte. Als ich das Fenster aufbrach und den Staub auf den Regalen sah, wusste ich, dass ich seit Langem der erste Kunde war, dummerweise für den Besitzer des Ladens kein zahlender. Ich entschuldigte mich in Gedanken dafür, entschied mich für ein knalliges Rot und packte vorsichtshalber mehr als eine Dose ein.
    Zur Klinik war es nicht mehr weit. Sie lag etwas außerhalb eines größeren Orts, umgeben von einer wuchtigen Mauer. Ich parkte den Wagen.
    »Das ist deine letzte Chance«, sagte ich zu Smiley. »Wenn du jetzt nicht abhaust, kannst du dein ruhiges neues Leben im Norden vergessen.«
    »Und wen bitte labere ich dort voll?«, fragte er.
    »Wirst schon jemanden finden.«
    »Hab ich schon.«
    »Sie ist wirklich toll.«
    »Sie?«
    »Johanna.«
    »Oh ja!« Wieder legte sich dieser dümmliche Ausdruck auf sein Gesicht. »Aber sie labere ich nicht voll. Will ja nicht, dass sie mir davonläuft, bevor ich sie richtig kennengelernt habe.«
    »Ach, ja? Wer ist dann

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