no_way_out (German Edition)
Unfall, mit dem Loslassen und ein paar anderen Dingen, die ich nicht wirklich verstand. Es spielte keine Rolle. Ich fühlte sie. In meinem Herz. Das musste reichen.
philosophin @philosophin
Hüte deine Geheimnisse und trage ihnen Sorge.
Ich parkte den Wagen in einem Waldstück, ein paar Hundert Meter von Jakes Anwesen entfernt.
Der Mond war hinter einem dichten Wolkenband verschwunden. Einmal mehr war ich froh um Smileys Lampe, vor allem aber um sein Talent, sich in der Natur zurechtzufinden. Er war nie auch nur in der Nähe dieser Gegend gewesen, trotzdem spürte er Trampelpfade im Gehölz auf und folgte ihnen mit einem sicheren Gefühl dafür, welche von ihnen die richtigen waren. Auch nachdem wir den Schutz des Waldes hinter uns gelassen hatten, führte er mich zielstrebig über eine wilde Wiese von einer Deckung zur nächsten. Er fand Kuhlen, in die wir uns drückten, kleine Erhebungen, hinter denen wir uns versteckten. Ich roch die Gräser, spürte die Steine, die sich in die Schienbeine bohrten, wenn wir hinknieten, hörte Smileys ruhigen Atem und fragte mich, ob ich es war, der wie eine Dampflok schnaufte.
»Wie geht’s deinem Bein?«, fragte Smiley, als wir in die Nähe der ersten Häuser kamen.
»Gut«, antwortete ich leise. Das war nicht ganz die Wahrheit, aber es war der falsche Moment für Ruhepausen.
»Na, dann los.«
Wir schlichen uns bis zum Holzzaun, der Jakes Grundstück umgab. Für Smiley war er nicht wirklich ein Problem. Für mich schon, aber ich hatte ja Smiley. Er half mir hoch. »Ziemlich protzig«, meinte er, als er sich die Villa zum ersten Mal genauer ansah.
»Leben nicht alle in so einer bescheidenen Hütte wie du«, scherzte ich.
Er blieb ernst. »Es tun auch nicht alle das, was Jake tut. Ist mir ein Rätsel, was an Kohle so wahnsinnig aufregend sein soll.«
Es war nicht nur die Kohle. Es ging um Manipulation. Um Macht. Um Unbesiegbarkeit. Jake war mit allem davongekommen. Sogar mit Mord. So einer stand über allem. Es hätte mich nicht gewundert, wenn er sich für unsterblich gehalten hätte.
Wir glitten vorsichtig vom Zaun herunter und beobachteten das Anwesen aus dem Schutz einiger Büsche. Außer der Poolbeleuchtung waren alle Lampen ausgeschaltet. Auch im Haus brannte kein Licht. Ich hatte Smiley den Grundriss aus der Erinnerung aufgezeichnet und stellte fest, dass alles Gift von Doc Walter nicht ausgereicht hatte, meine Erinnerung an die Anordnung der Räume zu verwischen.
Isabellas Atelier befand sich am anderen Ende des Grundstücks. Wir schlichen zum Gartenhaus und von dort in einem riesigen Bogen um die Veranda zu den Garagen, immer mit genügend Abstand zu den Gebäuden, um die Bewegungsmelder nicht auszulösen. Auf dem Platz vor dem Haus standen zwei Autos. Beide hatte ich noch nie zuvor gesehen. Daraus etwas schließen zu wollen, machte keinen Sinn. Jake besaß einen ganzen Fuhrpark.
Auf der anderen Seite des Platzes lag der umgebaute Stall mit Isabellas Atelier. Ich hätte ihr Angebot an jenem letzten Abend annehmen und es mir anschauen sollen. Das hätte die Sache etwas einfacher gemacht.
Bis jetzt war uns noch kein einziger Wachposten aufgefallen. Wir drückten uns gegen die Stämme einiger alter Bäume in der Nähe des Stalls und warteten endlos lange, bis wir ganz sicher waren, keinen Aufpassern auf Kontrollgang über den Weg zu laufen. Nichts bewegte sich, kein Geräusch war zu hören.
»Mann, ist das unheimlich«, flüsterte Smiley.
Mehr als nur unheimlich! Etwas stimmte hier nicht. Es war zu still. Zu dunkel. Zu ruhig.
»Schlechte Schwingungen.« Smiley schob sich noch etwas weiter hinter seinen Baum. »Wir sollten verschwinden.«
Böse, böse Dinge über böse, böse Jungs.
Wir mussten diese bösen Dinge finden, egal, wie schlecht die Schwingungen waren, und das konnten wir nur, wenn wir unsere Ärsche in Gang brachten.
»Ich geh rein«, sagte ich.
»Ich komme mit«, antwortete Smiley wie aus der Pistole geschossen.
Die Tür zum Atelier war verschlossen.
»Lass mich das machen«, sagte ich zu Smiley.
Ich war öfters in leer stehende Gebäude eingebrochen und wusste, wie man eine Scheibe so einschlägt, dass es nicht zu viel Lärm macht. Trotzdem hörte sich das Klirren in der Stille der Nacht sehr laut an.
Das Erste, das mir auffiel, war Isabellas süßer Duft. Bevor die Erinnerungen eine Chance hatten, aus ihren dunklen Ecken zu kriechen, richtete ich meine ganze Aufmerksamkeit auf den kleinen Lichtkegel, den Smiley über
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