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no_way_out (German Edition)

no_way_out (German Edition)

Titel: no_way_out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Gabathuler
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das arme Schwein, das du dir zum Labern ausgesucht hast?«
    »Mann!« Er schnaubte einen Riesenschwall Luft aus sich raus. »Du natürlich!«
    Ich wollte ihm sagen, was für ein prima Freund er war, aber mein Hals war wieder einmal völlig dicht.
    »Schon gut«, meinte Smiley. »Küss mich jetzt bloß nicht. Ich bin nämlich bereits vergeben.« Er griff nach den Dosen und marschierte zielstrebig los.
    Die Klinikmauer sah aus, als wäre sie erst kürzlich frisch gestrichen worden. Wir fügten dem Anstrich noch etwas Text hinzu. Als wir fertig waren, leuchtete auf der weißen Mauer eine knallrote Nachricht, die man nicht übersehen konnte.
     
Hier werden Verbrecher gemacht.
Checkt die Listen mit den Testpersonen.
Fragt nach den Chips.
FRAGT JAKOB LINDER.
     
    Die ganze Aktion dauerte höchstens fünf Minuten. Wir sorgten dafür, dass uns die Überwachungskameras voll im Bild hatten, und filmten uns mit Jaspers Handy gegenseitig beim Sprayen. Das Material schickten wir an eine Zeitungsredaktion und eine Fernsehstation, deren Kontaktnummern Jasper gespeichert hatte. Und natürlich an Jasper, für die Gerechtigkeit-für-Leon -Webseite.
    Smiley grinste wie ein zufriedener Kater. »Damit sollten wir genug Staub aufwirbeln.«
    Ich hoffte es. Ich hatte in der Klinik einen falschen Namen angegeben, genauso wie wahrscheinlich die meisten anderen. Außerdem zweifelte ich daran, dass wir überhaupt auf irgendeiner Liste auftauchen würden. Aber es arbeiteten eine Menge Leute in der Klinik. Eine einzige Person, die das Schweigen brach, reichte. Wenn nicht, wirbelte der Staub trotzdem. Die Aufnahmen zeigten klar und deutlich, dass Smiley und ich noch lebten. Das war unser Zeichen an die Polizei. Ich hoffte, sie konnten es lesen. Und wenn nicht, hatten wir immer noch das Handy, über das sie uns orten konnten.
    Wir bildeten uns nicht ein, Jake mit dieser Aktion ans Messer liefern zu können. Die Klinikmauer war so was wie unsere Hinterlassenschaft. Sollte uns etwas zustoßen, würden die Medien Fragen stellen. Hoffentlich die, die wir auf die Mauer gesprayt hatten.
    Es war Zeit für unsere nächste Station. Jake.
    Smiley redete während der ganzen Fahrt, als müsse noch alles raus, bevor ihn Jakes Männer fertigmachten. Er fing auf der Brücke an, bei den achtzehn Metern, und ich glaube, er erzählte mir unsere ganze gemeinsame Geschichte, wie wenn ich sie nicht schon kennen würde. Ich ließ ihn labern. Es war Smileys Art, mit der Sache klarzukommen. In Gedanken war ich bei Edy und dem, was wir vorhatten.
    »Ich habe sofort gewusst, dass sie was Besonderes ist.«
    »Wer?«, fragte ich. »Edy?«
    »Die auch«, meinte Smiley. »Aber eigentlich habe ich dir gerade von Johanna erzählt. Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Mit einem Ohr.«
    Das schien Smiley zu reichen. »Weißt du, so was fühlt man. Hier drin.« Er klopfte sich mit der Hand gegen das Herz. »Du hast übrigens auch so eins. Und es gehört nicht dem Teufel. Wir haben die Wahl, wem wir es geben.«
    Das hatte ich nun davon. Ich hätte ihn weiterlabern lassen sollen. Zu spät. Jetzt hielt er mir schon wieder Vorträge über Herzen.
    »Hab ich recht oder hab ich recht?«, fragte Smiley.
    Ich murmelte etwas, das er so oder anders auslegen konnte.
    »Schon in Ordnung.«
    In seiner Stimme lag ein Grinsen. Ich konnte ihn nicht mit zu Jake nehmen. Es war nicht fair.
    Smileys sechster Sinn fing meine Gedanken ab. »Denk nicht mal im Traum daran, mich abzuhängen«, sagte er.
    »Du hast zu viel zu verlieren.«
    »Ja, einen Freund. Du dämliche Nuss. Mann, wann kapierst du das endlich?«
    Ich hatte es längst verstanden. Genau deshalb wollte ich ihn nicht mitnehmen.
    »Und genau deshalb nimmst du mich jetzt mit.« Er drehte sich zu mir um. Es war ziemlich dunkel im Wagen, trotzdem erkannte ich das Leuchten in seinen Augen. Smiley sah aus wie ein Schutzengel mit Igelhaaren. Sina hätte ihn gemocht.
    Was für kranke Ideen! Es gab keine Schutzengel.
    Bist du sicher? , flüsterte Edy in meinem Kopf. Und das ohne irgendwelche schrägen Medikamente von Doc Walter. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, ein durchgeknallter Irrer zu sein, der nichts mehr zu verlieren hatte.
    Außer sich selbst. Und Edy.
    Denn Edy war unter meiner Haut und dort drin, wo Smiley vorher so theatralisch dagegengeklopft hatte. Wenn ich nicht wollte, dass sie für Jakes Wahnsinn bezahlte, dann musste ich das Ding zu Ende bringen.
    Das mit mir selbst war etwas komplizierter. Es hatte mit Sina zu tun, mit dem

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